Nach einer längeren Verletzungsphase war Michael Rösch beim DSV im Jahr 2012 aus dem Kader geflogen. Der 30-jährige entschied sich daraufhin, künftig für Belgien starten zu wollen. Sein Antrag auf die belgische Staatsbürgerschaft wurde im November 2013 angenommen.
Michael Rösch im SPOX-Interview
Die Teilnahme bei den Olympischen Spielen unter neuer Flagge bleibt ihm dennoch verwehrt, er durfte sich sportlich nicht qualifizieren. "Das Parlament hatte im Dezember meinen Antrag ja abgesegnet. Das war prima, aber was eben noch dauert ist die Unterschrift des Königs und die Veröffentlichung im Staatsblatt", erklärte Rösch im Interview mit der "tz". Erst dann bekomme er seinen Pass, der für einen Start, etwa beim letzten Weltcup in Antholz, zwingend notwendig ist.
Rösch: "Du musst ein Schwein sein"
Den Wechsel zu einem anderen Verband bereut er dennoch nicht: "Ich hab die Chance in Belgien etwas aufzubauen und habe mit dem belgischen Verband einen Partner, der mich super unterstützt." Diese Wertschätzung hätte er sich vom DSV ebenso gewünscht. "Das hat mir schon einen Stich gegeben", erinnert er sich. "Dann zu lesen, dass sie nicht mehr mit dir planen, war bitter."
Die derzeitige Lage im deutschen Biathlon-Kader sieht er kritisch. Es fehle ein "Leitwolf", der das Team im Wettkampf mit der eng zusammengerückten Weltspitze anführt. Auch mental müssten si9ch die DSV-Athleten umstellen: "Du musst ein Schwein sein. Du musst am Start stehen und im Kopf haben, dass du alle weghaust. Wenn du Respekt hast, hast du schon verloren."
Es fehlen die Schießtrainer
Zudem fehle es "deutlich an der Schießleistung": Während sich andere Top-Athleten eigene Schießtrainer leisten, gebe es in Deutschland immer noch Nachholbedarf. Resultat: Andere Nationen seien "immer noch zwei, drei Schritte voraus."
Trotzdem drückt er den deutschen Biathleten für die Winterspiele die Daumen. Deren Leistungskurve zeigt kurz vor Sotschi nach oben: Andrea Henkel und Simon Schempp feierten in Antholz Einzelsiege.