Der Freiburger Pascal Krauss konnte im Vorprogramm leider wenig gegen den Briten John Hathaway ausrichten. Ob es am Ringrost nach eineinhalb Jahren Verletzungspause lag oder Hathaway als Gegner im Moment noch eine Nummer zu groß war, kann man nicht abschließend sagen. Sicher ist allerdings, dass Krauss nie richtig in den Kampf fand.
Bereits in der ersten Runde schickte Hathaway ihn mit einem Kniestoß zum Kopf zu Boden, als Krauss gerade einen Takedown versuchte. Zwar gelang es dem deutschen Nachwuchskämpfer, den vorzeitigen Kampfabbruch abzuwenden und sich wieder zu sammeln, aber ihm schien gegen Hathaway einfach nichts von der Hand zu gehen. Auch in den Runden zwei und drei lief es nicht wesentlich besser für Krauss. Er stand die meiste Zeit vor Hathaway und wurde ausgeboxt, seine Takedownversuche konnte der Brite problemlos verhindern.
Hathaway überraschend dominant
Hathaway, der in den letzten Jahren den Ruf bekommen hatte, Kämpfe ohne großes Risiko nach Punkten nach Hause schaukeln zu wollen, drehte in der dritten Runde noch einmal richtig auf und versuchte, den vorzeitigen Sieg herbeizuführen. Er traf unter anderem mit zwei Flying Knees und einem Kniestoß zur Nase. Krauss war trotzdem abgesehen von der ersten Runde zu keiner Zeit in echter Gefahr, was für seine Zähigkeit spricht.
Alles in allem war der Kampf eine überraschend dominante Vorstellung von John Hathaway. Dessen unbenommen kann man darauf hoffen, dass Pascal Krauss bei seinem nächsten Auftritt wieder eine bessere Figur abgeben wird. Zwei schwere Schulterverletzungen und eineinhalb Jahre Pause tun niemandem gut - schon gar nicht, wenn man noch am Anfang seiner Karriere steht.
Diaz verwirrt Gegner und Zuschauer
Im Hauptkampf unterstrich der Kalifornier Nate Diaz, der Sieger der fünften Staffel von The Ultimate Fighter, mit der wohl dominantesten Leistung seiner Karriere seinen Anspruch auf einen Titelkampf im Leichtgewicht. Sein Gegner, Jim Miller, gilt im MMA-Sport als eine Bank - wer gegen ihn setzt, wird die allermeiste Zeit sein Geld verlieren. Wer darauf wettet, dass er vorzeitig verliert, kann seinen Einsatz sowieso abschreiben, denn wenn es Frankie Edgar, Ben Henderson und Gray Maynard nicht geschafft haben, ihn kleinzukriegen, schafft es auch kein anderer.
Außer dieser Andere heißt Nate Diaz. Er störte Millers Rhythmus von der ersten Sekunde an mit gewohnt brillanter Beinarbeit und den Störjabs, für die die Diaz-Brüder berühmt und berüchtigt sind. Ihr Ziel ist nicht, den Gegner damit auszuknocken, sondern ihn aus dem Takt zu bringen und seine Atmung zu stören.
Und so landet ein leichter Treffer nach dem anderen - Kopf, Kopf, Körper; Körper, Kopf, Körper; Körper, Körper, Kopf. Ein Muster dabei zu erkennen, ist fast ausgeschlossen. Man meint fast, selbst Diaz weiß nicht, warum er das tut, was er tut. Er lullt Zuschauer wie Gegner mit Dutzenden kleiner Jabs ein. Wenn man dann am wenigsten damit rechnet, kommt eine Linke mit voller Wucht, und man geht - wie Jim Miller - zu Boden.
Diaz zwingt Miller zur Aufgabe
Ganz schlimm steht es für einen, wenn Diaz die Deckung runternimmt und einen zu verhöhnen beginnt, wie es zu Beginn der zweiten Runde geschah. Dann hat er nämlich sein Timing gefunden, das Striking des Gegners als ineffektiv eingeschätzt und beschlossen, ihn durch gezielte Provokation zu Fehlern zu verleiten.
Der sonst stoisch sicher kämpfende Miller ging ihm auf den Leim wie im Bilderbuch. Er stürmte nach vorn und versuchte, Diaz hängende Deckung für einige Wirkungstreffer zu nutzen. Tatsächlich traf Miller seinen Gegner zwar mit Schlägen und Tritten, doch der setzte nur einen bösen Blick auf und nahm die Treffer nicht zur Kenntnis.
Miller beschloss schließlich, sein Glück mit einem Takedown zu versuchen - genau das, worauf Diaz gewartet hatte. Der Kalifornier setzte einen Guillotine Choke an und zog Miller zu Boden. Der erkannte die Gefahr, versuchte sich daraus zu befreien, sorgte aber letztlich nur dafür, dass Diaz den Griff noch enger zog. Miller lief rot an, biss sich sogar schon auf die eigene Zunge, die weit aus dem Mund ragte und hatte letztendlich keine andere Wahl mehr, als nach 4:09 Minuten der zweiten Runde abzuklopfen.
