Müssiggang: "Andere Zeit bricht an"

SID
Uwe Müssiggang nimmt seine verbliebenen Athleten in die Pflicht
© Getty

Nach dem Rücktritt von Biathlon-Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner zum Saisonende wird im deutschen Team eine große Lücke klaffen. Bundestrainer Uwe Müssiggang nimmt seine Athleten schon jetzt in die Pflicht, diese schnell zu schließen.

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Während sich Magdalena Neuner riesig auf die Rückkehr in ihr normales Leben freut, treibt das frühe Karriereende der Rekordweltmeisterin Biathlon-Bundestrainer Uwe Müssiggang tiefe Sorgenfalten ins Gesicht. "Wir haben uns schon Gedanken gemacht, wie es weitergehen könnte. Viel Sinnvolles fällt einem aber nicht ein, wenn solch eine Athletin geht", sagte Müssiggang vor dem Weltcup in Hochfilzen: "Für uns ist es extrem schwierig, diese Situation zu meistern."

In Neuner verliert der Deutsche Skiverband (DSV) nach dem Weltcupwinter nicht nur den Liebling der Massen, sondern auch seine erfolgreichste Athletin der letzten Jahre. Zwar ist Müssiggang optimistisch, dass sein Team auch in der Nach-Neuner-Ära Erfolge feiern wird. Doch das könnte aufgrund der fehlenden Erfahrung schwerer werden, als momentan erwartet wird.

"Andere müssen in die Sonne treten"

"Wir stehen vor der Schwierigkeit, dass die Topathleten eigentlich den Schatten für die geben, die sich entwickeln sollen", sagte Müssiggang: "Und jetzt müssen jüngere Athleten plötzlich schon in die Sonne treten. Sonst hätten sie sich noch ein Stück länger im Schatten aufhalten können."

Das ist für die erfahrene Andrea Henkel, mit 33 Jahren Älteste im Team, vielleicht am wenigsten ein Problem. Doch weder Staffelweltmeisterin Miriam Gössner (21 Jahre) noch Vizeweltmeisterin Tina Bachmann (25) sind den enormen Druck gewohnt, den Neuner in den vergangenen Jahren aushalten musste. Ganz zu schweigen von der ganz jungen Garde.

Eine andere Zeit bricht an

"Ich denke, das alles wird gerade für die Jüngeren nicht ganz einfach. Sie sind den Umgang mit den Medien und der ganzen Öffentlichkeit nicht so gewohnt", sagte Müssiggang: "Da müssen wir sehen, dass wir die Frauen darauf vorbereiten, dass jetzt eine andere Zeit anbricht."

Neuner sammelte seit 2007 unter anderem zehn WM-Titel, zwei olympische Goldmedaillen und zwei Gesamtweltcupsiege. "Da wird nicht morgen Ersatz kommen. Die neue Situation müssen wir begreifen und damit umgehen", sagte Müssiggang, der nach der Heim-WM in Ruhpolding (29. Februar bis 11. März 2012) und dem Weltcupfinale in Chanty Mansijsk sein Team neu formieren wird. "Wir werden schon jetzt damit anfangen und die nächsten Weltcups werden zeigen, in welche Richtung es geht", sagte der Bundestrainer.

"Sie macht alles mit 100%"

Ganz sicher ist sich der 60-Jährige in einem Punkt: "Umzustimmen ist die Lena mit Sicherheit nicht. Von uns würde sie immer eine Wildcard bekommen, aber die wird sie nicht in Anspruch nehmen. Sie macht alles mit 100 Prozent, so auch ihren Rücktritt."

Zumindest bis zum Saisonende wird "Gold-Lena" noch einmal alles geben, um sich würdig zu verabschieden. "Ich werde mich vielleicht noch mehr ins Zeug legen als sonst", sagte die 24 Jahre alte Wallgauerin: "Ich möchte die Saison so perfekt wie möglich gestalten."

Sie sei in einer guten Form und wolle das gelbe Leibchen der Führenden im Gesamtweltcup lange behalten. In Hochfilzen will sie am Freitag beim Sprintrennen einen weiteren Schritt dazu machen. Zuvor bestreiten bereits die Männer ihren Sprint.

Die Biathlon-Termine 2011/2012

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