Tina Bachmann fühlte sich nach ihrer Silbermedaille im WM-Einzel noch "wie im Film". Magdalena Neuner auch. Allerdings im falschen. Bei der Windlotterie im Biathlon-Eisschrank von Chanty Mansijsk schoss die Sprint-Weltmeisterin fünf "Fahrkarten" und belegte trotz einer überragenden Laufleistung nur Rang fünf. Mit einer perfekten Vorstellung lief die Schwedin Helena Ekholm zu Gold, Bronze ging an Wita Semerenko aus der Ukraine.
"Auf der Strecke habe ich mich super gefühlt. Das Schießen war ein bisschen wie Lotto spielen. Es gab einige, die Glück gehabt haben", sagte die achtmalige Weltmeisterin Neuner nach ihrer Premiere in einem WM-Einzel über 15km: "Ich freue mich total für die Tina. Sie hat so hart gekämpft in diesem Winter und oft mit sich gehadert."
Bachmann belohnte sich bei ihrem ersten WM-Einsatz für die harte Arbeit in dieser Saison: "Ich habe die Leute in meinem Umfeld fast in die Wahnsinn getrieben, als es nicht gelaufen ist. Heute habe ich versucht, einfach das Rennen zu genießen. Im letzten Anschlag konnte ich alles ausblenden", sagte die 24-Jährige aus Schmiedeberg.
Müssiggang: "Für alle eine Überraschung"
Bundestrainer Uwe Müssiggang war vom Ausgang des Rennens sichtlich angetan. "Das ist für alle eine Überraschung, Tina hatte zuletzt große Probleme. Sie hat aber hart gearbeitet, und es freut mich sehr, dass sie für ihre Arbeit belohnt worden ist", sagte er.
Mit der hohen Startnummer 57 ins Rennen gegangen rollte Bachmann in Sibirien an der Stelle ihres ersten Weltcupsieges von 2009 das Feld von hinten auf und blieb im letzten Stehendanschlag nervenstark fehlerfrei. Bei 15 Grad minus und ständig wechselnden Windböen schossen die Athleten vor fast leeren Rängen Fehler um Fehler. Siegerin Ekholm blieb als einzige Starterin im gesamten Feld fehlerlos.
Ricco Groß ist zufrieden
"Tina hat die letzten Tage einen sehr sicheren Eindruck gemacht und sich den Lohn für ihre geholt", sagte Frauen-Trainer Gerald Hönig. Auch sein Kompagnon Ricco Groß war zufrieden. "Ganz große Klasse, was die Tina hier gemacht hat. Vor allem im letzten Anschlag", sagte der neunmalige Weltmeister.
Einen gebrauchten Tag erwischte die sechsmalige Weltmeisterin Andrea Henkel, die sich in den ersten beiden Schießen gleich sieben Fehler leistete und nur auf Platz 46 landete. "Erst habe ich gedreht, dann nicht. Getroffen habe ich eigentlich erst, als der Wind kam", meinte die 33-Jährige und suchte vergeblich nach Erklärungen. "Für Andrea tut es mir ganz besonders leid. Sie stand zweimal komplett im Wind drin", sagte Groß. Sabrina Buchholz landete nach einer soliden Vorstellung vier Tage nach ihrem 31. Geburtstag mit drei Fehlern auf Rang 20.
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