Viel geklappert wurde im Vorfeld ob der ringerischen Qualitäten von Ex-Meister Rashad Evans und seinem jungen Gegner Phil Davis. Letzterer sagte, Evans habe ringerisch nie in seiner Liga gespielt und würde kein Bein auf den Boden bekommen. Evans konterte mit den Worten, dass Davis viel Glück brauchen werde, um nicht fünf Runden lang wie eine Schildkröte auf dem Rücken zu liegen.
Die Realität hätte eindeutiger nicht sein können: Phil Davis war über die kompletten fünf Kampfrunden hinweg chancenlos. Damit ist zwar nicht gemeint, dass er gerade so den Kampfabbruch verhindern konnte, aber es gelang ihm zu keiner Zeit, die Entwicklung zu bestimmen. Evans zog seinen Stiefel durch, ging keine Risiken ein und holte sich den Pflichtsieg.
Aus der Perspektive des Newcomers Phil Davis ist diese Niederlage aber ein versteckter Sieg, denn einerseits weiß er nun, dass er mit der Nummer zwei der Gewichtsklasse über die Zeit gehen kann. Andererseits bekam Davis in diesem Kampf klar seine momentanen Grenzen aufgezeigt und kann nun gezielt daran arbeiten.
Sonnen: Jetzt Kampf gegen Silva
Im zweiten Hauptkampf des Abends sicherte sich Chael Sonnen einen einstimmigen Punktsieg gegen Michael Bisping und damit den lang ersehnten Rückkampf gegen Weltmeister Anderson Silva in Brasilien. Der Brite Bisping gab ein weit besseres Bild ab, als es die Experten erwartet hatte. Er hinderte Sonnen an etlichen Takedowns und bestimmte phasenweise das Grappling am Zaun.
Während die ersten beiden Runden eng waren, drehte Sonnen in der dritten Runde auf und eroberte im Laufe der Runde Back Mount und Full Mount und bedrohte Bisping mit Aufgabegriffen. Am Ende werteten die Punktrichter 30-27, 29-28 und 29-28 für Chael Sonnen. Runden eins und zwei waren so eng, dass jedes Ergebnis von 29-28 für Bisping über 29-28 bzw. 30-27 für Sonnen vorstellbar war.
Sollte es Chael Sonnen gelingen, Anderson Silva den Weltmeistertitel abzunehmen, hat Michael Bisping mit seiner grundsoliden Leistung hier gute Argumente für einen Rückkampf gegen Sonnen gesammelt. Den Eröffnungskampf der Hauptkarte gewann Chris Weidman mit nur elf Tagen Vorlauf einstimmig nach Punkten gegen den BJJ-Meister Demian Maia.
Duham siegt nach TKO
Weidman machte auf den Beinen eine gute Figur, aber was sich Maia dabei dachte, selbst einen weiteren Standkampf zu liefern und dabei die rechte Hand nur für halbherzige Jabs zu nutzen, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Evan Dunham holte sich im mit 65.000 Dollar Bonus pro Kämpfer dotierten Fight des Abends gegen Nik Lentz einen wichtigen Sieg auf dem Weg zu einem Titelkampf.
Nachdem Dunham Lentz in der zweiten Runde eine böse Platzwunde unter dem linken Auge zugefügt hatte, erklärte der Ringarzt den Kampf am Ende der zweiten Runde für beendet. Sieger damit durch technischen Knockout: Evan Dunham. Mike Russow setzte sich in einem enttäuschenden Kampf gegen den norwegischen Supergrappler Jon-Olav Einemo durch, der über die volle Distanz von drei Runden ging.
Cub Swanson schlug George Roop in der zweiten Runde mit einem wilden Schwinger k.o., was als kleine Überraschung gelten darf. Charles Oliveira zwang Eric Wisely bereits in der ersten Runde mit einem Calf-Slicer zur Aufgabe. Ultimate Fighter-Veteran Michael Johnson gewann einstimmig nach Punkten gegen Shane Roller.
UFC Live mit Potenzial nach oben
Joey Beltran gelang ein Erstrundensieg durch Knockout gegen den normalerweise unzerstörbaren Joey Beltran. Im Eröffnungskampf des Abends zwang Chris Camozzi Dustin Jacoby in der dritten Runde mit einem Guillotine Choke zur Aufgabe.
Alles in allem konnte UFC Live: Evans vs. Davis nicht an die überragende Qualität der letzten Veranstaltungen anknüpfen. Drei ähnlich gelagerte Punktsiege in der Fernsehübertragung versprechen selten Gutes.Doch während die streckenweise langweiligen Kämpfe in zwei, drei Monaten vergessen sein werden, ist es das Endergebnis, was zählt: Chael Sonnen und Rashad Evans bekommen ihre Rückkämpfe, womit zwei der Eckpfeiler des ersten Halbjahres schon einmal komfortabel eingezogen sind.