Wer Stefan Struve kennt, weiß, dass der über zwei Meter lange Aufgabegriffspezialist durchweg für interessante Kämpfe steht. Mal verliert er, mal gewinnt er - aber spannend macht er es jedes Mal. Mit dem Sieg gegen Stipe Miocic ist es ihm nun erstmals gelungen, vier Siege in Folge in der UFC einzufahren und damit eine völlig neue Konstanz an den Tag zu legen.
Noch interessanter ist allerdings, dass Struve endlich gelernt zu haben scheint, seine überragende Reichweite zu seinem Vorteil zu nutzen, um den Gegner auf Distanz zu halten.
An Gelegenheiten hat es Miocic dabei nicht gemangelt. Jedes Mal, wenn es ihm gelang, an den Holländer heranzukommen, setzte er Aufwärtshaken und rechte Haken über die Deckung ein. Struve wackelte auch mehrfach, fing sich aber jedoch stets wieder, weil er Miocic wieder auf Distanz brachte.
Struve vs. Overeem?
Der Amerikaner setzte seine Tradition fort und blockte etliche Wirkungstreffer mit dem Kinn. Das klappte auch fast zwei Runden gut, bis Struve ihn mit einem Uppercut erwischte, der ihn anklingelte. Miocic taumelte durchs Octagon, Struve ging hinterher und setzte mit einem Haken nach dem anderen nach.
Miocic ging zwar nicht zu Boden, aber er näherte sich immer mehr einem stehenden Knockout. Nach 3:50 Minuten der zweiten Runde ging Ringrichter Herb Dean dazwischen und brach den Fight ab. Stefan Struve beendete somit die lange Siegesserie von Stipe Miocic und empfahl sich für Größeres.
Im Moment stehen die Chancen nicht schlecht, dass es Anfang 2013 zu einem rein holländischen Duell zwischen Struve und dem früheren Schwergewichtsmeister von Strikeforce, Alistair Overeem, kommen wird.
Hardy feiert Heimerfolg
Im zweiten Hauptkampf des Abends ließ Lokalmatador Dan Hardy gegen Amir Sadollah die Puppen tanzen. Hardy musste im Laufe des dreiründigen Kampfes viele harte Treffer zum Kinn einstecken, war aber zu keiner Zeit in ernsthafter Gefahr. Dafür fügte er seinem amerikanischen Gegner eine Cutverletzung nach der anderen im Gesicht zu.
Hardy gewann zwei Runden deutlich, die dritte war knapp, und so konnte der einstimmige Punktsieg für den Mann aus Nottingham niemanden verwundern. Während die UFC in der Fernsehübertragung einblendete, dass Hardy acht seiner letzten zwölf Kämpfe gewonnen hatte, wäre die Information für den Zuschauer sicher interessanter gewesen, dass er vier seiner letzten fünf Kämpfe verloren hatte. Für ihn stand damit weiterhin viel auf dem Spiel.
Hardys ringerische Fähigkeiten sind nach wie vor nicht gut, und das wird ihn mittelfristig daran hindern, im Weltergewicht über gutes Mittelmaß hinauszukommen, aber wenn er sich von Titelaspirationen verabschiedet, hat er gute Chancen, noch lange einer der beliebtesten Kämpfer der UFC zu bleiben. Sein nächster Wunschgegner: der frühere Weltergewichtsmeister Matt Hughes.
Pickett bestätigt seinen Spitznamen
Brad Pickett aus London trägt den Beinamen "One Punch" nicht zu Unrecht, wie er in Nottingham wieder einmal unter Beweis stellte. Nach einem spannenden und actionreichen Abtasten in der ersten Runde gegen Yves Jabouin traf er den Kanadier mit einem Aufwärtshaken, der ihn geradewegs ins Land der Träume beförderte. Auch Jabouins Sekundant Georges St. Pierre konnte Pickett nach seinem Sieg nach 3:40 Minuten der ersten Runde nur noch Respekt zollen.
Matt Wiman, der zuletzt vor etwas über einem Jahr eine unglückliche Punktentscheidung gegen den Deutschen Dennis Siver verlor, meldete sich mit einer herausragenden Leistungen gegen den unbesiegt in den Fight gegangenen Engländer Paul Sass zurück. Sass ist bekannt als der "Meister des Triangle Chokes" und beendet seine Kämpfe am liebsten mit einem Aufgabegriff.
