Die nächste kleine Kristallkugel ist weg, der Zweikampf um die große wieder etwas spannender geworden: Maria Riesch hat bei der vorletzten Abfahrt der Saison durch einen sechsten Rang die Chance auf den Sieg im Disziplin-Weltcup vorzeitig verspielt - als beste Schussfahrerin des Winters wird zum vierten Mal nacheinander Lindsey Vonn ausgezeichnet.
Darüber hinaus machte die Amerikanerin durch ihren zweiten Rang hinter Anja Pärson aus Schweden 40 Punkte im Gesamtweltcup gut. Sieben Rennen vor dem Saisonende hat sie noch 136 Punkte Rückstand auf die führende Maria Riesch.
"Natürlich wäre es auch schön, kleine Kugeln zu gewinnen", sagte Maria Riesch am Fuße der Piste Artico Di Prampero, auf der sie am Vortag bereits die kleine Kugel für die Kombinationswertung an Lindsey Vonn verloren hatte, "aber das Wichtigste ist die große."
Vonn: "Noch ist alles offen"
Ihre Rivalin aus den USA hat nun vorzeitig die Wertungen in Abfahrt (Riesch wird im Endklassement Zweite werden), im Super-G (Riesch derzeit 2.) sowie in der Super-Kombination (Riesch im Endklassement 3.) gewonnen und noch einmal Boden im Kampf um die wichtigste Trophäe gutgemacht. "Ich bin wieder näher rangekommen", sagte Vonn, "noch ist alles offen."
Dass Maria Riesch an diesem Wochenende Punkte auf Lindsey Vonn verlieren würde, war absehbar. Am Sonntag folgt in Tarvisio noch der vorletzte Super-G dieser Saison, auch darin ist die Amerikanerin favorisiert. Danach beginnt der Endspurt mit sechs Rennen: je ein Riesenslalom und ein Slalom im tschechischen Spindlermühle, danach beim Weltcup-Finale noch ein ein Rennen pro Disziplin - das könnte Maria Riesch begünstigen. Doch auch die Doppel-Olympiasiegerin ist sich bewusst: "Es wird ein Kampf bis zum Schluss." Es wäre für sie der erste Sieg im Gesamtweltcup nach zwei zweiten und zwei dritten Plätzen.
Riesch knapp am Podium vorbei
In Tarvisio ließ Maria Riesch wie am Vortag in der Kombination ein paar Hundertstel und damit ein paar wichtige Punkte liegen. Diesmal leistete sie sich im oberen Streckenabschnitt einen Patzer in einer Kurve, "da habe ich die Linie verloren" sagte sie, und auch die Geschwindigkeit ging runter - an einer der unpassendsten Stellen. "Ohne diesen Fehler hätte es wahrscheinlich auf das Podium gereicht", mutmaßte Riesch. Wahrscheinlich lag sie damit richtig: Nur 0,14 Sekunden fehlten zur drittplatzierten Weltmeisterin Elisabeth Görgl aus Österreich.
Kugel verloren, Punkte verloren - Maria Riesch war dennoch um Gelassenheit bemüht. "Wenn man alle Rennen fährt, dann kann man nicht jedes Rennen perfekt fahren", sagte sie. Das gilt auch für die Abfahrt: Maria Riesch gewann in diesem Winter drei Mal in der Königsdisziplin, ebenso Lindsey Vonn - doch am Ende war die Amerikanerin in den anderen Rennen besser platziert. Bemerkenswert am Rande: In Tarvisio beendet Anja Pärson mit ihrem 42. Weltcup-Sieg die Erfolgsserie von Maria Riesch und Lindsey Vonn - die vorangegangenen 15 Weltcup-Abfahrten hatte stets eine der beiden Freundinnen gewonnen.
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