Georg Grozer winkte den Fans noch einmal zu und bedankte sich für die Unterstützung, seine Enttäuschung konnte der deutsche Starspieler aber nicht verbergen. Mit den Händen in den Hüften gestemmt und einem traurigen Blick sah Grozer den französischen Spielern zu, die durch die Halle tanzten und das begehrte Ticket zu den Olympischen Spielen in Tokio bejubelten. Nach dem deutlichen 0:3 (20:25, 20:25, 23:25) im Finale des des Qualifikationsturniers in Berlin verfolgen die deutschen Volleyballer Olympia zum zweiten Mal nacheinander nur als Zuschauer.
"Wir haben nicht schlecht gespielt, aber Frankreich hat ein super starkes Spiel gemacht. Wir waren in jedem Satz dran", sagte Moritz Reichert.
Für Grozer war es wohl der letzte Auftritt im Nationaltrikot - die Länderspielkarriere des 35-Jährigen endet ohne das finale Highlight in Japan. Die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbands (DVV) hatte sich mit guten Leistungen ins Finale vorgekämpft. Dort kamen sie gegen die Franzosen an ihre Grenzen.
Vor dem Spiel hatten beide Seiten ihren gegenseitigen Respekt zum Ausdruck gebracht. Deutschland sei vor allem physisch stark, sagte Frankreichs Trainer Laurent Tillie, der Grozers Bedeutung für die Mannschaft hervorhob. Bundestrainer Andrea Giani meinte schlichtweg: "Frankreich ist der Favorit."
Für einen frühen Schock sorgte aber nicht die erwartete spielerische Klasse Frankreichs. Schon beim zweiten Ballwechsel kollidierte Grozer am Netz mit einem Gegenspieler. Der Diagonalangreifer, der wegen einer Blessur an der rechten Wade im letzten Gruppenspiel gegen Slowenien (2:3) pausiert hatte, blieb mit neuerlichen Schmerzen am Bein kurzzeitig auf dem Hallenboden liegen und wurde behandelt.
Frankreich zu dominant für Deutschland
Grozer, so schien es, würde in seinem womöglich letzten Spiel für den Verband verletzungsbedingt zu einem Kurzeinsatz kommen. Doch es kam anders: Grozer rappelte sich auf, humpelte jedoch und dehnte immer wieder die lädierte Wade. Kurz darauf punktete der "Hammerschorsch" wieder mit seinen kaum zu verteidigenden Schmetterbällen.
Mit Grozer entwickelte sich zunächst ein Duell auf Augenhöhe, in dem sich die Franzosen allerdings zunehmend Vorteile erspielten. Vor allem die starke Blockarbeit stellte das deutsche Team vor Probleme. Auch in der Ballannahme leistete sich Frankreich kaum Schwächen.
Die Dominanz der Gäste setzte sich auch im zweiten Satz fort. Der Angriff um Jean Patry und den in Berlin in der Bundesliga spielenden Nicolas Le Goff agierte sehr variabel. Deutschland zeigte Moral, kam nach größeren Rückständen etwas heran, musste letztlich dennoch einen weiteren Satzverlust hinnehmen.
Die deutsche Mannschaft bäumte sich im dritten Satz nochmals auf. Das Ende des Olympia-Traums verhinderte sie aber nicht mehr.
Eine Chance für das Olympia-Ticket bietet sich dem DVV im niederländischen Apeldoorn. Beim dortigen Qualifikationsturnier stehen die Frauen am Samstag im Halbfinale gegen die Niederlande.