Immer wieder schossen ihr die Tränen in die Augen. Auf der Ehrenrunde, bei der Siegerehrung, auf der Pressekonferenz. Claudia Pechstein hatte ihre Gefühle nicht mehr im Griff.
"Das war die schönste Bronzemedaille meiner Laufbahn", sagte die fünfmalige Olympiasiegerin. Mit Platz drei über 5000 m hatte die Berlinerin nur fünf Wochen nach Ablauf ihrer zweijährigen Dopingsperre ihr Comeback bei der Eisschnelllauf-WM in Inzell gekrönt.
Nie dagewesener Erfolg
Kaum hatte sie sich beruhigt, flossen schon wieder die Tränen. "Für meine Mutter und meinen Vater war es besonders schwer. Deshalb bin ich so erleichtert", sagte Pechstein. Am Ende musste sie sich nur Weltmeisterin Martina Sablikova und der Erfurterin Stephanie Beckert geschlagen geben und feierte einen nie dagewesenen Erfolg.
Noch nie hatte eine 39-Jährige Edelmetall bei einer Einzelstrecken-WM geholt. Mit 54 Medaillen bei Olympia, WM und EM ist Claudia Pechstein die erfolgreichste Athletin.
Als der dritte Platz feststand, suchte Pechstein im Innenraum der Eishalle für einige Minuten ein einsames Plätzchen. "Da habe ich gedacht: Mensch, du bist bei einer WM und hast Bronze." In der Tat glich ihr Leben in den letzten beiden Jahren einem enormen Kraftakt zwischen Training, Gerichtssaal und Anwaltskanzlei.
"Nach zwei Jahren mit einer Bronzemedaille zurückzukommen, ist eine außergewöhnliche Leistung", sagte DOSB-Präsident Thomas Bach.
"Steffi ist auch gut gelaufen"
In der Stunde des Triumphes fiel Pechstein auch die Annäherung mit Rivalin Stephanie Beckert leicht. Nach monatelangem Streit nahmen sich beide kurz in den Arm.
"Steffi ist auch gut gelaufen", sagte die 17 Jahre ältere Pechstein, die starke 7,00,90 Minuten erzielte. Beckert gewann in 6:54,99 Silber und holte nach Bronze über 3000 ihre zweite Medaille. Anschließend griff sie sich die deutsche Fahne und winkte immer wieder ins Publikum. "Die Medaille bedeutet mir sehr viel. Das ist Wahnsinn", sagte die 22-Jährige.