Peter Sobotta ist deutschen UFC-Fans ein Begriff. Der Balinger ist der einzige Kämpfer, der bisher bei allen drei Deutschland-Events der Kampfsportliga auf dem Programm stand. Dass seine Karriere in der UFC nach siebzehn Monaten und drei Punktniederlagen wieder vorbei war, kam dabei für den heute 27-Jährigen nicht überraschend. "Ich war damals zu jung und auch - ganz ehrlich - nicht gut genug", so Sobotta im Gespräch mit SPOX.
Inzwischen sind rund dreieinhalb Jahre vergangen, in denen sich Sobotta fünf Siege in der ersten Runde sicherte, alle durch Rear-Naked Choke. Joe Silva, einer der beiden Matchmaker der UFC, nahm Notiz von Sobottas Lauf und entschied sich, ihm bei der UFC Fight Night in Berlin einen neuen Start in der Königsklasse des Mixed Martial Arts-Sports zu ermöglichen.
Andreas Kraniotakes, Sobottas Trainingspartner und selbst international erfahrener MMA-Kämpfer, sagte, die Fans würden den besten Peter Sobotta aller Zeiten in Berlin erleben. Er sei heute ein völlig anderer Kämpfer und achte heute mehr auf seine Stärken als in jüngeren Jahren.
Tatsächlich kommt man nicht umhin, eine erhebliche Veränderung bei Peter Sobotta festzustellen. Er ist deutlich massiger als früher, was ihm im Grappling zu Gute kommen wird. Der ruhige, leicht nervös wirkende UFC-Neuling wich einem entspannten, in drei Sprachen mit den Journalisten kommunizierenden Veteranen. Man merkt ihm an, dass der Auftritt in Berlin nicht sein erstes Rodeo ist.
Auch Siver brauchte zwei Versuche
Auch der gegenwärtig gesperrte deutsche UFC-Star Dennis Siver benötigte zwei Anläufe, um in der UFC so richtig Fuß zu fassen. Am Samstag soll der erste Sieg in der UFC folgen und dann, so Sobotta, will er in Las Vegas kämpfen - etwas, von dem er schon immer geträumt hat.
Das Leben könnte so einfach sein, wenn man keinen Gegner hätte. Der junge Pole Pawel Pawlak wird alles daran setzen, Sobottas Traum zu zerstören und seinen eigenen Traum zu verwirklichen. Nach zehn Siegen in Folge außerhalb der Organisation will er seine Fäuste und Ellenbogen nutzen, um sein Debüt zu gewinnen.
Wenn man die Kampfstile beider kennt und die Gegner, die sie besiegt haben, kommt man nicht umhin, sich zu wundern, warum Buchmacher Pawlak im Schnitt mit 2:1 als Favoriten einstufen. Möglicherweise liegt es daran, dass Peter Sobottas letzter Kampf schon eineinhalb Jahre her ist. In dieser Zeit der Inaktivität gewann Pawlak gleich fünf Kämpfe vorzeitig.
Hein debütiert mit 30 im Octagon
Nick Hein, der zweite deutsche Kämpfer am Start, wird am Samstag im Alter von 30 Jahren in der UFC debütieren. Nach rund fünf Jahren und zehn Siegen fühlt er sich nun bereit fürs Octagon. Der Polizist aus Köln steigt ins hart umkämpfte Leichtgewicht ein, wo auch Dennis Siver seine größten Erfolge holte.
Sein Gegner ist der Amerikaner Drew Dober, ein Kandidat der 15. Staffel der UFC Realityshow The Ultimate Fighter, der bereits in der Qualifikationsrunde ausschied und sein UFC-Debüt verlor. Dobers Fähigkeiten am Boden darf man nicht unterschätzen, aber als Kämpfer spielt Hein nach Ansicht vieler Experten in einer ganz anderen Liga.
Im Hauptkampf der UFC Fight Night in Berlin bekommen es die Mittelgewichte Mark Munoz und Gegard Mousasi miteinander zu tun, und beide stehen mit dem Rücken zur Wand. Mit inzwischen 36 Jahren befindet sich der frühere Ringer Munoz im letzten Drittel seiner Profikarriere. Sein großer Traum war immer, einmal um die Weltmeisterschaft zu kämpfen, doch wenn er jemals noch in die Nähe eines Titelkampfes kommen will, ist ein Sieg gegen den Niederländer Mousasi Pflicht.
Mousasi gegen Munoz gefordert
Der frühere Strikeforce-Champion konnte in der UFC bislang nicht richtig überzeugen. Auf einen wenig inspirierten Punktsieg gegen Ilir Latifi in Schweden folgte eine klare Niederlage nach Punkten gegen den jetzigen Herausforderer Lyoto Machida. Mousasi, der bei Strikeforce und in der japanischen Liga Dream für seine schnellen vorzeitigen Finishes bekannt war, braucht in Berlin eine beeindruckende Leistung gegen Mark Munoz.
Ob das nun ein Fluch oder ein Segen für die Fans ist, wird sich erst am Samstag zeigen. Manche Kämpfe dieser Art entwickeln sich zu regelrechten Schlachten, weil beiden glänzen wollen, während andere Fights deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben, da sich keiner der Kontrahenten einen Schnitzer leisten will und somit auf Nummer Sicher spielt.
In einer Gewichtsklasse, in der sich Namen wie Anderson Silva, Lyoto Machida, Vitor Belfort, Jacare Souza, Luke Rockhold, Tim Kennedy und Michael Bisping um die nächsten Titelkämpfe prügeln, muss man herausregende Leistungen bringen, um überhaupt wahr genommen zu werden - und das könnte uns in Berlin einen denkwürdigen Hauptkampf bescheren.
Außerdem bei der UFC Fight Night in Berlin:
- Der Franzose Francis Carmont hat - wie sein Mentor Georges St. Pierre - einen für die Fans oft wenig ansprechenden Kampfstil. Auch seinem Gegner, CB Dollaway, sagt man ähnlich viel Taktieren nach, doch er zeigte in seinem letzten Kampf gegen Cezar Ferreira, dass er auch anders kann. Wird es ihm gelingen, Carmont diesen Stil aufzuzwingen oder gehen sie über drei Runden?
- Luke Barnatt und Sean Strickland sind zwei der aufstrebenden Hoffnungen im Mittelgewicht. Beide steigen am Samstag ungeschlagen ins Octagon - doch nur einer von ihnen wird es mit einem perfekten Kampfrekord verlassen.
- Mit Tom Niinimäki und Niklas Bäckström treffen ein Finne und ein Schwede im Federgewicht aufeinander, die das Potential dazu haben, die Gewichtsklasse richtig aufzumischen.
- Der Schwede Magnus Cedenblad sieht sich im Mittelgewicht in einer ähnlichen Position und will dies durch einen zweiten Sieg im Octagon untermauern. Sein ungeschlagener Gegner Krzysztof Jotko hat da allerdings noch ein Wörtchen mitzureden.
Die UFC Fight Night in Berlin wird am Samstag ab 21 Uhr im Rahmen von UFC Fight Pass auf "UFC.tv" übertragen. Die Vorkämpfe starten dort um 18:30 Uhr.