Doch bei aller Freude reflektierte das Geburtstagskind sehr präzise, dass sportliche Erfolge auf diesem Niveau eine immense Opferbereitschaft erfordern: "Wir Turnerinnen führen ein ganz anderes Leben als die meisten Gleichaltrigen. Um den Sport herum haben wir nicht viel."
Ob die Ludwigsburgerin im Jahr eins nach dem Rücktritt von Fabian Hambüchen auch nur ansatzweise in die übergroßen Fußstapfen des Reck-Olympiasiegers treten kann, ist Spekulation. Tatsache ist indes, dass die in Stuttgart trainierende Gymnasiastin das Zeug zu einem Publikumsliebling hat.
Bei den letztjährigen Olympischen Spielen von Rio de Janeiro hatte die Schwäbin noch die Rolle der mannschaftsdienlichen Mitturnerin. Bei ihrem mit immerhin 12.000 Schweizer Franken (11.200 Euro) dotierten Heimsieg in Stuttgart gegen allerdings nicht absolut erstklassige Gegnerinnen schlüpfte Alt nicht ungern in die Rolle eines gerade einmal 1,58 kleinen Stars.
"Große Perspektiven zu erkennen"
"Bei Tabea sind große Perspektiven zu erkennen. Das verspricht viel für die kommenden Jahre", sagte DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam dem SID. Und auch die fünfmalige Olympiasiegerin und sowjetische Turnlegende Nelli Kim, mittlerweile Vizepräsidenten des Weltverbandes FIG, war von der ihr bislang weitgehend unbekannten deutschen Turnerin im SID-Gespräch begeistert: "Deutschland kann glücklich sein, solch eine elegante Turnerin zu haben."
Zu solchen Lobeshymnen reichte es für Lukas Dauser aus Unterhaching und den Stuttgarter Sebastian Krimmer nicht. Der deutschen Barren-Meister kam im Mehrkampf auf Rang sechs, Neunter wurde Krimmer. Der Sieg ging erwartungsgemäß an Barren-Olympiasieger Oleg Wernjajew aus der Ukraine.
Mit dem Sieg der russischen Athletinnen in der Team Challenge ging der dreitägige Wettbewerb am Abend zu Ende. Die deutsche A-Riege, angeführt von der Olympiavierten Elisabeth Seitz aus Stuttgart, kam auf den zweiten Platz vor Spanien. Rang vier belegte eine deutsche B-Auswahl.
Auch wegen der bevorstehenden Knieoperation der letztjährigen Weltcupgewinnerin Sophie Scheder aus Chemnitz und dem verletzungsbedingten Trainingsrückstand der langjährigen deutschen Vorturnerin Elisabeth Seitz (Stuttgart) führt Alt das vierköpfige DTB-Aufgebot für die Europameisterschaften vom 19. bis 23. April im rumänischen Cluj an. Zu Alt und Seitz gesellen sich die WM-Dritte Pauline Schäfer (Chemnitz), Weltcup-Vierte von Stuttgart, sowie Routinier Kim Bui (Stuttgart).
Hirsch lässt sich noch Zeit
Während sich Frauen-Cheftrainerin Ulla Koch somit bereits festgelegt hat, lässt sich Männer-Bundestrainer Andreas Hirsch noch ein wenig Zeit. Der Berliner wird sein EM-Team erst am 2. April während der Vorbereitungsphase in Kienbaum nominieren.
Sportlich, aber auch organisatorisch sieht man sich beim DTB zwei Jahre vor den Weltmeisterschaften an gleicher Stelle auf einem guten Weg. "Die Älteren sind noch da, aber die Jüngeren drücken", beschrieb der neue DTB-Präsident Alfons Hölzl seine Eindrücke von der aktuellen Situation an den Geräten.
Der Zuschauerzuspruch beim selbsternannten "Wimbledon des Turnens" bleibt ohnehin ungebrochen. An den drei Veranstaltungstagen wurden insgesamt 24.500 Besucher gezählt, eine Bestmarke.