Zuvor hatte sich Douglas für Äußerungen entschuldigt, die ihrer ebenfalls missbrauchten Teamkollegin Aly Raisman eine Mitschuld an den Übergriffen zugeschrieben hatten.
Vor knapp zwei Wochen hatte Raisman mitgeteilt, von Nassar missbraucht worden zu sein. Im Anschluss rief sie die anderen Opfer des Arztes dazu auf, die Schuld für die Verbrechen nicht bei sich zu suchen. Douglas kommentierte dies bei Twitter. "Ein provokanter/sexueller Kleidungsstil spricht die falsche Gruppe an", schrieb sie in einem Post, der später nach reichlich Kritik gelöscht wurde.
Douglas ruderte in der Folge zurück und bekräftige ihren Standpunkt am Dienstag erneut. "Ich habe meinen Kommentar nicht als Opferbeschuldigung gesehen, weil ich weiß, dass kein Kleidungsstil irgendjemandem die Erlaubnis dazu gibt, dich zu belästigen oder missbrauchen", sagte Douglas. Anschließend räumte sie ein, auch eine Geschädigte Nassars zu sein.
Koordiniert, zu schweigen
"Wie die anderen habe ich meine Erfahrungen jahrelang nicht öffentlich gemacht, weil wir dazu konditioniert wurden, still zu sein. Und ehrlich gesagt waren einige Dinge extrem schmerzhaft", sagte Douglas. Vor ihr und Raisman hatte bereits McKayla Maroney (21) über Twitter berichtet, dass auch sie über viele Jahre von Nassar belästigt worden sei.
Nassar wird mittlerweile von mehr als 140 Frauen des sexuellen Missbrauchs und der Vergewaltigung bezichtigt. Er soll die Turnerinnen der US-Riege und Sportlerinnen von der Universität Michigan State unter dem Vorwand "medizinischer Behandlungen" über Jahre missbraucht haben.
Am eindringlichsten schilderte dies bislang Maroney: Auf dem Flug zur WM 2011 in Tokio habe ihr Nassar eine Schlaftablette verabreicht, und das "Erste, an das ich mich danach erinnerte, war dann, dass ich mit ihm alleine im Hotelzimmer war und eine 'Behandlung' erhielt. Ich dachte in dieser Nacht, ich sterbe."
Nassar steht nach Geständnis vor Freiheitsstrafe
Nassar (55) wird demnächst wohl ins Gefängnis wandern. Er hat sich zu Vorwürfen der Kinderpornographie schuldig bekannt - in seinem Besitz befanden sich mehr als 37.000 Bilder und Videos, zum Teil mit Mädchen im Alter von sechs Jahren. Am 7. Dezember fällt das Urteil, als Strafmaß sind 22 bis 27 Jahre Haft vorgesehen. Bereits am 29. November muss er sich in einem weiteren Prozess verantworten: wegen strafbarer sexueller Handlungen in 33 Fällen.