Der aus sportlicher Sicht interessantere Kampf ist das Finale des Turniers, um den ersten Fliegengewichtsmeister der UFC-Geschichte zu krönen, in dem Joseph Benavidez und Demetrious "Mighty Mouse" Johnson aufeinander treffen.
Benavidez, der mit Urijah Fabers "Team Alpha Male" trainiert, blickt auf eine lange und erfolgreiche Geschichte im Bantamgewicht zurück. Die Weltmeisterschaft konnte er sich in seinem Titelkampf gegen Dominick Cruz jedoch nicht sichern. Nachdem das bereits die zweite Niederlage gegen Cruz gewesen war, konnte Benavidez sich ausmalen, dass er in dieser Gewichtsklasse keine Perspektive und damit keine Zukunft mehr hatte.
Als die Ultimate Fighting Championship ihm anbot, in der ersten Runde des Turniers gegen Yasuhiro Urushitani anzutreten, sagte er deswegen spontan zu. Sein japanischer Gegner hatte ihm wenig entgegenzusetzen und musste sich bereits nach elf Sekunden der zweiten Runde geschlagen geben.
Mighty Mouse aus dem Nichts
Anders als Benavidez hatte keiner der Offiziellen "Mighty Mouse" so richtig auf der Uhr. Er hatte sich zwar in kleineren Ligen einen guten Namen gemacht, aber das hat oft wenig zu bedeuten, wenn man plötzlich gegen Gegner ins Octagon steigen muss, die fünf Ebenen über dem stehen, gegen was man bislang gekämpft hat.
Seinen Einstandskampf bei World Extreme Cagefighting gegen Brad Pickett verlor Johnson dann auch einstimmig nach Punkten. Er konnte sich gegen die Takedownversuche des deutlich massigeren Pickett nicht zur Wehr setzen. Gleichzeitig prophezeite man Johnson eine große Zukunft, sollte es einmal eine Fliegengewichtsdivision geben.
Mit Siegen gegen Nick Pace, Damacio Page, Norifumi Yamamoto und Ex-Weltmeister Miguel Torres qualifizierte sich Johnson dann aber doch für einen Titelkampf gegen Weltmeister Dominick Cruz. Obwohl er gute Ansätze zeigte und Cruz mit seiner Schnelligkeit zeitweise vor Schwierigkeiten stellte, reichte es nicht, um nach fünf hart umkämpften Runden den Sieg zugesprochen zu bekommen.
Stattdessen bekam "Mighty Mouse" einen der vier begehrten Plätze im Fliegengewichtsturnier, in dem er sich im zweiten Versuch gegen Ian McCall beweisen konnte.
Benavidez Favorit, Johnson dennoch unter Druck
In den Wettbüros in Las Vegas wird Benavidez als haushoher Favorit gehandelt, und viele Experten riefen ihn bereits vor Beginn des Turniers als den zukünftigen Weltmeister aus. Auf ihm lastet der größte Druck, mit dem er in seiner Karriere bislang umgehen musste.
Er, der Supersportler, hat bereits einmal im Titelkampf versagt. Wenn er ein zweites Mal scheitert, wird er wohl nur noch als einer unter vielen sein - jemand ohne Perspektive und Zukunft. Joseph Benavidez weiß, dass er gewinnen muss. Er hat keine andere Wahl, wenn er nicht vor einem Scherbenhaufen stehen will.
Demetrious Johnson verspürt zwar ebenso den Druck, im zweiten Anlauf den Gipfel zu stürmen, aber da ihm nie viel zugetraut worden war, hat er auch deutlich weniger zu verlieren. Als Karriere-Underdog lebt es sich ganz bequem, wie UFC-Legende Randy Couture aus eigener Erfahrung zu sagen pflegte.
Müssen die Punktrichter ran?
Johnson weiß, dass er seinen Geschwindigkeitsvorteil ausspielen werden muss und dass er unendlich viel Energie im Tank benötigen wird. Gegen Benavidez zu bestehen setzt voraus, dass er sich der Takedowns seines Gegners erwehren muss.
