Freund gewinnt auf der Großschanze

SID
In der letzten Saison wurde Freund Vierter des Gesamtweltcups
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Severin Freund hat im norwegischen Lillehammer für den ersten deutschen Sieg im Olympia-Winter gesorgt. Der WM-Vierte aus Rastbüchl flog auf der großen Olympiaschanze von 1994 auf 132,5 und 137,0 Meter und gewann mit 279,9 Punkten vor Weltmeister Anders Bardal (Norwegen/277,0).

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Severin Freund warf schnell ein paar Handküsse in die Luft, dann wurde der DSV-Adler auch schon von seinen jubelnden Teamkollegen bestürmt: Mit starken Nerven und zwei Weltklasseflügen hat der Bayer im norwegischen Lillehammer für den ersten Sieg eines deutschen Skispringers im Olympia-Winter gesorgt."Heute sind mir wirklich zwei starke Sprünge gelungen. Das ist sensationell", sagte der 25-Jährige, der einen Tag nach dem starken dritten Rang von Rückkehrer Richard Freitag für ein kleines Wintermärchen im hohen Norden sorgte.

Freund, schon nach dem ersten Durchgang in Führung, flog auf 132,5 und 137,0 Meter und gewann mit 279,9 Punkten vor Weltmeister Anders Bardal (277,0) und dem Japaner Daiki Ito (275,7). Für den WM-Vierten, der zuletzt am 1. Dezember 2012 im finnischen Kuusamo ganz oben auf dem Podest gestanden hatte, war es der fünfte Weltcup-Sieg seiner Karriere. Damit gehört der DSV-Adler fast zwangsläufig zum engsten Favoritenkreis für die in drei Wochen beginnende Vierschanzentournee und auch für Olympia in Sotschi.

"Ich bin zurück!"

"Ich bin sehr zufrieden. Es ist ganz toll, zu so einem frühen Zeitpunkt in der Saison den ersten Sieg in der Tasche zu haben", sagte Bundestrainer Werner Schuster in der "ARD": "Für Severin freut es mich besonders, er ist immer vorneweg marschiert. Der erste Durchgang hat ihm Ruhe gegeben." Freund, der vergangene Saison schon auf der Kleinschanze in Lillehammer gewonnen hatte, meinte nach dem ersten Jubel erleichtert: "Natürlich ist ein bisschen Anspannung da, wenn man als Letzter startet. Aber ich wusste: Wenn ich einen guten Sprung drauf habe, kann ich gewinnen."

Grund für eine Party im "fliegenden Doppelzimmer" von Freund und Freitag gab es somit genug. Denn nur 24 Stunden zuvor war der Sachse Freitag nach zehnwöchiger Verletzungspause bei seinem Comeback auf den dritten Rang geflogen. "Ich bin zurück!", schrie der 22-Jährige in die Kameras und ließ sich auch von Rang 16 am Sonntag die Laune nicht verderben. "Wenn es vorher gut lief, erwartet man natürlich mehr. Aber ich bin zufrieden", sagte der dreimalige Weltcup-Sieger, der den Saisonstart wegen eines Mittelfußbruches verpasst hatte.

Starke deutsche Leistungen

Auch beim Stand im Gesamtweltcup macht sich der deutsche Höhenflug bemerkbar: Hinter dem Österreicher Gregor Schlierenzauer (216 Punkte), der am Samstag den 52. Sieg seiner Karriere gefeiert hatte, und dem Japaner Taku Takeuchi (191) folgen gleich drei DSV-Springer: Freund (179) kletterte auf Rang drei, Andreas Wellinger (160) und Marinus Kraus (144) liegen dicht dahinter. In der Nationenwertung liegt Deutschland mit 1126 Punkten sogar vor Japan (951) und Österreich (819) in Führung.

Auf Bundestrainer Werner Schuster wartet nun ein Luxusproblem: Nach nur vier Weltcups haben fünf seiner Schützlinge die Norm für Olympia erfüllt: Freitag, Freund, Wellinger, Kraus und Karl Geiger haben jeder eine Platzierung unter den besten Acht oder zwei unter den Top 16 geschafft. Mehr als fünf Springer darf Schuster nicht mit nach Sotschi nehmen, Michael Neumayer und Andreas Wank träumen aber auch noch von den Winterspielen - ganz zu schweigen von Martin Schmitt, der am kommenden Wochenende im zweitklassigen Continental Cup mit der Saison beginnt.

Schlierenzauer nur auf Platz 15

Die übrigen DSV-Adler zeigten in Lillehammer Licht und Schatten. Waren am Samstag noch alle sieben Springer in den Top 20 gelandet, war Freund am Sonntag der Einzige in den Top 10. Auch Vorjahressieger Schlierenzauer musste sich mit dem 15. Platz begnügen. Einen kuriosen Tag erlebte der viermalige Olympiasieger Simon Ammann. Der Schweizer stürzte sowohl in der Qualifikation als auch im ersten Durchgang. "Beim zweiten Mal musste ich fast lachen, bevor ich am Boden war", sagte der Schweizer, der unverletzt blieb und am Ende Rang 19 belegte.

Severin Freund jedenfalls nahm am Ende eines gelungenen Wochenendes nur schweren Herzens Abschied von Lillehammer. "Ich finde es hier sensationell", sagte der Bayer: "Letztes Jahr war die kleine Schanze dran, dieses Jahr die große. Mal schauen, wie es nächstes Jahr wird."

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