Mairbek Taisumov wuchs in Tschetschenien auf, Ringen ist in seiner Heimat ein Nationalsport. Schon auf dem Schulhof wurden neu erlernte Techniken stets verfeinert. Er war elf Jahre alt, als sein Vater im zweiten Tschetschenienkrieg verstarb und seine Familie nach Wien auswanderte. "Ich denke dass Tschetschenen hart im Nehmen sind, sie machen sich keine Sorgen um ihre Zukunft. Sie leben in der Gegenwart, was wichtig für einen Kämpfer ist".
Neben dem Kampfsport widmete sich Taisumov in Österreich auch dem Fußball. Dort wurde er "Beckham" gerufen, woraus sich schließlich sein Spitzname "Beckan" entwickelte. Nach intensiven Diskussionen mit einem Freund, ob Ringen oder brasilianisches Jiu Jitsu der bessere Sport sei, nahm er an Trainingseinheiten der südamerikanischen Kampfkunst teil und hielt nach nur wenigen Wochen mit den Besten mit. Schließlich verschrieb sich Taisumov vollständig dem Kampfsport. Einer seiner Trainer fragte ihn, ob er sich in MMA versuchen will. "Ja, warum nicht? In Tschetschenien kämpfen wir jeden Tag nach der Schule." Bei seinem ersten Kampf in einer Biker-Kneipe in Deutschland fragte er sich noch, wo er gelandet sei. Doch nach seinem ersten Sieg stieg seine Begeisterung für den Sport und sein Training wurde immer professioneller.
"Unterschrieben ohne links ohne rechts zu schauen"
In Europa machte Taisumov schnell auf sich aufmerksam, er trat bei vielen Veranstaltungen in verschiedenen Ländern an. "Ich hab damals in Europa überall gekämpft. Wo sie gerufen haben, bin ich hingefahren." Bald meldete sich M1-Global bei seinem Manager. "Ich habe unterschrieben ohne links ohne rechts zu schauen." Der erste Titel ließ nicht lange auf sich warten, ein Angebot von der MMA-Organisation Bellator schneite in Haus. Aufgrund einer unglücklichen Niederlage verlängerte aber Taisumov bei M1. "Innerlich fühlte ich mich schlecht, weil ich wusste, dass ich diesen Kampf eigentlich gewonnen habe. Ich habe mich entschieden nicht zu Bellator zu wechseln, weil ich eine Revanche wollte". Da der damalige Gegner Marat Gafurov aber die Gewichtsklasse wechselte, kam es nie zu diesem Rückkampf.
Nach drei weiteren Kämpfen für M1 meldete sich die UFC bei seinem Manager. Die Freude über den Anruf mitten in der Nacht ist Taisumov noch heute anzusehen. "Weißt du welches Gefühl ich gehabt habe? Die beste Organisation der Welt ruft dich an und will, dass du für sie kämpfst!". Drei der ersten vier UFC-Kämpfe gewann Taisumov, im Februar 2015 verlängerte er seinen Vertrag für weitere fünf Kämpfe. Den ersten davon gewann er im Juni 2015 in Berlin gegen den davor ungeschlagenen Alan Patrick per TKO und holte sich dafür auch einen 50.000-Dollar-Scheck für die "Performance of the Night" ab.
Den Titel im Blick
Jetzt wartet mit dem gebürtigen Iraner Beneil Dariush erstmals ein Top10-Kämpfer auf den Tschetschenen. Für viele Sportler wäre das ein Grund abzuheben, bei Taisumov wird das aber nicht passieren. Nicolas Löckel ist Manager des Gyms M.M.A. Vienna, in dem Taisumov trainiert. "Seine Demut und seine Begeisterung für den Sport ist unglaublich. Ich bin davon überzeugt, dass er den Titel holen kann." Auch Roger Huerta, ehemaliger UFC-Veteran und Trainer im Tiger Muay Thai Camp in Thailand, in dem sich Taisumov auf seine Kämpfe vorbereitet, hält große Stücke auf seinen Schützling. Für ihn ist er der nächste Georges St-Pierre, eine weitere UFC-Legende. "In his head he is so humble, very giving. He's a great listener. He listens to anybody, anybody who has any information, even if they are lower grade than him."Taisumov über seinen Werdegang
Am 17. Jänner 2016 gilt es in Boston diese verarbeiteten Informationen einzusetzen und seine MMA-Bilanz von 24 Siegen und fünf Niederlagen weiter auszubauen. Wir werden den UFC-Kämpfer auf seinem Weg dorthin begleiten.