Johnson wird fünf Runden lang den entscheidenden Schritt voraus sein müssen. Er wird Benavidez mit vielen kleinen Schlägen und Kombinationen aus dem Tritt bringen müssen. Und er wird geduldig sein müssen - der Versuch, sich einen vorzeitigen Sieg zu sichern, wird von einem Ringer von Benavidez' Kaliber in den meisten Fällen bestraft, und auf dem Rücken will sich Mighty Mouse in diesem Kampf nicht wiederfinden.
Während eine Punktrichterentscheidung nach der vollen Distanz in diesem Titelkampf der wahrscheinlichste Kampfausgang sein wird, rechnet kaum jemand damit, dass der Fight um die Halbschwergewichtsmeisterschaft der UFC zwischen Meister Jon Jones und Herausforderer Vitor Belfort überhaupt in die dritte Runde gehen wird.
Keine Chance für Jon Jones?
Jones stand in den letzten Wochen im Mittelpunkt einer der größten Kontroversen der UFC-Geschichte. An sich hätte er bei UFC 151 gegen Dan Henderson verteidigen sollen. Dieser hatte sich vier Wochen vor dem Kampf im Training verletzt und musste eine gute Woche vor dem Kampfabend absagen.
Der UFC gelang es, Hendersons Teamkollegen Chael Sonnen als Ersatz zu gewinnen, aber Jones und sein Trainer Greg Jackson waren nicht gewillt, sich so kurzfristig auf einen neuen Gegner einzustellen. Damit war der Hauptkampf von UFC 151 geplatzt. Da sonst keine großen Namen für die Veranstaltung verpflichtet worden waren, sah sich die Liga gezwungen, den Event komplett abzusagen.
Nach gefühlten zehn weiteren Wendungen steht Jon Jones nun im Hauptkampf der UFC 152 in Toronto, und er trifft dort auf den früheren Halbschwergewichtsmeister der UFC, Vitor Belfort, der aus dem Mittelgewicht eine Klasse nach oben wechselt. Dass viele Fans von einer sehr einseitigen Ansetzung sprechen, ist kein Wunder.
Belforts einzige Chance gegen Jon Jones ist tatsächlich, dass er den Meister gleich in den ersten Sekunden des Kampfes mit einer seinen gefürchteten Schlagkombinationen trifft und Jones' Kinn der Barrage nicht standhalten kann. Blöderweise ist dies allen Beteiligten klar - auch Jon Jones, der sich vorgenommen hat, Belforts Kampfeswillen zu brechen und ihn dann eindrucksvoll zu besiegen.
Rückkampf genau studiert
Wunder gibt es immer wieder im Kampfsport, doch Belforts Blitz schlug bereits im Titelkampf gegen Randy Couture ein, als des Herausforderers Handschuhnaht Coutures Augenlid nach wenigen Sekunden durchtrennte und der Ringarzt den Kampf deswegen abbrechen musste.
Im Rückkampf verpasste Couture Belfort eine Abreibung, wie der Brasilianer sie in seiner ganzen Karriere zuvor nicht und auch danach nie wieder erlebt hatte. Jon Jones wird diesen Rückkampf genauestens studiert haben, denn dass der Blitz noch einmal einschlägt, ist beliebig unwahrscheinlich. Dass Belforts Siegeswillen gebrochen werden wird, ist dagegen fast sicher.
Außerdem bei UFC 152:
- Michael Bisping will gegen Brian Stann den letzten Akzent setzen, den er noch benötigt, um endlich den Titelkampf gegen Anderson Silva zu bekommen, den er in seiner Gedankenwelt schon seit Jahren verdient.
- Bispings Erzrivale Matt Hamill kehrt aus dem Ruhestand zurück und will gegen Roger Hollett herausfinden, ob er noch einen zweiten Anlauf wagen soll. Schließlich hält er auf dem Papier einen Sieg gegen Jon Jones...
- TUF-Veteran Vinny Magalhaes bekommt nach längerer Zeit in anderen Verbänden eine zweite Chance, die er diesmal nutzen will.
- Der Norweger Simeon Thoresen wird gegen Seth Baczynski seinen zweiten UFC-Sieg in Folge für Vaterland und Fans einzufahren versuchen.
UFC 152: Jones vs. Belfort wird in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab 4 Uhr auf SPOX.com und UFC.tv übertragen. Die Vorkämpfe starten um 1:00 Uhr auf facebook.com/UFC und um 2 Uhr dann parallel auf SPOX.com und UFC.tv.