Martin Schmitt lächelte noch einmal für unzählige Fotos, gab gewohnt freundlich Autogramme - doch tief im Inneren dürfte dem Skisprung-Altmeister ein wenig wehmütig zumute gewesen sein. Der 35-Jährige verabschiedete sich beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen nicht nur endgültig von der Vierschanzentournee, sondern wohl auch für immer aus dem Weltcup.
Auf der Olympiaschanze belegte der viermalige Weltmeister am Neujahrstag nach Sprüngen auf 128,0 m und 128,5 m Rang 27. Anschließend wurde er trotz einer ordentlichen Vorstellung zur Tournee-Halbzeit aus der Mannschaft des Deutschen Skiverbandes gestrichen. "Für ihn war es nachvollziehbar. Ich kann mich bei ihm für seine Motivation und Fairness nur bedanken", sagte Bundestrainer Werner Schuster am Abend. Wie es nun mit dem Oldie weitergeht, ist noch offen. "In Ruhe" will Schmitt nach seiner Rückkehr in die Heimat eine Entscheidung über seine sportliche Zukunft treffen.
"Ich weiß es selbst nicht"
Dass der Furtwanger erneut im zweitklassigen Continental Cup antritt, ist äußerst unwahrscheinlich, sein baldiger Rücktritt dafür umso realistischer. "Ich weiß es selbst nicht. Martin hatte immer die Freiheit, seine Entscheidungen selbst zu verkünden. Das wird auch jetzt so sein", sagte Schuster.
Schon seit Jahren tickte die Uhr für Schmitt, dessen großen Erfolge lange her sind. Sehr lange sogar: Den letzten seiner 28 Weltcupsiege feierte er im März 2002 in Lahti, auch die Triumphe im Gesamtweltcup sind fast schon vergessen. Nur den Traum vom Tournee-Sieg konnte er sich in seiner erfolgreichen Karriere nie erfüllen.
Erster Sieg 1998 in Norwegen
Sein Weltcupdebüt feierte Schmitt, der im Alter von sechs Jahren mit dem Skispringen begann, im Januar 1997 bei der Tournee in Innsbruck. Dabei sprang Rang 25 heraus - und es folgte eine lange Laufbahn mit bislang insgesamt 292 Starts und 52 Podestplätzen. Seinen ersten Sieg holte er im November 1998 in Lillehammer. Viermal war Schmitt bei Olympischen Spielen dabei, eine fünfte Teilnahme in Sotschi bleibt ihm zum Karriereausklang nun aber verwehrt.
Und obwohl Schmitt in den letzten Jahren nur noch hinterher sprang, bekam er von seinen Mannschaftskollegen und Bundestrainer Werner Schuster viel Respekt. "Ich finde es bewundernswert, wie er sich vorbereitet und die Herausforderung angenommen hat. Mich freut es auch, dass er in Garmisch noch mal dabei war", sagte Schuster. Norwegens Nationaltrainer Alexander Stöckl meinte: "Der Name Martin Schmitt wird immer Teil des Skispringens sein. Er hat die Liebe am Skispringen nie verloren."
Schattenbergschanze in Oberstdorf
Über den zweitklassigen Continental Cup führte Schmitts Weg noch einmal in die nationale Gruppe bei der diesjährigen Tournee. Er setzte sich mit guten Vorstellungen gegen den talentierten Nachwuchs durch und schaffte es so erneut auf die Schattenbergschanze in Oberstdorf.
Die Herausforderungen gegen die besten Springer der Welt waren aber eine Nummer zu groß, Schmitt verpasste den zweiten Durchgang.
Schon 2011/12 gestrichen
Der Wettbewerb in Innsbruck und das Abschlussspringen in Bischofshofen wird der Oldie nur noch vor dem Fernseher verfolgen. Doch selbst das ist nichts Neues: Auch 2011/2012 wurde Schmitt nach den beiden deutschen Stationen aus der Mannschaft gestrichen.
Für die Zeit nach der aktiven Karriere hat Schmitt bereits vorgearbeitet. Derzeit studiert er an der Trainerakademie in Köln, will dort im Oktober 2015 seinen Abschluss machen. "Um ein erfolgreicher Trainer zu werden, muss man eine ähnliche Leidenschaft wie als Sportler haben", sagte er. Und: "Man muss wissenshungrig sein, neue Dinge kennenlernen, sich immer weiter entwickeln." Dass er das kann, hat er als Sportler bereits bewiesen.