Wenn Khabib Nurmagomedov am Sonntag Conor McGregor herausfordert, kommt es zum größten UFC-Event aller Zeiten (ab 4 Uhr live auf DAZN). Die Rivalität der beiden Kämpfer wird im Octagon ihren Höhepunkt finden, baute sich in den vergangenen Jahren aber schon abseits des Käfigs nach und nach auf. SPOX gibt einen Überblick über die Chronologie einer ganz besonderen Feindschaft.
Seit 2012 kämpfte Nurmagomedov schon in der UFC und es war schnell klar: Mit dem jungen Russen hat sich die UFC einen Stern für die Zukunft gesichert. Diese Zukunft allerdings, sie ließ auf sich warten. Nurmagomedov verletzte sich zwei Jahre nach seinem Debüt schwer am Knie. Ein bereits festgemachter Kampf wurde abgeblasen und es verstrichen 24 Monate, bis er wieder ins Octagon stieg. Doch schon während dieser Zeit kam die Fehde zwischen ihm und McGregor ins Rollen.
März 2015: Willkommen auf McGregors Radar
Es begann alles ganz harmlos. Bevor sich McGregor mit dem damaligen Federgewichts-Champion Jose Aldo anlegte, fragte ihn ein Fan, wie es denn mit dem Leichtgewichtstitel aussähe. Nach kurzem Nachdenken antwortete er: "Ich glaube, Khabib wird sich den Gürtel schnappen." Keine Anfeindung, doch ein Zeichen dafür, dass es Herr Nurmagomedov schon längst auf McGregors Radar geschafft hatte.
April 2015: "Smash!" - Khabib legt los
Obwohl Khabib aufgrund seiner Verletzung 2015 außen vor war, blieb er im Gespräch. Wie? Mit jeder Menge Trash Talk. Erst gegen potenzielle Gegner wie Anthony Pettis oder Nate Diaz, plötzlich aber auch gegen keinen Geringeren als McGregor. Den Iren werde er "innerhalb von vier Minuten kaputt schlagen", posaunte Khabib.
Dezember 2015: McGregor strebt ins Leichtgewicht
Erst dauerte es mehrere Monate, dann nur 13 Sekunden. McGregors Duell mit Federgewichtstitelträger Aldo musste 2015 wegen einer Verletzung verschoben werden und war, als der Kampf dann schließlich Ende des Jahres ausgetragen wurde, ein kurzes Vergnügen. Oder eben ein kurzer Höllenritt - je nachdem, aus welcher Perspektive man den Kampf betrachtet. McGregor erledigte seinen Kontrahenten nämlich innerhalb von nur wenigen Sekunden und sorgte so für den schnellsten Titelkampf der UFC-Geschichte.
Mit diesem eindeutigen Ergebnis im Rücken war klar: McGregor will in die nächste Gewichtsklasse. Die 145 Pfund hatte er hinter sich gelassen und visierte den 155-Pfund-Titel und damit das Leichtgewicht an. Wer hier zuhause war? Ein gewisser Khabib Nurmagomedov ...
April 2016: Khabib kehrt zurück
Fox 19 hieß das Zauberwort für "The Eagle". Bei diesem Event der UFC kehrte Khabib nach langem Warten ins Octagon zurück und es war so, als wäre er nie weg gewesen. Er zerlegte seinen Gegenüber Darrell Horcher nach Belieben, brachte den Debütanten mit einer Leichtigkeit zu Boden und brillierte mit seinen Wrestling-Skills. Nachdem Nurmagomedov in der zweiten Runde durch Technischen Knockout den Käfig als Sieger verließ, durften die Steinmetze langsam anfangen, seinen Elitestatus im Leichtgewicht einzumeißeln.
September 2016: Spielchen mit Khabib?
Eddie Alvarez war als Titelträger im Leichtgewicht der Mann, den es zu schlagen galt. Das wusste auch Khabib, der nach seinem furiosen Comeback in Richtung Gürtel strebte und gleich Verträge für UFC 205 und UFC 206 unterzeichnete. Das allerdings nur einseitig.
Khabib wurde ignoriert und die UFC setzte ihm ausgerechnet McGregor vor die Nase. Während der Russe also sein böses Erwachen erlebte und entsprechend wenig erfreut reagierte, war der Kampf für "The Notorious" mehr als nur die nächste Machtdemonstration. McGregor schrieb mit seinem Sieg abermals Geschichte und vereinigte als erster Kämpfer überhaupt den Titel im Feder- und im Leichtgewicht.
