Die Fliegengewichtsdivision der UFC feierte im März ihr zweijähriges Bestehen, und die bisherige Bilanz ist sportlich extrem positiv. Mit einem dominanten Champion, Demetrious Johnson, und Herausforderern wie Joseph Benavidez, John Dodson, John Moraga und Ian McCall kann man nicht viel verkehrt machen.
Eines der bisher ehernen Gesetze war, dass Titelkämpfe im Fliegengewicht über die vollen fünf Runden gehen und am Ende der "Mighty Mouse" genannte Weltmeister gewinnt. Hinter dieser spielerischen Zusammenfassung steckt aber manchmal latent die Kritik, dass Fliegengewichte einfach nicht genug Power in den Fäusten haben, um Kämpfe vorzeitig zu beenden.
Während das tatsächlich für die Mehrheit der Fights in der Gewichtsklasse gegolten hat, bewies gerade der Weltmeister zuletzt, dass es auch anders geht: Im Rückkampf gegen Joseph Benavidez machte er nach nur 2:08 Minuten der ersten Runde mit Schlägen den Sack zu.
Bei UFC 174 in Vancouver wird Johnson seine Weltmeisterschaft gegen das einzige Federgewicht in der UFC aufs Spiel setzen, das in Fankreisen dafür bekannt ist, seinen Gegnern bevorzugt das Licht auszuknipsen: Ali Bagautinov. Dass es in seinen letzten beiden Kämpfen gegen John Lineker und Tim Elliott nicht klappte mit dem vorzeitigen Sieg, ist für den 29-jährigen Fighter aus der russischen Republik Dagestan nur eine weitere Motivation, das vorzeitige Ende gegen den Weltmeister zu suchen.
Knockout ist die Chance
Dass die Buchmacher in Las Vegas Bagautinov als krassen Außenseiter sehen, dürfte deswegen auch eher an Johnsons Dominanz liegen als an irgendwelchen offensichtlichen Schwächen des Herausforderers. Trotzdem - wenn jemand mit 6:1 favorisiert wird, hat das seine Gründe. Der Blitz kann gelegentlich einschlagen wie zuletzt im Kampf zwischen T.J. Dillashaw und Renan Barao, aber dass haushohe Favoriten mit fliegenden Fahnen untergehen, ist im Jahr 2014 selten geworden.
Demetrious Johnson verfügt über die seltene Gabe, über fünf Runden volles Tempo zu gehen und am Ende so zu wirken, als habe er noch die Power für fünf weitere Runden. Bagautinov musste noch nie länger als drei Runden überstehen. Die wirklich spannende Frage ist, ob sein Striking nach der zweiten, dritten Runde noch ein Faktor sein wird oder ob er sich in den entscheidenden Runden auf seine ringerischen Fähigkeiten verlegen wird, um Kraft zu sparen.
Deswegen wird es wohl auf eines von zwei Enden hinauslaufen: Entweder gelingt Bagautinov früh ein überraschender Knockout oder Mighty Mouse bleibt über die volle Distanz Weltmeister. Keiner der Kontrahenten musste sich bislang jemals vorzeitig geschlagen geben. Bagautinov wird es versuchen, diese Situation herbeizuführen - gelingt es ihm jedoch nicht früh, wird er mit fortschreitender Zeit zurückfallen.
Außerdem bei UFC 174:
- Der kanadische Sonderling Rory MacDonald wird gegen Tyron Woodley versuchen, seinen Anspruch an einen Titelkampf im Weltergewicht zu festigen. Er wird Woodley jedoch komplett zerstören müssen, um sich sofort in Stellung zu bringen - und die Wahrscheinlichkeit dafür ist umgekehrt höher.
- Der frühere UFC Schwergewichtsmeister Andrei Arlovski kehrt nach sieben Jahren Abwesenheit in die UFC zurück und trifft dort auf den TUF 12-Finalisten Brendan Schaub. Schaub versuchte sich vor drei Jahren als der "Legend Killer" zu etablieren. Eine Chance, daran anzuknüpfen, erhält er in Vancouver.
- Für Ryan Bader und Rafael Cavalcante geht es um die Wurst: Beide wissen, dass der Verlierer ihres Fights auf absehbare Zeit den Ruf des Aufbaugegners tragen wird. Bader, der nun seit fünf Jahren in der UFC kämpft, will Sekt oder Selters - auch einen Rücktritt schließt er nicht mehr aus.
- Eng könnte das Aufeinandertreffen von Ryan Jimmo und Ovince St. Preux werden. Zwar verfügt St. Preux über den besseren Kampfrekord in der UFC, aber Jimmo hatte bislang auch deutlich schwierigere Gegner.
UFC 174: Johnson vs. Bagautinov wird in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab 4 Uhr auf UFC.tv übertragen. Die Vorkämpfe starten um 1 Uhr bei UFC Fight Pass auf UFC.tv.