Ovationen für den Weltrekord des neuen Champions Patrick Chan, aber auch viel Beifall für Peter Liebers: Im Schatten des siegreichen Kanadiers legte der Berliner bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Moskau die bislang beste Kür seiner Laufbahn hin und verbesserte sich mit einem nahezu fehlerfreien Vortrag noch auf den 15. Platz.
Mehr als ein Dutzend schwarz-rot-goldener Fahnen wurden im Megasport-Palast geschwenkt, als der 23-Jährige winkend das Eis verließ und seiner Trainerin Viola Striegler in die Arme fiel.
"Ich bin wie befreit gelaufen. Für mich war Moskau ein großer Sprung nach vorne", sagte der zweimalige deutsche Meister, dessen aufwändige Vorbereitung mit mehreren Trainingsaufenthalten in Kanada sich letztlich auszahlte. Liebers: "Vielleicht hätte ich diesen Schritt sogar schon früher wagen sollen."
Striegler: Geht fast nicht schöner
Alle dreifachen Sprünge brachte der Zeitsoldat sicher auf das Eis, lediglich in den letzten 30 Sekunden konnte Liebers sein hohes Tempo nicht mehr ganz durchhalten. Dennoch war Betreuerin Striegler mehr als zufrieden mit ihrem Schützling, der die Filmmusik Sherlock Holmes interpretiert hatte: "Die letzte Kür der Saison fehlerfrei laufen, 'was Schöneres kann es doch eigentlich gar nicht geben."
Der neue Champion Chan, in den vergangenen beiden Jahren jeweils mit WM-Silber dekoriert, riss die 12.000 Zuschauer mit einer phänomenalen Kür von den Sitzen. Von einer kleinen Unsicherheit beim dreifachen Axel abgesehen, war das Programm zum Phantom der Oper makellos und schrieb Eiskunstlauf-Geschichte. Der Sohn chinesischer Einwanderer erhielt 280,98 Punkte, damit wurde die alte Welt-Bestmarke des von ihm entthronten Vorjahressiegers Daisuke Takahashi (264,41) förmlich pulverisiert.
Takahashi mit Kufenproblem
Geradezu deklassiert wurden auch die übrigen Medaillengewinner. Zweiter wurde mit 258,41 Punkten der Japaner Takahiko Kozuka, Bronze holte sich vor den Augen seines Idols Jewgeni Pluschenko WM-Debütant Artur Gaschinski aus Russland (241,86). Titelverteidiger Takahashi hatte großes Pech, er musste wegen eines Kufenproblems seine Kür unterbrechen und blieb ohne Medaille.
Zumindest in die Nähe solcher Ausnahmeläufer soll nach dem Willen der Deutschen Eislauf-Union (DEU) bis spätestens Olympia 2014 auch Liebers kommen können. "Diesmal sind wir mit einem Mittelfeldplatz zufrieden, aber Peter hat das Potenzial, unter die Top-Ten der Welt zu laufen, dabei wollen wir ihn unterstützen", sagte DEU-Sportdirektor Udo Dönsdorf.