Henkel will ersten Saisonsieg

SID
Biathlon-Urgestein Andrea Henkel gab ihr Weltcup-Debüt 1995
© Getty

Sie ist weder schwanger und auch nicht des Biathlon-Sports überdrüssig. "Mir macht es noch Spaß, und weil daheim sowieso niemand auf mich wartet, drängt mich nichts zum Aufhören", sagt Andrea Henkel. Die 34 Jahre alte Olympiasiegerin will in Sotschi ihre vierten Olympischen Spiele erleben und beim Debüt-Weltcup von Nove Mesto in Tschechien (11. bis 15. Januar) möglichst gleich am Mittwoch im schweren 15-Kilometer-Einzellauf (14.15 Uhr) den ersten Saisonsieg feiern.

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"Ich fühle mich am Schießstand im Moment sehr sicher. Der Massenstart in Oberhof lief mit nur einem Fehler bei viermal Schießen richtig gut. Wenn das in Nove Mesto auch so klappt, könnte es für einen Platz ganz vorne reichen", sagt Henkel.

Nach ihrer Ankündigung von Oberhof, die Karriere bis 2014 fortsetzen zu wollen, schaffte sie als Massenstart-Dritte ihren ersten Podestplatz im aktuellen Winter (zuvor schon Vierte, Fünfte, Sechste und zweimal Achte) und rückte im Gesamtweltcup auf Platz sechs vor.

Langer Einzellauf als Paradestrecke

Damit allerdings ist die Lebensgefährtin des US-Spitzenbiathleten Tim Burke nicht zufrieden. "Im Dezember hatte ich Probleme beim Schießen, in Oberhof habe ich mich beim Laufen etwas müde gefühlt. Vielleicht bekomme ich ja in Nove Mesto beides richtig zusammen", meint sie.

Die Thüringerin aus Großbreitenbach gilt seit 14 Jahren als feste Größe im deutschen Weltcup-Team und dort als die beste Schützin. Das Einzelrennen, wo jeder Fehlschuss mit einer Strafminute statt der sonst üblichen Strafrunde sanktioniert wird, gilt deshalb als ihre Paradedisziplin.

Auf der langen 15-Kilometer-Strecke gewann sie 2002 in Salt Lake City gleich beim Olympia-Debüt die Goldmedaille, holte in der gleichen Disziplin 2005 in Hochfilzen den ersten von inzwischen sieben Weltmeistertiteln.

"Andrea ist ein Vorbild für unsere jüngeren Läuferinnen. Wir sind sehr froh, dass sie uns noch zwei weitere Jahre zur Verfügung steht", sagt Bundestrainer Gerald Hönig. Sein nach dem Rücktritt von Superstar Magdalena Neuner zum Saisonende und der unverhofften Schwangerschaft von Kathrin Hitzer ausgedünnter Kader hätte den Abgang Henkels aus Altersgründen kaum noch verkraftet. "Ich bin immer sehr fleißig im Training. Da können die Anderen sehen, dass es möglich ist, so zu trainieren", ergänzt die Thüringerin.

Training in den USA

Während sich ihre langjährigen Teamgefährtinnen Kati Wilhelm, Uschi Disl, Simone Hauswald und Martina Beck inzwischen Mutterpflichten widmen, will Andrea Henkel noch eine Weile an der Seite von Tim Burke ihrer sportlichen Passion frönen. "Aktuell reicht es wohl mit dem Nachwuchs in der Mannschaft. Ich mache dann eben später einen neuen Jahrgang auf", erzählt sie mit einem Lächeln im Gesicht.

Ihre Absicht, noch bis Sotschi laufen zu wollen, ist mit der Zusage von Coach Hönig verbunden, dass Henkels Training nur noch teilweise in Deutschland abläuft. "Ich werde künftig mehr Zeit in den USA verbringen. Ich bin dort sehr gut aufgehoben. Aber ich werde auch versuchen, so oft wie möglich deutsche Trainingslehrgänge zu besuchen", erklärt Andrea Henkel.

Irgendwann nach der Biathlon-Zeit, so ihre Vision, wird sie vielleicht nach Amerika auswandern, um "dann etwa ganz Anderes" zu machen. Aber zunächst geht es im WM-Ort von 2013, Nove Mesto, beim ersten Weltcup überhaupt in Tschechien um den Sieg - und Andrea Henkel zählt zu den Topfavoritinnen.

Biathlon-Weltcup: Die Rangliste

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