Diaz nun Topherausforderer für Henderson
Mit diesem Sieg ist Nate Diaz nun neuer Topherausforderer für Weltmeister Ben Henderson, sobald dieser dem früheren Champion Frankie Edgar im August seinen Rückkampf gegeben hat.
Ein Aufeinandertreffen von Henderson und Diaz wäre stilistisch eine Traumkombination, aber auch ein Kampf zwischen Diaz und Frankie Edgar wäre von der Ansetzung her hoch interessant.
Hendricks gewinnt zweiten Hauptkampf glücklich
Im zweiten Hauptkampf des Abends wurde Johny Hendricks neben Weltergewichtsmeister Georges St. Pierre der einzige Kämpfer der UFC, dem es gelang, sowohl gegen Jon Fitch als auch gegen Josh Koscheck Siege einzufahren. Mit seinem geteilten Punktsieg gegen Kos konnte Hendricks nun seinen Platz an der Spitze des Weltergewichts zementieren - nach Weltmeister GSP und Interimsweltmeister Carlos Condit, aber vor dem gesperrten Nick Diaz.
Ringerisch waren sich die beiden Kontrahenten ebenbürtig, weswegen der Kampf hauptsächlich auf den Beinen ausgetragen wurde. Runde eins war knapp, Runde zwei ging deutlich an Hendricks, Runde drei überraschend klar an den vom Kampf gezeichneten Koscheck. Zwei Punktrichter werteten die erste Runde für Hendricks, der dritte für Koscheck - die Entscheidung hätte aber genauso gut umgekehrt ausgehen können.
Belcher macht sich einen Namen
Alan Belcher wagte sich gegen den Beinhebelspezialisten Rousimar Palhares nicht nur in die Höhle des Löwen, er steckte sogar seinen Kopf in dessen Maul und sagte "Du schaffst es ja eh nicht, mich zu beißen". Anders ist es nicht zu erklären, warum Belcher nach einem Takedown von Palhares seelenruhig mit ihm am Boden blieb, während der Brasilianer methodisch an Heel Hooks arbeitete. Wer frühere Kämpfe von Palhares kennt, weiß, dass der Moment, in dem er ein Bein zu fassen bekommt, der Moment ist, in dem man besser abklopft.
Belcher konterte dagegen fast drei Minuten lang verschiedenste Beinhebel aus, brachte sich selbst in die Oberlage und landete einige Ellenbogenstöße aus dieser, die Palhares zunächst anklingelten und ihm danach die Lichter ausknipsten. Mit dieser eiskalt kalkulierten Spitzenleistung hat Belcher bewiesen, dass er im Mittelgewicht weit mehr ist als nur der Türsteher, für den er jahrelang gehalten wurde. Er sollte nun neben Michael Bisping und Chael Sonnen ins Titelrennen einsteigen.
Strikeforce-Expert überzeugt
Auch der Strikeforce-Export Lavar Johnson gab in seinem zweiten UFC-Kampf eine blendende Figur ab. Der Muay Thai-Spezialist hatte es mit Pat Barry mit einem Kickboxer höchster Güte zu tun, ließ sich von Barrys Schlagkraft aber nicht ins Bockshorn jagen. Nach den ersten Strikingsequenzen hatte Barry keine Lust mehr, weiter einzustecken und brachte Johnson zu Boden. Dort setzte er einen Americana Armlock an, der dem Kalifornier sichtbare Schmerzen bereitete. Er powerte sich aber aus dem Griff heraus, und der Kampf ging auf den Beinen weiter.
Johnson drückte Barry gegen den Käfig und zündete dort eine Salve aus gefühlten dreißig Haken und Aufwärtshaken. Einige gingen zwar in Barrys Deckung, aber da er sich nicht mehr intelligent verteidigte und schließlich in die Hocke sackte, ging Ringrichter Dan Miragliotta nach 4:38 Minuten der ersten Runde dazwischen und brach den Kampf ab.
Michael Johnson überrascht
Rashad Evans' Teamkollege Michael Johnson sorgte für eine handfeste Überraschung, als er Ultimate Fighter-Sieger Tony Ferguson über drei Runden hinweg ausboxte und sich so eine einstimmige Punktrichterentscheidung sicherte. TUF-Sieger John Dodson erwehrte sich im Fliegengewicht der Herausforderung von Tim Elliott; Dodson gewann einstimmig nach Punkten, der Kampf hätte aber auch für seinen Gegner gewertet werden können. Lokalmatador Louis Gaudinot zwang John Lineker aus Brasilien nach 4:54 Minuten der zweiten Runde mit einem Guillotine Choke zur Aufgabe.
Danny Castillo setzte sich nach Punkten gegen John Cholish durch, was Dennis Bermudez überraschend auch gegen Pablo Garza gelang. Nur eine Sekunde vor Ende der ersten Runde musste sich Nick Denis einem Rear-Naked Choke von Roland Delorme geschlagen geben. Im Eröffnungskampf ging der Tscheche Karlos Vemola eine Runde lang durch das Feuer, bevor ihm nach 1:07 Minuten der zweiten Runde ein Aufgabesieg gegen Mike Massenzio gelang, ebenfalls per Rear-Naked Choke.