UFC 259 hatte so einiges zu bieten. Israel Adesanya verlor seinen ersten MMA-Fight und kann sich seinen Traum des Dreifach-Champions wohl abschminken. Österreichs Nummer eins, Aleksandar Rakic, hat dagegen zwar seinen Kampf gewonnen, verpasste aber eine große Chance. Fünf Erkenntnisse zu UFC 259.
1. Israel Adesanya hat sich überschätzt - Blachowicz ein Killer
Israel Adesanya wollte sich unsterblich machen und drei UFC-Titel gleichzeitig besitzen. Größer werden als Conor McGregor, das war sein Ziel. Doch bevor es überhaupt zum zweiten Gürtel kam, scheiterte er an Jan Blachowicz. Adesanya gab sich im Vorfeld noch gelassen, als er auf die Gewichtsunterschiede angesprochen wurde. Dies sei kein Problem, meinte er.
Schnell wurde aber klar, dass es sehr wohl große Probleme geben würde. Als Blachowicz ihn auf den Boden zwang, hatte Adesanya keine Chance mehr, sich zu befreien. Auch generell im Kampf wurde deutlich, wie groß der Unterschied zwischen dem Mittelgewicht und dem Halbschwergewicht eigentlich ist. Anders als sonst hatte Adesanya großen Respekt vor den kräftigen Schlägen des Polen und musste immer wieder die Distanz wahren.
Letztendlich wird es sich Adesanya nicht eingestehen, doch er hat sich schlichtweg überschätzt. Er wurde zwar nicht ausgeknockt, doch vor allem in den letzten Runden blieb er ohne Chance. Dass zwei Wertungsrichter am Ende Blachowicz mit 49-45 vorne sahen, ist aber fern jeglicher Realität. Für viele war der Kampf bis vor der fünften Runde ausgeglichen. Die Richter werteten aber Runden, in denen Blachowicz seine Takedowns landete, mit 10-8 für den Polen.
gettyAdesanyas Stern hat also einen kleinen Kratzer bekommen. Für ihn bedeutet es, dass er seine große Klappe etwas zurückfahren muss. Im Mittelgewicht hat er zwar alles besiegt, doch seine Herausforderer scharren mit den Hufen. Adesanya wird nun auf den Sieger des Duells Robert Whittaker vs. Paulo Costa treffen. Vor allem ein Kampf gegen Whittaker, vielleicht in Neuseeland vor ausverkauftem Haus, hätte eine spezielle Bedeutung.
Auf Spielereien mit Jon Jones braucht sich "Izzy" jedenfalls nicht mehr einlassen. Zu einem Kampf gegen den womöglich zukünftigen Schwergewichtschampion wird es in naher Zukunft nicht kommen, zumal Adesanya wohl ins Schwergewicht aufsteigen müsste.
Blachowicz dagegen hat bewiesen, dass er ein wahrer Killer ist. Mit einem anderen Gameplan hätte er Adesanya noch deutlicher besiegen können, erklärte auch Trainer-Legende Trevor Wittmann bei ESPN. Für Blachowicz wird es nun erstmal um die erneute Titelverteidigung gegen Glover Teixeira gehen, danach könnte sogar ein Kampf mit Jon Jones folgen.
2. Amanda Nunes muss gegen Valentina Shevchenko kämpfen
War das mal wieder eine eindrucksvolle Vorstellung von Amanda Nunes. Ihre Gegnerin Megan Anderson hatte nicht den Hauch einer Chance, so sehr wurde sie in die Schranken verwiesen. Es grenzte schon an eine Überraschung, dass Anderson nicht noch früher K.o. ging. Dazu muss gesagt werden, dass Nunes den Kampf bereits nach zwei Minuten beendete!
Was kommt als nächstes für die 32-jährige Brasilianerin? Im Vorfeld munkelte man, dass sie vielleicht nach dem Kampf aufhören könnte. Bereits im letzten Jahr deutete sie ihren Rücktritt an, zudem wurde sie noch Mutter. Das Kind scheint sie aber noch mehr zu motivieren. "Macht Euch keine Sorgen, ich bleibe noch einige Zeit hier", sagte sie nach dem Kampf. Sie habe sich noch keine Gedanken über eine nächste Gegnerin gemacht, aber sie werde sie eh besiegen, scherzte sie.