November 2016: Der Backstage-Disput
Wohl immer noch gefrustet, kreuzten sich Nurmagomedovs und McGregors Wege ausgerechnet in den Katakomben bei UFC 205, also dem Event, bei dem sich McGregor und Alvarez im Octagon gegenüberstanden.
Es ist nicht überliefert, was der genaue Auslöser war, doch friedlich trat das Aufeinandertreffen nicht zutage. "Ich werde dir den Kopf einschlagen", brüllte Khabib seinem Rivalen entgegen und fing sich damit die bösen Blicke von The Notorious ein. Nur weil sich zahlreiche Bodyguards um die Zankhähne scharten, blieb eine Eskalation aus.
November 2016: McGregor nimmt sich nach UFC 205 Auszeit
McGregor hatte sich bei UFC 205 zwei Kronen aufgesetzt und damit für einen Paukenschlag im MMA-Business gesorgt. Den nächsten Knalleffekt schob er aber nur wenig später hinterher. Er werde bald Vater, erklärte der damals 28-Jährige, nur um dann eine Auszeit mit unbekannter Länge von der UFC anzukündigen.
August 2017: Conor McGregor vs. Floyd Mayweather Jr.
Es wurde als Jahrhundert-Kampf promotet, generierte abermillionen Euro und entfachte ein mediales Interesse mit Seltenheitswert: das sportartenübergreifende Duell zwischen McGregor und Box-Koryphäe Floyd Mayweather Junior. Manche Experten fanden es mutig, dass sich der Ire gegen "Money" in den Boxring stellte. Andere winkten ab und sprachen von einer großen Farce.
So oder so: Mayweather schlug McGregor in der zehnten Runde technisch K.o. und beendete damit die gerade erst begonnene Box-Karriere des eigentlichen MMA-Kämpfers vorläufig. Die UFC witterte wieder Morgenluft und tatsächlich begann McGregor sofort mit dem MMA-Training.
Dezember 2017: Nurmagomedov wieder am Start
Khabib guckte sich das ganze Geschehen übrigens aus der Ferne an. Nachdem er den angedachten Kampf gegen Tony Ferguson im Frühjahr 2017 wegen Problemen infolge eines Gewichtsverlusts absagte, blieb er auch die nächsten Monate dem Octagon fern.
Erst im Dezember meldete sich Nurmagomedov schließlich zurück - und bewies abermals Stärke. Gegen die Takedown-Verteidigung von Top-Kämpfer Edson Barboza fand er stets die richtigen Mittel und bügelte ihn binnen fünf Minuten nieder.
April 2018: Die Bus-Attacke
Eskalation in New York City! Nachdem Khabib und McGregors Freund Artem Lobov aneinandergeraten waren, stürmte der Ire mit rund 20 Anhängern die Tiefgarage des Barclay Centers und griff den UFC-Bus an.
McGregor warf eine metallene Absperrung durch die Fensterscheibe und verletzte dabei die neutralen Kämpfer Ray Borg sowie Michael Chiesa. Beide mussten von der Fight Card von UFC 223 genommen werden. Er wurde zu fünf Tagen Sozialarbeit und einer verpflichtenden Therapie verurteilt, juristisch ist der Fall aber noch nicht vollends geschlossen.
April 2018: Khabib, der umstrittene Champion
McGregor geht am Sonntag ohne Titel in das Main Event von UFC 229 - ohne ihn jemals in einem Kampf verloren zu haben. Bei Khabib ist kurioserweise das genaue Gegenteil der Fall: Er darf sich über seinen Champion-Status im Leichtgewicht freuen, obwohl er nie einen Titelkampf gewonnen hat.
Warum? McGregor zog sich wie beschrieben aus dem Geschäft zurück, sodass ihm die UFC aufgrund von Inaktivität alle Gürtel aberkannte. Weil sich dann auch noch Interimschampion Tony Ferguson sowie dessen Ersatz Max Holloway verletzten und Khabib einen Sieg über die Nummer elf der Rangliste AI laquinta beisteuerte, durfte sich der damals 29-Jährige über den Titelgewinn freuen. Ein Novum, das nicht unumstritten ist.
August 2018: Khabib vs. McGregor - die Verkündung des Super-Fights!
Der lange Weg der Rivalität mündet nun endlich dort, wo sie hingehört - im Octagon. Wie die UFC Anfang August auf einer Pressekonferenz bekanntgab, treten die beiden Langzeit-Kontrahenten bei UFC 229 in Las Vegas an. Laut Präsident Dana White wird es der größte UFC-Kampf der Geschichte (So., 4 Uhr live auf DAZN).