Eiskunstlauf-Star Jewgeni Pluschenko war als eine der Hauptfiguren der Winterspiele fest eingeplant, doch jetzt droht dem populären Olympiasieger von 2006 in Sotschi die Zuschauerrolle. Nach seinem enttäuschenden zweiten Platz bei den nationalen Meisterschaften hatte der 31-Jährige erklärt, nicht im Einzel, sondern lediglich im Teamwettbewerb starten zu wollen - das ist aber nach Angaben des russischen Verbandes gar nicht möglich.
"Nicht alle Sportler kennen die genauen Regeln", sagte Generaldirektor Walentin Pisejew. Nach dem Reglement sei sowohl für den Einzel- als auch für den Teamwettbewerb derselbe Athlet vorgesehen. Damit wäre der erst 18 Jahre alte neue nationale Champion Maxim Kowtun gesetzt, für den dreimaligen Weltmeister Pluschenko würde es nach derzeitigem Stand das komplette Aus bedeuten. Ein Ersatzmann darf nur für den Fall einer Verletzung eingesetzt werden, der Teamwettbewerb findet aber vor dem Einzel statt.
Kehrtwende am Donnerstag
Allerdings scheint bereits jetzt eine Hintertür für Pluschenko offen. "Aus den Emotionen heraus", habe dieser seine Aussagen getroffen, sagte Pisejew. Und relativierte damit bereits einen Tag später die Absage, von der auch der russische Verband völlig auf dem falschen Fuß erwischt wurde.
Am Donnerstag galt es daraufhin erst einmal Schadensbegrenzung zu betreiben. Schnell betonte der Verband, dass erst nach der EM im Januar in Budapest die Entscheidung über die Nominierung falle. Im Vorfeld hatte es eigentlich geheißen, dass der russische Meister den einzigen Einzelstartplatz der Gastgeber in Sotschi bekommen werde.
Kultstatus in Russland
Doch bei der Nominierung dürfte auch der politische Aspekt eine gehörige Rolle spielen - und nicht nur die sportliche Leistung. Immerhin wurde der Silbermedaillengewinner von 2002 und 2010 zu einem der Gesichter der Spiele aufgebaut. In Russland ist Pluschenko einer der berühmtesten Sportler - angeblich soll das Sportministerium den Eiskunstläufer mit der struppigen blonden Mähne jährlich mit einer hohen sechsstelligen Summe unterstützen.
Es wäre auch für die politischen Entscheidungsträger eine krachende Niederlage, sollte der Vorzeigesportler die Spiele verpassen. Zumal sein Start in Sotschi auch eine Wiedergutmachung für Vancouver 2010 sein sollte. Damals hatte er umstritten und knapp gegen den Amerikaner Evan Lysacek verloren. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte damals erklärt, "das Silber sei Gold wert". Gerüchteweise war bereits das Comeback des "Eiskönigs" Ende 2011 ein ausdrücklicher Wunsch Putins gewesen.
Gesundheit entscheidender Faktor
Daher wird wohl das wahrscheinlichste Szenario ein Start Pluschenkos bei den kontinentalen Titelkämpfen sein. Auch wenn der 31-Jährige dies eigentlich am Mittwoch ebenfalls ausgeschlossen hatte. Sollte er dort vor seinem nationalen Konkurrenten Kowtun liegen, hätte der Verband einen handfesten Grund für eine Nominierung Pluschenkos.
"Jewgeni Pluschenko will an den Spielen teilnehmen. Alles wird von seiner Gesundheit abhängen", erklärte Pisejew. In den vergangenen Monaten und Jahren hatte der Vorzeigesportler immer wieder mit großen körperlichen Problemen zu kämpfen. Mehrmals wurde er am Knie operiert, Anfang 2013 musste er sich einem Eingriff an der Bandscheibe unterziehen.