Deutsche Tourneeträume geplatzt

SID
Auch Severin Freund verpasste einen Sprung auf das Podest in Oberstdorf
© getty

Die deutschen Adler sind hart gelandet. Nach den Enttäuschungen von Oberstdorf wollen Severin Freund und Co. aber nicht aufstecken.

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Nach dem jäh geplatzten Traum vom Tournee-Sieg herrschte bei den deutschen Skispringern bereits am Tag vor Silvester Katerstimmung. "Wir sind mit den Hoffnungen gekommen, mit mindestens einem Mann auf das Podest zu kommen. Das haben wir nicht geschafft, das ist ernüchternd und nicht befriedigend", lamentierte Bundestrainer Werner Schuster am Montag. Mitfavorit Severin Freund nur Zehnter, Geheimtipp Andreas Wellinger auf Platz 29 und Richard Freitag gar im ersten Durchgang gescheitert - den Auftakt der Vierschanzentournee in Oberstdorf hatte sich der deutsche "Adler-Horst" sicher anders vorgestellt.

Bei einer Runde Schafkopf im Teamhotel Alpenhof suchten die DSV-Springer noch in der Nacht Ablenkung, so richtig gelingen wollte das aber nicht. "Die Ergebnisliste hat sich nicht mehr geändert - leider", sagte Schuster vor der Abreise nach Garmisch-Partenkirchen und redete dann Klartext: "Ich bin nicht glücklich mit diesem Auftakt."

"Nicht sehr wahrscheinlich"

Platz acht für den jungen Marinus Kraus blieb fast schon das einzige Positive. Freunds Traum von einem Podestplatz oder gar dem ersten deutschen Tourneesieg seit Sven Hannawald vor zwölf Jahren haben sich schnell erledigt. Zwar sei die Tournee für den 25-Jährigen "noch nicht vorbei", so Schuster, doch auch der Österreicher weiß: "Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass er noch neun Springer überholt und gewinnt."

Gar keine Chance mehr auf eine vordere Platzierung haben der hoch gehandelte Youngster Wellinger und Richard Freitag. Einmal mehr gelang es dem deutschen Team nicht, pünktlich zu einem Saisonhöhepunkt die Topleistungen abzurufen. Vor der Tournee hatte es fünf Podestplatzierungen gegeben, Freund feierte in Lillehammer sogar einen Weltcupsieg. Davon scheint das Team plötzlich weit entfernt.

Podestplatz das Ziel

"Wir wünschen uns alle, dass wir wieder in der Spitze mitkämpfen", meinte Schuster, bat dabei aber um Geduld: "Wir werden diese Tür durchstoßen, dass zum richtigen Zeitpunkt mindestens ein Athlet die Top-Performance hinbekommt."

Noch bleibt seine Mannschaft den Beweis dafür schuldig. Während Altmeister Simon Ammann nach seinen Sieg wieder einmal auf den Punkt genau zur Stelle ist, müssen die Deutschen vor dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen am Mittwoch wieder an den Stellschrauben drehen. Schuster sprach von anfälligen Flugsystemen bei Wellinger und Freitag und kündigte eine genaue Videoanalyse an. Ein Podestplatz in der Gesamtwertung ist nun das Ziel.

Schmitt wohl mit letzter Teilnahme

Auf der Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen haben seine Schützlinge allerdings traditionell eher Probleme. "Wir werden versuchen, einen besseren Dreh hinzubekommen", sagte Schuster. Darauf hofft auch Freund: "Meine Sprünge waren nicht so schlecht. Ich will daran anknüpfen und weiter konstant arbeiten."

Altmeister Martin Schmitt wird sich in Garmisch wohl endgültig von der Tournee verabschieden. Bei seiner 18. Teilnahme droht erneut die Streichung nach den beiden deutschen Stationen, Rang 36 war zu wenig, um auch in Innsbruck und Bischofshofen noch zum Team zu gehören. "Damit er weiterfährt, müsste schon deutlich mehr kommen", sagte Schuster.

"Das ist Wahnsinn"

Und so konnte sich am Montag eigentlich nur Marinus Kraus richtig freuen. "Manchmal muss ich mich schon kneifen", sagte der 22-Jährige aus Oberaudorf: "Vor einem Jahr habe ich in Oberstdorf noch zugeschaut, jetzt bin ich plötzlich der beste Deutsche. Das ist Wahnsinn."

Ob das auch so bleibt? Kraus grinst verschmitzt. "Ich hätte natürlich nichts dagegen. Das wird sicher nicht so einfach, aber ich habe ein Mordsvertrauen." Auch Schuster traut ihm durchaus noch mehr zu: "Wenn er so springt, wie er redet, ist auch in Garmisch-Partenkirchen etwas drin."

Die 62. Vierschanzentournee

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