Matt Wiman war dagegen dafür bekannt, dass es fast unmöglich ist, ihn zur Aufgabe zu zwingen. Die Kontrahenten wechselten sich 3:48 Minuten lang mit Aufgabegriffen ab. Ein Beinhebel von Sass. Ein Triangle Choke von Wiman. Dann griff sich Wiman in der Nähe des Zauns einen von Sass' Armen.
Der Engländer kämpfte verzweifelt gegen die Straight Armbar an, die Wiman anzusetzen versuchte, doch am Ende saß der Hebel, und er musste abklopfen.
Punktsieg für Hathaway
John Hathaway gewann einstimmig nach Punkten gegen John Maguire, doch der Kampfverlauf war keineswegs so deutlich. Hathaway hatte reichlich Mühe, den auf dem Papier unterlegenen Maguire zu kontrollieren, wodurch der Fight zu einem recht langweiligen Gewürge verkam - einer klassischen Pattsituation, in der keiner was zeigen konnte.
Duane "Bang" Ludwig zog sich in seinem Kampf gegen den Briten Che Mills eine Knieverletzung zu, weswegen ihre Auseinandersetzung vorzeitig abgebrochen werden musste. Mills hatte Ludwig bis zu dem Zeitpunkt mit Kniestößen und Beinfegern zerstört, sodass der verfrühte Abbruch am Ergebnis nichts geändert haben wird.
Jimi Manuwa setzte sich in seinem UFC-Debüt gegen Kyle Kingsbury durch. In der ersten Runde bekam Kingsbury kein Bein auf den Boden und wurde von Manuwa mit Strikes bis an den Rand der Niederlage gebracht. Als diese Offensivsalve nichts brachte, schien Manuwa mit den Kraftreserven am Ende zu sein, und Kingsbury übernahm in der zweiten Runde die Kontrolle.
Zwischen Runden zwei und drei entschied der Ringarzt, dass er den Kampf abbrechen muss, weil Kingsburys linkes Auge komplett zugeschwollen war. Man rechnet damit, dass er nun längere Zeit pausieren werden muss, da sein Jochbein an zwei Stellen Frakturen hat.
Fans sauer auf Urteil
Akira Corassani bekam gegen Publikumsliebling Andy Ogle eine geteilte Punktentscheidung zugesprochen, die nicht nur die Fans in der Halle erzürnte, sondern nach dem Regelkatalog der UFC mit einem dicken Fragezeichen bewertet werden müsste.
Während die erste Runde noch knapp war, zeigte Ogle in Runde zwei einen Takedown und einen Guillotine Choke, der bei anderen Punktrichtern das Zünglein an der Waage gewesen wäre. Corassani landete in der dritten Runde einen Haken, der Ogle zu Boden schickte, während der Brite den Rest der Runde dominierte.
Tom "Kong" Watson versiebte seinen UFC-Einstand gegen Brad Tavares und unterlag dem Amerikaner mit 27-30, 28-29 und 29-28 Punkten. Der Kampf war knapp, aber der hoch gefeierte Brite Watson konnte nicht annähernd an die Erfolge anknüpfen, die er außerhalb der UFC gefeiert hatte.
Ob das nun auf Nervosität vor diesem für ihn so wichtigen Kampf zurückzuführen war, oder darauf, dass im Haifischbecken der UFC selbst die weniger hoch geschätzten Kämpfer immer noch deutlich besser sind als die Spitze der britischen Lokalprominenz, sei dahingestellt. Er wird eine zweite Chance bekommen - dann wird man sehen, was Sache ist.
Nelson mit eigenem Fanclub
Gunnar Nelson aus Island hatte mit DaMarques Johnson keinerlei Schwierigkeiten und besiegte den Amerikaner nach 3:24 Minuten der ersten Runde mit einem Rear-Naked Choke. Nelson hatte gleich einen eigenen Fanclub von der Insel mitgebracht, die ihn frenetisch anfeuerte. Man muss die Ansetzung aber insofern hinterfragen, als dass Johnson den Kampf nicht hätte angeboten bekommen dürfen.
Er war erst vor wenigen Wochen von Mike Swick k.o. geschlagen worden, und seine medizinische Sperre war erst kürzlich aufgehoben worden. Er hatte keine Chance, sich vernünftig auf Nelson vorzubereiten.
Im Eröffnungskampf setzte sich Robbie Peralta durch Knockout nach nur 23 Sekunden gegen Jason Young durch. Young war völlig chancenlos.