Nur 53 Sekunden benötigte Jake Ellenberger letzten September, um etwas zu tun, das selbst Weltmeister Georges St-Pierre nicht gelang: Er schlug Jake Shields k.o. und fügte diesem so die erste vorzeitige Niederlage in mehr als elf aktiven Jahren zu. Was das Publikum in New Orleans seinerzeit schwer beeindruckte, hätte das Zeug dazu gehabt, Ellenberger über Nacht zum Star zu machen. Blöderweise interessierten sich die Zuschauer bis dort kaum für Jake Shields, und somit verpuffte die Wirkung.
Jake Ellenberger ist heute, nach fünf Siegen in der UFC, immer noch weitestgehend ein unbeschriebenes Blatt. Nur die treuesten Zuschauer erinnern sich an sein beherztes UFC-Debüt, in dem er knapp nach Punkten gegen den heutigen Interimsweltmeister Carlos Condit verlor. Ein Punktrichter sah Ellenberger vorn, zwei hielten Condit für den Sieger.
Außer mit Condit hatte Ellenberger bisher nur mit einem Gegner Probleme: dem in Hamburg trainierenden Brasilianer Carlos Eduardo Rocha. Edus überlegenes Jiu-Jitsu stellte Ellenberger in der ersten Runde vor fast unüberwindbare Schwierigkeiten, doch dem Wahl-Hamburger ging in der zweiten Runde die Puste aus und Ellenberger holte den Sieg.
Keine Angst vor Jiu-Jutsu
Die gute Nachricht für heute Nacht: Gegen Diego Sanchez wird Ellenberger sich keine großen Sorgen über Jiu-Jitsu machen müssen, und in den letzten drei Jahren hat sich Sanchez auch einen Ruf als Distanzkämpfer verdient. Gemeint ist damit übrigens nicht sein sehr gutes Striking, sondern dass es Sanchez seitdem nicht mehr gelungen ist, einen Kampf vorzeitig zu beenden.
Böse Zungen würden behaupten, dass der Wechsel zurück zu Greg Jackson zwar Diegos Kampfrekord zuträglich, sonst aber kein Grund zum jubeln war. Sanchez' Punktsieg gegen Paulo Thiago im Oktober 2010 war alles andere als beeindruckend, und gegen den Dänen Martin Kampmann retteten Sanchez nur drei unfähige Punktrichter vor der verdienten Niederlage.
Gleichzeitig darf man Diego Sanchez nicht unterschätzen, und anders als Jake Shields hat er das Zeug dazu, Jake Ellenberger tatsächlich zum Star zu machen. Sanchez gehört zu den bekanntesten Namen des MMA-Sports und gewann in den Jahren 2006 und 2009 in einigen Abstimmungen mit seinen Siegen gegen Karo Parisyan und Clay Guida den Kampf des Jahres.
Sanchez als Sprungbrett für Ellenberger
Ein Sieg gegen Sanchez wäre das berühmte Karrieresprungbrett, das Jake Ellenberger dringend braucht. Ein weiterer vorzeitiger Sieg würde Ellenberger zudem in einen wirklich elitären Kreis befördern, denn bislang gelang dieses Kunststück nur dem damaligen Leichtgewichtsmeister BJ Penn gegen den Ultimate Fighter-Sieger.
Jake Ellenberger und Diego Sanchez sind sehr gute Hybridkämpfer: Ihr Ringen ist erstklassig, ihr Striking präzise und gefährlich. Beide haben die Ausdauer, einen Drei-Runden-Kampf mit viel Druck problemlos zu überstehen, was einen spannenden Fight verspricht. Sanchez' Jiu-Jitsu dürfte stärker sein, aber es wäre sehr überraschend, wenn es in dieser Auseinandersetzung eine Rolle spielen würde.
Sanchez braucht den Sieg, Ellenberger will ihn
In Fankreisen wird oft darüber gesprochen, dass Sanchez auf dem absteigenden Ast ist, Ellenberger im Aufstieg begriffen, und dass sich ihre Wege jetzt kreuzen. Während es vermutlich zu früh ist, den erst dreißigjährigen Diego Sanchez abzuschreiben, fühlt es sich schon so an, dass er diesen Sieg gegen Jake Ellenberger dringend braucht, um im Titelrennen wieder relevant zu werden.
Nur gibt es einen großen Unterschied dazwischen, einen Sieg zu brauchen und ihn unbedingt zu wollen. Ellenberger will den Sieg. Er will den Rückkampf gegen Carlos Condit. Und er will den Punktrichtern keine Chance geben, ihm den Abend zu verhageln - weder gegen Diego Sanchez, noch gegen Carlos Condit.
Wird Diego Sanchez zu einem Sturm auf den Titel ansetzen oder bekommt Jake Ellenberger die Chance, seinen kometenhaften Aufstieg in der UFC fortzusetzen? In der Nacht auf Donnerstag wissen wir mehr.
Außerdem bei UFC Live: Sanchez vs. Ellenberger:
- Der niederländische Riese Stefan Struve will gegen Dave Herman beweisen, dass man im Jahr 2012 mit ihm rechnen muss.
- Ultimate Fighter-Sieger Jonathan Brookins wird zu verhindern versuchen, dass Vagner Rocha nach Cody McKenzie seinen zweiten TUF-Star zum Frühstück verspeist.
- Aaron "A-Train" Simpson will sich mit einem beeindruckenden Sieg gegen Ronny Markes für einen Ausscheidungskampf gegen einen Star empfehlen. Mit inzwischen 37 Jahren heißt es: jetzt oder nie.
- Der Finne Anton Kuivanen will gegen Justin Salas verhindern, dass ihn die UFC gleich nach seinem Debüt wieder zurück nach Europa schickt.
UFC Live: Sanchez vs. Ellenberger wird in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ab 2 Uhr auf SPOX.com und UFC.tv übertragen. Die ersten Vorkämpfe starten um 0:20 Uhr auf facebook.com/UFC.