Höchstwahrscheinlich wird Nunes nun auf Fliegengewichtschampion Valentina Shevchenko treffen, die bei UFC 251 ihren Titel gegen Jessica Andrade verteidigen wird. Shevchenko hatte allerdings bereits zweimal keine Chance gegen Nunes. Doch eine bessere Gegnerin wird die UFC wohl so schnell nicht finden. Alle anderen sind für Nunes nur Kanonenfutter.
Es ist schon aussagekräftig genug, dass die UFC für die Fliegengewichtsdivision der Frauen kein Ranking führt. Ohne Nunes würde es die Division nicht geben, meinte UFC-Präsident Dana White. Niemand sonst sei so stark wie Nunes, deshalb müsse sie in anderen Divisionen kämpfen.
Amanda Nunes: Die letzten fünf Kämpfe
Gegnerin | Gewichtsklasse | Ergebnis |
Megan Anderson | Federgewicht | Sieg durch Submission (1. Runde) |
Felicia Spencer | Federgewicht | Sieg nach einstimmiger Entscheidung |
Germaine de Randamie | Bantamgewicht | Sieg nach einstimmiger Entscheidung |
Holly Holm | Bantamgewicht | Sieg durch TKO (1. Runde) |
Cris Cyborg | Federgewicht | Sieg durch K.o (1. Runde) |
3. Disqualifikation von Petr Yan: Aljamain Sterling hat richtig gehandelt
Petr Yan hat seinen Bantamgewichtstitel gegen Aljamain Sterling verloren, da er wegen eines illegalen Knietreffers disqualifiziert wurde. Sterling kniete am Boden, als er von Yan böse getroffen wurde. Ein klarer Regelverstoß! Schnell war die Wut im Internet auf Sterling groß. Er habe geschauspielert und nur deshalb den Titel gewonnen. Die üblichen Reaktionen also.
Natürlich wusste Sterling, dass er normalerweise den Kampf nicht mehr gewinnen würde. Er lag bei den Kampfrichtern hinten und hätte Yan damit ausknocken müssen. Warum also das in Kauf nehmen und nicht Champion werden? Die Titelprämie der UFC ist nicht bekannt. Im Bantamgewicht soll der Champion rund 250.000 Dollar als Prämie erhalten, schätzen die US-Medien. Außerdem: Ein wuchtiger Kniestoß aus kürzester Distanz muss auch erstmal verkraftet werden. Wer weiß, ob sich Sterling nicht noch eine Gehirnerschütterung zugezogen hat.
Sterling hat damit nur richtig gehandelt. Der Amerikaner hat allerdings auch einen Fehler begangen, der nicht hätte sein müssen. Anstatt sich nach dem Kampf erst aus dem Ocatagon tragen zu lassen, dann aber noch ein dreimünitges Interview zu geben, hätte er sich seinen Auftritt auch sparen können. Wäre er aus der Arena getragen worden und hätte nicht noch große Kampfansagen gemacht, hätte ihm fast jeder seine Sichtweise abgekauft.
So darf man auf den Rückkampf gespannt sein, den es nach dieser Story sicher geben wird. Die UFC wird den Kampf sicherlich groß aufziehen. Mal sehen, ob sich Sterling dann auch sportlich zum Champion krönt.
4. Islam Makhachev ist die heißeste Aktie der UFC
Einst noch Trainingspartner von Khabib Nurmagomedov, der fürs Pöbeln gegen Conor McGregor abgestellt wurde, ist Islam Makhachev mittlerweile die heißeste Aktie der UFC! Der Schützling von Khabib ließ Drew Dober, der laut Joe Rogan "der unterschätzteste Kämpfer der UFC" sei, nicht den Hauch einer Chance. Am Ende besiegte er den US-Amerikaner via Submission. Es war aber schon ein Wunder, dass dieser überhaupt in die dritte Runde kam.
Khabib predigte seit Jahren, dass Makhachev locker in die Top 3 im Leichtgewicht rücken könnte. Damals meinte man noch, es sei das übliche Lob an einen Teamkollegen. Im Vorfeld musste man zudem nicht, was man genau von Makhachev halten soll. Sein letzter Kampf vor UFC 259 lag fast eineinhalb Jahre zurück. Doch Makhachev ist etwas Besonderes, eine Art "neuer Khabib", meint auch Dana White. Bis zum Jahresende soll der 29-Jährige noch zweimal kämpfen und dann im Gespräch um den Titel sein.
