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Barao kürt sich zum Interims-Champion

Von Oliver Copp
Renan Barao konnte sich bei UFC 149 feiern lassen
© ufc

Renan Barao punktet Ex-Weltmeister Urijah Faber im Hauptkampf um die Weltmeisterschaft im Bantamgewicht aus. Tim Boetsch holt sich in umstrittenem Kampf einen geteilten Punktsieg gegen Hector Lombard. Cheick Kongo dominiert Shawn Jordan über drei Runden.

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Nach einem Hauptprogramm voller langweiliger Kämpfe gab es zumindest noch einen Menschen in der Halle, der sich am Ende von UFC 149: Faber vs. Barao über den Verlauf des Abends freuen konnte. Der 25jährige Brasilianer Renan Barao verwirklichte sich seinen Traum und gewann nach der vollen Kampfzeit von 25 Minuten die Interimsweltmeisterschaft im Bantamgewicht gegen einen wenig beeindruckenden Urijah Faber.

Faber war zwar zu keinem Zeitpunkt kurz vor der Niederlage, bekam aber gegen seinen acht Jahre jüngeren Gegner kein Bein auf den Boden. Barao dominierte auf den Beinen aus der Distanz heraus genauso wie im Infight.

Der schlagstarke Brasilianer nutzte seine ausgezeichnete Takedownverteidigung, um den Fight genau dort zu halten, wo er ihn haben wollte, und mit fortschreitendem Kampfverlauf schien Faber sich immer mehr darauf zurückzuziehen, wenigstens noch über die Zeit zu kommen. Insbesondere in den Runden vier und fünf ließ er die gebotene Eile vermissen, obwohl klar war, dass er die ersten drei Runden verloren hatte.

Exzellente Beinarbeit von Barao

Zu keinem Zeitpunkt hatte man als Zuschauer das Gefühl, dass Faber noch einmal alles in die Waagschale werfen wolle. Dies war sicherlich zumindest zum Teil der exzellenten Beinarbeit von Renan Barao zu verdanken, der Faber immer einen halben Schritt voraus zu sein schien.

Nachdem bereits der Großteil des Hauptprogramms aus wenig erbaulichen Kämpfen bestanden hatte, die über die volle Distanz gegangen waren, wurde das Publikum immer unruhiger, je länger der Main Event voranschritt.

Buhrufe waren zumindest in den letzten zehn Minuten allgegenwärtig, und obwohl es keinerlei Anzeichen dafür gab, dass Faber auch nur den Hauch einer Chance hatte, auf den Zetteln der Punktrichter vorn zu liegen, wurde die Ankündigung von Renan Barao als Sieger und neuem Weltmeister heftig ausgebuht.

Viele Fragen offen

Der Kampf lässt auf beiden Seiten viele Fragen offen. Urijah Faber war zwar gefühlt chancenlos, konnte aber mit einem weiteren Topmann über die Distanz gehen. Damit dürfte endgültig klar sein, dass er zwar noch immer das Zeug dazu hat, ganz oben mitzuspielen, gleichzeitig aber der Anschluss an die Weltspitze verloren gegeben werden muss.

Wird er damit zufrieden sein, die ewige Nummer zwei zu geben oder wird es in den kommenden Monaten zu Veränderungen in seiner sportlichen Karriere kommen? Die Zeit wird es zeigen.

Doch auch Renan Barao, dessen Leistung über weite Strecken über jeden Zweifel erhaben war, muss sich die Frage gefallen lassen, warum er nie versuchte, den Kampf vorzeitig zu beenden. Gefühlt wird die in Calgary gebotene Leistung nicht genügen, um im Vereinigungskampf gegen Weltmeister Dominick Cruz zu bestehen. Er wird also noch einige Schippen auflegen müssen, um die Fans davon zu überzeugen, seinen Kampf gegen den Champ zu kaufen.

Völliges Desaster im zweiten Hauptkampf

Der zweite Hauptkampf zwischen dem früheren Meister der Bellator-Liga Hector Lombard und Tim Boetsch muss in jeder Hinsicht als völliges Desaster bezeichnet werden. Der in den letzten sechs Jahren unbesiegte Exil-Kubaner gehörte über Jahre hinweg zu den begehrtesten Talenten im Feld, verpatzte sein Debüt in der Königsklasse des MMA-Sports aber nach Strich und Faden.

Während er mit einer gehörigen Portion Vorschusslorbeeren in den Kampf ging und von den Buchmachern sogar mit vier zu eins vorn gesehen wurde, zerrieb er sich an der Zähigkeit seines Einstandsgegners Tim Boetsch. Lombard traute sich selten etwas und setzte darauf, den Amerikaner kommen zu lassen. Nachdem Boetschs Taktik aber eine völlig andere war, stand Lombard die meiste Zeit im Octagon wie bestellt und nicht abgeholt.

Die wenigen Male, als seine sonst so hoch gelobte Explosivität durchschien, verpuffte die Wirkung seiner Schläge an den Nehmerfähigkeiten seines Gegners. Boetsch hielt Lombard mit Legkicks auf Distanz, tat aber gefühlt auch zu wenig, um als klarer Sieger aus dem Kampf zu gehen.

Es gibt nur Verlierer

Es war nach drei engen Runden klar, dass an sich niemand den Sieg verdient gehabt hatte, doch nachdem die Punktrichter sich nach wie vor scheuen, Runden unentschieden zu werten, bekam Boetsch einen geteilten Punktsieg zugesprochen. Dana White hatte Lombard im Vorfeld als nächsten Herausforderer für Weltmeister Anderson Silva aufgebaut. Es steht völlig außer Frage, dass diese Pläne nun zumindest für ein, zwei Jahre auf Eis liegen.

Mit diesem Hector Lombard würde der Mittelgewichtsmeister die Matte aufwischen. Doch auch Tim Boetsch kam durch den Sieg einem Titelkampf keinen Schritt näher, womit es also nur Verlierer gab: Lombard, Boetsch und ganz sicher die Fans.

Cheick Kongo kämpfte gegen Shawn Jordan intelligent aber unspektakulär und gewann nach drei Runden extremen Cage Pressings nach Punkten. James Head holte sich eine geteilte Punktentscheidung gegen Brian Ebersole, dessen Siegesserie somit gebrochen ist.

Matt Riddle zeigte sich gegen Chris Clements in Bestform und zwang Clements in der dritten Runde mit einer stehenden Arm Triangle zunächst zu Boden und dann nach 2:02 Minuten zur Aufgabe.

Rivera knipst Delorme aus

Nick Ring holte sich vor heimischem Publikum einen umstrittenen Punktsieg gegen Court McGee. Francisco Rivera knipste Roland Delorme nach 4:19 Minuten der ersten Runde die Lichter aus. Ryan Jimmo schlug Anthony Perosh nach nur sieben Sekunden k.o. und ist nun Mithalter des UFC-Rekords für den schnellsten Knockout.

Bryan Caraway zwang Mitch Gagnon nach 1:39 Minuten der dritten Runde mit einem Rear-Naked Choke zur Aufgabe. Antonio Carvalho schlug Daniel Pineda nach 1:11 Minuten k.o., und im Eröffnungskampf holte sich der Finne Anton Kuivanen einen geteilten Punktsieg gegen Mitch Clarke.

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