UFC

The Iceman bekommt einen neuen Job

Von Oliver Copp
Chuck Liddell (r.) tritt als UFC-Kämpfer zurück und wird nun Liga-Offizieller
© ufc

Er war der Garant für attraktive Kämpfe und ein wahrer UFC-Pionier. Jetzt hängt Chuck Liddell seine aktive Kämpfer-Karriere an den Nagel und wird Offizieller und Repräsentant des MMA-Sports.

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In den meisten Sportarten ist die Meldung, dass ein ehemaliger Spitzensportler nach dem Rücktritt bei seinem Verband oder Verein anfängt, alles andere als selten. Beim UFC ist das jedoch eine Besonderheit.

Es ist kein Geheimnis, dass der Mixed Martial Arts-Sport mit etwas über 17 Lenzen noch recht jung ist. Und so überrascht es auch nicht, dass der frühere Weltmeister der Ultimate Fighting Championship im Halbschwergewicht, Chuck Liddell, der erste frühere UFC-Kämpfer ist, der nun ein Offizieller der Liga wird.

Im Rahmen der Pressekonferenz zu UFC 125, die hier bei SPOX übertragen wurde, gab UFC Präsident Dana White den Rücktritt des Mannes mit dem Spitznamen "The Iceman" bekannt und ernannte ihn im gleichen Atemzug zum Executive Vice President of Business Development. In dieser Rolle wird Liddell gemeinsam mit dem früheren Vorsitzenden der Sportkommission von Nevada, Marc Ratner, durch die Welt reisen, um der Liga und dem MMA-Sport den Weg zu bereiten.

Abgeschlossenes BWL-Studium

Wer meint, Liddell habe aufgrund seiner langjährigen Verdienste für die UFC einen Frühstücksdirektorenposten bekommen, der könnte nicht weiter daneben liegen. Ein abgeschlossenes Betriebswirtschaftsstudium und eine Zulassung als Buchhalter und Buchprüfer belegen, dass Liddell eines nicht ist: ein Dummkopf. Wer könnte überzeugender dabei helfen, Vorurteile über den MMA-Sport auszuräumen, als ein langjähriger Kämpfer, der nach wie vor über einen messerscharfen Verstand und eine ruhige, sympathische Art verfügt?

Obwohl es der geschätzt 60 Millionen Dollar schwere Ex-Weltmeister wahrlich nicht nötig hätte, weiter zu arbeiten, geht es dem Iceman nicht gut, wenn er ganz von "seinem" Sport weg ist. Quinton "Rampage" Jackson nahm ihm vor dreieinhalb Jahren die Meisterschaft durch Knockout ab und läutete damit Liddells Niedergang ein. Den Comebackkampf gegen Keith Jardine verlor er nach Punkten, dann folgten ein Punktsieg gegen Wanderlei Silva und drei weitere K.o.-Niederlagen in Folge gegen Rashad Evans, Mauricio "Shogun" Rua und Rich Franklin.

Erste Rücktrittsforderungen werden laut

Es heißt, dass ein Kinn, das einmal geknackt wurde, nie wieder das alte sein wird. Der Knockout, den Liddell gegen Jackson kassierte, war sicherlich das Ereignis, das den Stein ins Rollen brachte. Dass er in den Jahren zuvor den Vegas-Lifestyle etwas exzessiv gelebt hatte, war aber garantiert für seinen schnellen Abbau mitverantwortlich.

Liddell dominierte den Kampf gegen Rashad Evans, bis dieser ihn mit einem blitzschnellen Schlag schachmatt setzte. Im Nachgang wurden zwar die ersten Rufe nach einem Rücktritt laut, doch gaben die meisten Experten zu, dass der Schlag, der Liddell gefällt hatte, so perfekt saß, dass die Mehrheit der Kämpfer K.o. gegangen wäre.

Im April 2009 bekam Liddell die - wie White es seinerzeit nannte - letzte Chance zu zeigen, dass er nur Pech gehabt hatte. Der heutige Weltmeister im Halbschwergewicht, "Shogun" Rua, hatte zu Beginn seiner Karriere mit einer Niederlage gegen Forrest Griffin und einem äußert knappen Sieg gegen einen völlig ausgepowerten Mark Coleman keine gute Figur abgegeben. Es reichte trotzdem, um Liddell noch in der ersten Runde auszuknocken.

Liddells letzte Chance

Nach einem Jahr Pause und einem kompletten Lebenswandel erhielt Liddell eine allerletzte Chance von Dana White und trat im kanadischen Vancouver gegen Rich Franklin an. Liddell war in Bestform. Seine altbekannte Plauze wich einem Sixpack. Er kämpfte so variabel und unvorhersagbar wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Der frühere Mittelgewichtsmeister Franklin wusste überhaupt nicht, wie er dem Iceman beikommen sollte und brach sich beim Versuch, einen Tritt zu blocken, auch noch den Unterarm. Er hätte also keine Chance gehabt, eine Freigabe des Ringarztes für die zweite Runde zu bekommen. Liddell wollte den Sack um jeden Preis zumachen, fing sich fünf Sekunden vor Ende der Runde einen Konter ein und ging zum vierten und letzten Mal in seiner Karriere K.o.

Karriereende als Neuanfang

Sechs weitere Monate dauerte es, bis Liddell sich zum schwersten Schritt seiner Karriere durchrang und seinen Rücktritt erklärte. Für ihn ist dieses Ende aber ein Neuanfang, der dieser Legende des MMA-Sports würdig ist. Niemand wollte ihn noch einmal zu Boden gehen sehen. In seiner neuen Rolle wird er den Sport noch viele Jahre als Berater und Wegbereiter begleiten. Chuck Liddell war der erste Kämpfer der UFC, dem der Sprung in den Mainstream gelang.

Er war Gaststar in einer Folge von "Entourage" und schwang bei "Dancing With The Stars" in völlig ungewohnter Umgebung erfolgreich das Tanzbein. Sein Name fiel regelmäßig in Serien wie "C.S.I." und "Numb3rs" - ein weiteres Zeichen für seine weit über den Kampfsport hinaus reichende Bekanntheit. Für Nickelback trat er im Musikvideo zu "Rockstar" auf, und Jet Li holte ihn für "Cradle 2 the Grave" an seine Seite. Selbst an der Seite von Jack Nicholson stand Liddell schon vor der Kamera - sein Auftritt im Film "Wenn der Postmann zweimal klingelt" stand allerdings in keinem Zusammenhang mit seiner späteren Kampfsportkarriere.

Spannende Kämpfe garantiert

Chuck Liddell war über einen Zeitraum von sechs Jahren der Gradmesser im Halbschwergewicht. Seine Rechte über die Deckung gehörte zu den gefürchtetsten Aktionen des MMA-Sports. An die Fehde mit Tito Ortiz und die Kampfserie mit Randy Couture erinnern sich die Fans noch heute wehmütig. Der Iceman wird den Fans für immer als das in Erinnerung bleiben, was er den Großteil seiner Karriere über war: ein Garant für spannende Kämpfe, in denen man nicht einmal zu blinzeln wagte, um ja das Ende nicht zu verpassen.

Ab dem 1. Januar wird Chuck Liddell der UFC dabei helfen, politischen Widerstand in neuen Ländern und Territorien auszuknocken, der dem Erfolg seines Sports im Weg steht. Wer weiß - vielleicht auch bald schon in Deutschland.

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