Makhachev forderte im Anschluss an seinen Sieg Tony Ferguson heraus. Das Duell würde wohl noch zu früh kommen. Wahrscheinlicher ist es, dass er Rafael dos Anjos oder Dan Hooker als Gegner bekommen wird. Oder doch etwas ganz Wildes? Der Fight von Leon Edwards gegen Belal Muhammad (nächste Woche live auf DAZN) zeigt, dass besondere Umstände besondere Kämpfe ermöglichen. Edwards, die Nummer drei der Weltergewichtswelt, trifft auf die Nummer 13.
Die UFC selbst wird drei Kreuze hinten den Sieg von Makhachev machen. Da aktuell nicht ganz klar ist, ob und wann Khamzat Chimaev ins Octagon zurückkehren wird und Khabib wohl nicht zurückkommen wird, braucht die Organisation ein Aushängeschild im Nahen Osten. Mitte Juni soll die UFC wohl wieder nach Abu Dhabi zurückkehren, womöglich mit dem nächsten Kampf von Makhachev.
5. Aleksandar Rakic ist noch weit weg vom Titel
Es hätte die Nacht von Aleksandar Rakic werden können, vor allem mit dem Ausgang im Main Fight. Der 29-jährige Österreicher gewann zwar seinen Kampf gegen Thiago Santos, doch groß überzeugen konnte er nicht.
Rakic war viel zu zögerlich und attackierte zu wenig. Sein Gegner Santos wurde an fast jeder Stelle des Beins mehrfach operiert, logischerweise setzte Rakic viele Legkicks ein. Aber sonst? Seine Explosivität blieb auf der Strecke. Phasenweise wirkte es auch so, als wäre er mit einem Gewinn nach Punkten zufrieden.
Kurz und knapp: Er ließ das Siegergen vermissen. Mit einer hervorragenden Leistung wäre er neben Glover Teixeira die nächste Option für Jan Blachowicz gewesen, aber so bleibt ihm wohl nur ein Kampf mit dem Gewinner von Dominick Reyes vs. Jiri Prochazka. Er wolle unbedingt den Titelkampf bekommen, sagte Rakic. Unter den Umständen wäre es für ihn sogar besser, würde er noch warten müssen. Denn mit so einer Leistung gewinnt er wohl kaum einen Titel.
Einen komischen Moment gab es dann noch nach dem Kampf. Anstatt sich über den Sieg zu freuen, war es für Rakic im Octagon der wichtigste Moment, dass er den braunen Gürtel im Jiu-Jitsu von seinem Team bekam. Ein skurriler Moment, zumal er ja im bislang wichtigsten Kampf seiner Karriere nicht wirklich zu überzeugen wusste und gegen Santos keine Jiu-Jitsu-Künste zu sehen waren.
Die Ergebnisse von UFC 259
Gewichtsklasse | Duell | Entscheidung | |
Main Card | Halbschwergewicht | Jan Blachowicz (C) - Israel Adesanya | Blachowicz gewinnt nach Entscheidung |
Federgewicht (F) | Amanda Nunes (C) - Megan Anderson | Nunes gewinnt durch Submission | |
Bantamgewicht | Petr Yan (C) - Aljamain Sterling | Sterling gewinnt nach Disqualifikation | |
Leichtgewicht | Islam Makhachev - Drew Dober | Makhachev gewinnt durch Submission | |
Halbschwergewicht | Thiago Santos - Aleksandar Rakic | Rakic gewinnt nach Entscheidung | |
Prelims | Bantamgewicht | Dominick Cruz - Casey Kenney | Cruz gewinnt nach Entscheidung |
Bantamgewicht | Song Yadong - Kyler Phillips | Phillips gewinnt nach Entscheidung | |
Fliegengewicht | Joseph Benavidez - Askar Askarov | Askarov gewinnt nach Entscheidung | |
Fliegengewicht | Rogerio Bontorin - Kai Kara-France | Kara-France gewinnt durch TKO | |
Early Prelims | Fliegengewicht | Tim Elliott - Jordan Espinosa | Elliott gewinnt nach Entscheidung |
Halbschwergewicht | Kennedy Nzechukwu - Carlos Ulberg | Nzechukwu gewinnt durch TKO | |
Weltergewicht | Sean Brady - Jake Matthews | Brady gewinnt durch Submission | |
Strohhalmgewicht (F) | Livinha Souza - Amanda Lemos | Lemos gewinnt durch TKO | |
Leichtgewicht | Uruz Medic - Aalon Cruz | Medic gewinnt durch K.o | |
Bantamgewicht | Mario Bautista - Trevin Jones | Jones gewinnt durch Jones |