Als "König Petter" die Huldigungen seiner Landsleute entgegen nahm, schüttelte Tobias Angerer nur noch mit dem Kopf. "Da rennst du zwei Stunden durch die Gegend, und am Ende fehlen zwei Sekunden zur Medaille", sagte der Bayer nach seinem starken sechsten Platz im Ski-Marathon über 50 Kilometer. Das letzte Gold der WM in Oslo ging einmal mehr an den Norweger Petter Northug, der sich von 100.000 begeisterten Fans ausgiebig feiern ließ.
"Es ist schon enttäuschend. Mein Ziel war klar, eine Medaille zu gewinnen", sagte Angerer. Doch dazu fehlte nach zwei Stürzen die letzte Kraft. Ganze 1,9 Sekunden war der drittplatzierte Norweger Tord Asle Gjerdalen schneller, Silber holte sich in einem furiosen Finale der Russe Maxim Wylegschanin. "Zum Schluss bin ich nicht so mitgekommen, wie ich wollte", sagte Angerer.
Bundestrainer Jochen Behle konnte mit dem Ergebnis dennoch gut leben. "Wir haben uns gut verabschiedet. Der Fünfziger ist ein eigenes Thema", sagte der Coach. Tom Reichelt landete nach starkem Rennen auf Platz 18, Franz Göring und Tim Tscharnke holten die Ränge 27 und 34. Für Göring war es das letzte Rennen der Saison: Wegen einer Entzündung der Achillessehne wird der 26-Jährige in diesem Winter nicht mehr starten.
Nur 100 Meter vom enttäuschten Angerer entfernt ließ sich derweil Langlauf-König Northug feiern. "Das ist einfach unglaublich", meinte der alte und neue Champion nach seinem dritten Titel und ausgiebigem Bad in der Menge. Von dem Trubel ließ sich auch Behle beeindrucken: "Als Trainer habe ich so ein Volksfest wie hier noch nie erlebt. Es war gerade an der Strecke eine Stimmung, wie sie nirgendwo anders sein kann."
Gemächlicher Beginn
Nach dem Startschuss durch Norwegens Kronprinz Haakon hatten es die 82 Läufer zunächst gemächlich angehen lassen. "Das Tempo ist so gering, da macht es nichts, ob wir weiter hinten sind", sagte Behle nach der ersten Hälfte, in der seine Schützlinge Kräfte schonten. Bei Kilometer 25 lagen Angerer und Co. mit einem Rückstand von etwa 20 Sekunden noch gemeinsam in Lauerstellung.
Erst acht Kilometer vor dem Ziel begannen die Attacken. Allen voran die Schweden drückten aufs Tempo und versuchten, Northug zu zermürben. Ohne Erfolg: Am Ende zog Northug unwiderstehlich davon, die Schweden mussten sich ebenso wie Angerer der Übermacht von "König Petter" beugen. Anders als an den Vortagen erhielten die drei Topläufer ihre Medaille noch im Skistadion. Norwegens König Harald V. und FIS-Präsident Gian Franco Kasper übergaben die Trophäen, ehe die Titelkämpfe im Rahmen einer kleinen Schlussfeier für beendet erklärt wurden.
Auch Fessel ohne Medaille
Leer ausgegangen waren am Samstag auch die deutschen Frauen im 30-km-Rennen. Beste der vier DSV-Starterinnen war Nicole Fessel auf einem guten siebten Platz. "Nicole hat hier den Anschluss an die Weltspitze gefunden", sagte Behle über die 27-Jährige aus Oberstdorf, die schon über 15 km als Siebte überzeugt hatte. "Das war eine super WM für mich", sagte Fessel.
Das letzte Frauen-Gold ging an Therese Johaug, die damit den möglichen Rekord von fünf Titeln für ihre zweitplatzierte norwegische Teamkollegin Marit Björgen verhinderte. Bronze sicherte sich Olympiasiegerin Justyna Kowalczyk aus Polen. Katrin Zeller wurde Zwölfte direkt vor Evi Sachenbacher-Stehle. Der DSV blieb damit erstmals seit der Heim-WM 2005 in Oberstdorf bei einem Großereignis ohne eine Medaille seiner Langläuferinnen.
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