Am Ende füllten sich die Augen von Martin Schmitt dann doch noch mit Tränen. "Es war eine tolle Zeit, für die ich mich besonders bei meinen Eltern bedanken möchte. Sie waren immer für mich da", sagte der Skisprung-Oldie, ehe ihm die Stimme versagte. Kurz zuvor hatte der viermalige Weltmeister verkündet, was längst kein Geheimnis mehr war: Nach 17 Jahren ist endgültig Schluss.
"Ich habe die Saison in Ruhe bewertet und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich meine Karriere beende. Das fällt mir natürlich nicht leicht, weil es eine tolle Zeit war. Ich habe lange für diesen Sport gelebt, und ich lebe noch immer für ihn", sagte Schmitt am Freitag in Willingen. Auf dem Kopf trug der 36-Jährige die lilafarbene Mütze, die in all den Jahren zu seinem Markenzeichen geworden ist.
Als die Worte ausgesprochen waren, erhob sich auch der neben ihm sitzende Bundestrainer Werner Schuster und klatschte lange Beifall. "Ich kann nur Danke sagen. Du hast bis zum letzten Tag gekämpft, das hat mich unglaublich beeindruckt. Aber es hat nicht ganz gereicht", sagte Schuster. Am Wochenende wird sich Schmitt am Rande des Weltcups in Hessen von seinen noch immer zahlreichen Fans verabschieden.
Sportler des Jahres 1999
"Ich hatte eine Karriere mit Höhen und Tiefen. Rückblickend bin ich stolz auf das, was ich erreicht habe", sagte Schmitt. Bei 292 Weltcup-Starts feierte er 28 Siege, 1998/1999 und 1999/2000 gewann er den Gesamtweltcup, viermal war er bei Olympischen Spielen dabei. 1999 wurde er sogar Deutschlands Sportler des Jahres, gemeinsam mit Sven Hannawald führte er das deutsche Skispringen in ungeahnte Höhen.
Seinen letzten Sieg im Weltcup hatte Schnitt allerdings im März 2002 gefeiert und zuletzt den Anschluss an die Weltspitze verpasst. Seine Auftritte bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen waren die einzigen Weltcups in diesem Winter - und die letzten seiner Karriere, wie schon damals viele ahnten.
"Ich hatte mit dem Wettkampf in Garmisch einen schönen Abschluss, auch wenn das nach außen nicht der große Paukenschlag war", sagte Schmitt nun: "Für mich war das ein runder Abschluss, und mit diesem Eindruck wollte ich mich verabschieden." Eine mögliche Teilnahme in Willingen sei daher nicht in Frage gekommen, von seinen Fans verabschieden wird er sich nun am Samstag zwischen den beiden Durchgängen.
Job beim DSV?
Den Staffelstab haben ohnehin längst jüngere Athleten übernommen. So wie Andreas Wellinger, der Schmitt als das Vorbild seiner Jugend bezeichnete. "Ich habe zu Martins Hochphase mit dem Skispringen angefangen. Da war ich sechs Jahre alt", sagte der 18-Jährige dem "SID" in Willingen: "Es ist schade, dass er geht, aber er hat für den deutschen Skisprung viel geleistet. Jetzt beginnt für ihn ein neuer Lebensabschnitt."
Ein Abschnitt, für den Schmitt längst Vorkehrungen getroffen hat. In Köln studiert der Routinier seit einem Jahr an der Trainerakademie, im Oktober 2015 wird er seinen Abschluss machen - und vielleicht einen Job beim DSV annehmen. "Einem Sportler seines Formats stehen die Türen offen. Wir werden gemeinsam seine Zukunft besprechen", sagte der neue DSV-Präsident Franz Steinle am Freitag.
Ganz am Ende bekam Schmitt noch zwei blaue Skier mit seinem Namen geschenkt - und wurde beinahe schwach. "Der Ski ist perfekt. Wenn ich das sehe, komme ich glatt ins Grübeln..."