Die Sorgen halten sich beim Belgier selbstverständlich in Grenzen. "Du kannst nicht unzufrieden sein, wenn du fast jeden Gegner geschlagen hast", meint Heynen. Nach vielen gemeinsamen Wochen weiß er, dass seine Mannschaft bestens für den Start gegen Bulgarien am Freitag (19.30 Uhr) präpariert ist.
Es ist ein Schlüsselspiel für die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), auf dem Weg zur erhofften ersten EM-Medaille soll unbedingt ein Sieg her. Es wird kein leichtes Unterfangen. "Wir fangen an gegen den Gastgeber in der Armeec-Halle. Da gehen 13 bis 14.000 Leute rein und es wird voll sein. Bulgarien muss gewinnen", erklärt Heynen.
Starke Gegner zum Auftakt
Ein Erfolg gegen die Bulgaren, Co-Gastgeber neben Italien und früherer Angstgegner des DVV-Teams, wäre wichtig für den weiteren Weg durch das Turnier. Denn nur die Sieger der vier Vorrundengruppen erreichen direkt das Viertelfinale, die Zweiten und Dritten müssen ein Playoff-Spiel bestreiten und bekommen es danach mit einem Gruppenersten zu tun.
Heynen hat allen Grund, optimistisch an die Herausforderung heranzugehen. Seine Mannschaft startet als WM-Dritter, zum Ende der unerwartet erfolgreichen Vorbereitung lief es auch bei der Generalprobe gegen Olympiasieger Russland sehr gut - eben fast zu gut für den Geschmack des Bundestrainers.
Neben Bulgarien bekommt es Deutschland bei der EM-Vorrunde mit den Niederlanden (Samstag, 16.30 Uhr) und Tschechien (Sonntag, 16.45 Uhr) zu tun. Beide Gegner sind schlagbar, daher fordert Heynen auch zwei Siege. "Wir fahren da hin, um alle Spiele zu gewinnen. Das hört sich jetzt vielleicht schlecht an, aber wir sind Weltspitze, Punkt!", sagt der 46-Jährige.
Nach den gelungenen Auftritten gegen Titelverteidiger Russland am vergangenen Wochenende (3:1, 2:3) ist dies auch als Kampfansage an die Konkurrenz zu verstehen. Heynen weiß, dass sieben der zehn besten Teams der Welt aus Europa kommen und es dementsprechend schwer wird, die erste EM-Medaille der Geschichte zu holen. Doch der Trainer kennt auch die Stärken seiner Schützlinge.
"Die Mannschaft glaubt an sich"
"Wir haben jetzt eine Mannschaft, die an sich glaubt, und die nicht nur ein Spiel gut spielt, sondern jedes Spiel", sagt Heynen, der die EM als Zwischenstation auf dem Weg zu den Sommerspielen in Rio de Janeiro sieht. Wichtig sei ihm, dass sein Team mit einem guten Gefühl beim Olympia-Qualifikationsturnier im Januar in Berlin antritt, am besten als Europameister.
"Vielleicht haben wir mit Platz vier schon ein gutes Gefühl. Aber wenn man Platz vier schafft, ist es besser Platz drei zu holen. Und Platz drei haben wir schon gemacht, also ist es besser Platz zwei zu holen. Und zwei am liebsten auch nicht", sagt Heynen, der die deutschen Volleyballer in der Weltspitze etabliert und 2014 in Polen mit Bronze die erste WM-Medaille seit 44 Jahren gewann.
Die eingespielte Mannschaft um Diagonalangreifer Georg Grozer ist reif für den nächsten Coup. Das glaubt auch die Familie des Trainers. Tickets und Flüge nach Sofia haben Heynens Frau und seine drei Töchter bereits gebucht - für das Finalwochenende.