Auch vor seinem wohl letzten Auftritt bei der Vierschanzentournee will Martin Schmitt von Wehmut nichts wissen. "Ich gucke noch nicht zurück, das kann ich irgendwann mal machen", sagte der Skisprung-Altmeister. Im Rahmen des Neujahrspringens in Garmisch-Partenkirchen wird der viermalige Weltmeister wohl letztmals auf der ganz großen Bühne im Weltcup zu sehen sein. Schmitt ist das durchaus bewusst, und trotz sportlicher Rückschläge genießt er jeden Moment.
"Ich habe die Atmosphäre schon aufgenommen und abgespeichert, das war noch mal ein schönes Erlebnis", sagte der 35-Jährige, nachdem er beim Tournee-Auftakt in Oberstdorf im ersten Durchgang ausgeschieden war. Nach Platz 36 ist es so gut wie sicher, dass Bundestrainer Werner Schuster den ehrgeizigen Oldie nach dem Neujahrsspringen aus dem deutschen Aufgebot streicht. "Damit er weiterfährt, müsste schon deutlich mehr kommen", sagte Schuster klar. In der Qualifikation am Dienstag hat Schmitt auf der Olympiaschanze letztmals die Chance, an einem Tournee-Springen teilzunehmen.
"Höchsten Respekt vor Martin"
"Ich gehe davon aus, ja", antwortete Schmitt auf die Frage, ob es sein letzter Weltcup-Auftritt in Oberstdorf war. Enttäuscht verließ der einstige deutsche Vorflieger den Auslauf, wurde von den Fans aber gewohnt bejubelt, machte unzählige Fotos und schrieb unermüdlich Autogramme. "Man nimmt das schon wahr, das ist eine schöne Atmosphäre und ich kann das auch ein bisschen genießen", sagte Schmitt.
Momentan bestreitet er seine 18. und letzte Vierschanzentournee, die Teilnahme hatte er sich durch gute Leistungen im zweitklassigen Continental Cup verdient. In der deutschen Mannschaft genießt er auch deswegen noch immer hohes Ansehen. Weil er nie aufgibt, immer hart trainiert, und das darstellt, was man einen Musterprofi nennt. "Ich habe höchsten Respekt vor Martin. Er ist topfit, ordnet sich unter und hat eine harte Zeit hinter sich", sagte Schuster: "Es gibt kein Murren, gar nichts."
Letzter Sieg 2002
Schmitts große Erfolge waren einst auch Gründe, warum Athleten wie Severin Freund überhaupt mit dem Skispringen anfingen. "Ob es sich dem Ende zuneigt, muss man abwarten. Man hat ihn schon mal abgeschrieben, und dann ist er Vize-Weltmeister geworden", sagt Freund heute. Doch bei allem Optimismus: Schmitt wird wohl keine großen Siege mehr feiern, sondern seine Sprungski in naher Zukunft in die Ecke stellen.
Den letzten seiner 28 Weltcupsiege feierte er im März 2002 in Lahti, auch die Triumphe im Gesamtweltcup sind lange her. Nur den Traum vom Tournee-Sieg konnte sich Schmitt nie erfüllen. Und natürlich wird sich das nicht mehr ändern. Nach dem Aus in Oberstdorf schätzte er seine Leistung treffend ein: "Ich hatte hier keinen Sprung, bei dem ich sagen kann: Jawohl, das passt! Es war einfach zu wenig."
Seinen Teamkollegen drückt Schmitt für die verbleibenden drei Springen trotzdem die Daumen. "Es passt alles im Team, alle sind hundertprozentig motiviert. Wenn sich jeder auf seine Stärken besinnt, ist noch viel drin." Vielleicht auch ein würdiger Tournee-Abschied für ihn selbst.