Der Partenkirchner knüpfte bei der Generalprobe für Sotschi an die Vorstellung vom letzten Freitag an, als er zum zweiten Mal in seiner Karriere in "Kitz" triumphiert hatte. "Ich hab nach dem ersten Lauf schon gesagt, es ist alles möglich. Den zweiten Lauf habe ich schon sehr gut erwischt", sagte Neureuther.
Auf dem WM-Hang von 2013, auf dem er im vergangenen Februar Silber hinter seinem Dauerrivalen Marcel Hirscher (Österreich) geholt hatte, unterliefen ihm zwar im ersten Durchgang einige kleine Fehler, doch mit einem furiosen zweiten Auftritt machte er fast den gesamten Rückstand wett.
Bis auf 19 Hunderstelsekunden kam Neureuther noch heran - und sagte stolz: "Der Lauf war schwieriger, das ist mir entgegengekommen." Der ebenfalls starke Garmischer Fritz Dopfer (26) belegte den vierten Rang.
Im Finale, das vom deutschen Trainer Hannes Wallner etwas drehender gesetzt worden war, fuhr Neureuther "voll auf Angriff". Der Wimpernschlag von einer Hundertstelsekunde fehlte ihm zum amtierender Weltmeister Hirscher, bevor beide im Ziel staunend mitansahen, wie der 19-jährige Kristoffersen sie noch überflügelte.
Medaillenambitionen für Sotschi
Der Auftritt stärkte dennoch erneut Neureuthers Selbstvertrauen und seinen Medaillenplan bis zur olympischen Entscheidung in seiner Spezialdisziplin am 22. Februar.
Bei allen Rennen im Januar stand er nun auf dem Podium - ein besseres Bewerbungsschreiben für einen olympischen Glanztag kann es kaum geben. Und dass er mit Druck inzwischen umgehen kann, hat er zur Genüge bewiesen.
Auf der extrem steilen Piste hatte Neureuther auch schon im ersten Teil starke Passagen, eben nur keinen Lauf aus einem Guss. Den sparte sich Neureuther für das Finale auf.
Den achtmaligen Weltcup-Sieger riss auch die besondere Atmosphäre mit. Mehr als 40.000 Fans sorgten entlang des Hanges wieder für eine im Ski-Zirkus einmalige Stimmung und ein nächtliches Spektakel. "Das ist das Champions-League-Finale des Slaloms - gewaltig", sagte Neureuther beeindruckt.
Dopfer ebenfalls stark
Einen ebenso starken Akzent setzte auch Dopfer mit seiner bisher besten Platzierung in diesem Winter. Bei Halbzeit lag der Garmischer sogar hauchdünn vor Neureuther - und im Finale schlug sich der 26-Jährige ebenfalls glänzend. Nur ein knappes Zehntel fehlte Dopfer auf seinen Landsmann und einen Podestplatz.
Völlig außer Rand und Band waren die österreichischen Anhänger, als sich Hirscher in das steirische Tollhaus stürzte. Neureuther lächelte und erhob im Spaß drohend den Zeigefinger, als sich sein Dauerrivale und Kumpel an ihm vorbeigeschoben hatte.
Doch Hirscher hatte sich in den Schlusstoren einen Patzer geleistet, der ihm im Duell mit dem entfesselten Kristoffersen einen weiteren Triumph kostete.