Gössner: "Ich kann das mit dem Schießen"

SID
Miriam Gössner macht auch im sommer eine gute Figur
© Getty

Miriam Gössner startete mit zwei zweiten Plätzen beim Weltcup-Auftakt in Östersund direkt in die Weltspitze der Biathleten durch. Die Wanderin zwischen den Ski-Welten scheint bei den Skijägern angekommen zu sein.

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Noch kurz vor der Winter hatte Jochen Behle einen letzten Versuch gestartet, Miriam Gössner endgültig für den Skilanglauf zu gewinnen. "Spiel lieber die erste Geige bei uns als die zweite bei den Biathleten", hatte der Bundestrainer gesagt.

Doch die Olympia- und WM-Zweite im Skilanglauf entschied sich gegen die Spezialisten - und spielte beim Saison-Auftakt in Östersund mit zwei sensationellen zweiten Plätzen bei ihrem zweiten Weltcup lieber die erste Geige bei den Skijägern.

"Sie kann schießen"

Behle zeigte sich als guter Verlierer und schickte gleich eine Glückwunsch-SMS nach Schweden. "Hut ab. Sie hat gezeigt, dass sie auch schießen kann", sagte der Chefcoach und fügte hinzu: "Aber laufen natürlich auch." Schlitzohr Behle hofft weiter auf einen Einsatz der Wanderin zwischen den Ski-Welten bei der Nordischen WM. Die Halb-Norwegerin Gössner ist eigentlich auch nicht abgeneigt, zumal die Titelkämpfe in Oslo stattfinden. Der Termin überschneidet sich jedoch mit der Biathlon-WM in Sibirien, für die die 20-Jährige bereits qualifiziert ist.

Selbst Biathlon-Bundestrainer Gerald Hönig kann den Aufstieg der blonden Frohnatur, die auf direktem Weg in die Herzen der Fans lief, "noch gar nicht fassen: Sie ist im Biathlon angekommen. Das ist der Beginn einer großen Karriere, aber wir dürfen nicht vergessen, dass Miri noch eine Lernende ist." Vor zwei Jahren gewann sie trotz acht Schießfehlern Gold bei der Junioren-WM. Der erste Weltcup-Einsatz im Biathlon ging im vergangenen Winter wegen zahlloser Fehler am Schießstand mit den Plätzen 73 und 58 schief.

Beide Male wechselte Gössner deshalb ins Skilanglauf-Nationalteam und trug mit überragenden Leistungen (O-Ton Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle: "Ja lecko mio") zu zweimal Staffel-Silber für Deutschland bei. Trotzdem entschied sich nach der Saison für eine Fortsetzung der Karriere im Biathlon.

Pulsuhr hilft beim Schießen

"Ich wollte allen zeigen, dass ich das mit dem Schießen auch kann", sagt Gössner. Natürlich spielte auch die Liebe eine Rolle, schließlich lebt Miri in Ruhpolding mit Biathlon-Mixed-Weltmeister Simon Schempp zusammen, der sich in Östersund zusammen mit ihr freuen konnte. Ganz besonders glücklich war auch der neue Bundestrainer Ricco Groß, der ihr den wahrscheinlich entscheidenden Tipp für mehr Treffergenauigkeit gegeben hatte. Gössner trägt beim Rennen jetzt immer eine Pulsuhr, auf der vor dem Schießen höchstens eine 184 stehen darf: "Seitdem klappt es besser."

So gut, dass die in Östersund zweimal mit den besten Laufzeiten glänzende Gössner schon in einem Atemzug mit der in der Loipe ähnlich flinken Doppel-Olympiasiegerin Magdalena Neuner genannt wird. Trotz dieser Lorbeeren glaubt Gerald Hönig nicht, dass Gössner abheben wird: "Sie ist sehr bodenständig. Und ich habe selten jemanden erlebt, der Ratschläge besser umsetzt als Miri."

Zumal die Strahlefrau selbst nicht glaubt, dass es beim nächsten Weltcup ab Freitag in Hochfilzen so weitergeht: "Zum Biathlon gehört halt auch Schießen, das habe ich jetzt kapiert. Und da wird es bei mir mal besser und mal schlechter laufen." Falls es ernsthafte Probleme geben sollte, bleibt ja immer noch ein Erholungs-Ausflug zum Skilanglauf - Jochen Behle würde sich sicher freuen.

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