"Wir haben zwar drei Punkte mitgenommen, aber ich ärgere mich sehr über den verlorenen dritten Satz. Wir haben da unnötig Kraft liegen lassen, das war unnötig", sagte Zuspieler Lukas Kampa. Auch Heynen zeigte sich wegen des verlorenen Satzes unzufrieden: "Das war mein Fehler, ich habe zu viel gewechselt. Das muss man klar so sagen."
Vor 3300 Zuschauern in der Spodek-Arena unterstrich die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) zunächst, dass sie sich unbedingt den zweiten Platz in der Gruppe hinter Titelverteidiger Brasilien sichern möchte, um eine optimale Ausgangsposition für den Rest der Weltmeisterschaft zu haben. In den verbleibenden beiden Begegnungen genügt bereits ein Erfolg für das Weiterkommen, bei zwei Siegen wäre dem Team auch Rang zwei nicht mehr zu nehmen.
Stars wurden geschont
Sowohl gegen Finnland am Samstag als auch einen Tag später gegen Südkorea (jeweils 16.30 Uhr) ist der Weltranglisten-Zehnte, der in Polen die erste deutsche WM-Medaille seit 44 Jahren gewinnen will, nach den bisherigen Vorstellungen der Favorit. Gegen Tunesien leistete sich Heynen sogar den Luxus und schonte seinen Star Georg Grozer bis zum letzten Satz. Libero Ferdinand Tille und Mittelblocker Max Günthör standen gar nicht erst im Aufgebot.
Der schlagstarke Diagonalangreifer Grozer vom russischen Klub-Weltmeister Belgorie Belgorod hatte mit seinen 21 Punkten im Duell gegen Vizeweltmeister Kuba (3:0) noch einen großen Anteil am Sieg. Auch bei der Auftaktniederlage gegen Brasilien (0:3) war der 29-Jährige der auffälligste deutsche Spieler.
Tunesier ohne Mittel
Doch gegen den Außenseiter aus Afrika sollte zunächst der Einsatz der zweiten Reihe genügen. Das DVV-Team führte im ersten Satz schnell 15:7 und profitierte dabei von der starken Arbeit am Netz. Die überforderten Tunesier fanden zunächst kaum ein Mittel und leisteten sich im Spielverlauf einfachste Fehler, auch der zweite Satz war in weniger als 25 Minuten entschieden.
Kapitän Jochen Schöps und Co. nutzten das lange ungleiche Match, um Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben zu tanken. Auf dem Weg zum Gewinn einer Medaille ist das Erreichen des zweiten Platzes in der Vorrunde auch deswegen wichtig, weil das Team dann mindestens eine weitere Woche in Kattowitz verbleiben könnte. Ein mit Reisestress verbundener Umzug nach Breslau wäre vor den vier Begegnungen in der kommenden Runde erst ab dem dritten Rang nötig. Insgesamt kommen vier von sechs Teams weiter.
Bundestrainer Heynen verfolgte das Geschehen weitestgehend entspannt, doch im dritten Satz bekamen seine Spieler unerwartet Probleme und mussten diesen etwas überraschend nach vielen Unkonzentriertheiten abgeben. Daraufhin wurde Grozer doch noch eingesetzt - und verhalf der Mannschaft zum völlig verdienten Sieg.