DSV gibt Schuster Rückendeckung

SID
Werner Schuster genießt nach wie vor hohes Ansehen beim DSV
© getty

Trotz der enttäuschenden Vierschanzentournee gibt es kaum Kritik an Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster. Der Österreicher hat sich über Jahre einen Bonus erarbeitet.

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Nach der Entscheidung gegen Martin Schmitt bekam Bundestrainer Werner Schuster dann doch ein wenig Gegenwind zu spüren. Bei einer Umfrage des Fachportals skispringen.com hielten fast 75 Prozent der Befragten die Streichung des Altmeisters aus dem Tournee-Kader für falsch.

"Er kann nicht sagen, dass er die besten Sieben mitnimmt - und am Ende genau das Gegenteil machen", lautete einer der kritischen Kommentare.

Ansonsten gibt es trotz des enttäuschenden Abschneidens bei der Vierschanzentournee aber weiter viel Rückendeckung für die Arbeit des Bundestrainers.

DSV plant langfristige Verlängerung

Der Deutsche Skiverband teilte unlängst mit, den 2015 auslaufenden Vertrag mit Schuster langfristig verlängern zu wollen. Der Aufschwung der vergangenen Jahre sei untrennbar mit dem Österreicher verbunden, sagte DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller dem "SID".

In der Tat hat sich Schuster einen großen Bonus erarbeitet. Als er im März 2008 die Nachfolge von Peter Rohwein als Bundestrainer antrat, lag das deutsche Skispringen am Boden.

Fünf Jahre später fliegen Severin Freund, Richard Freitag und Andreas Wellinger regelmäßig auf das Podest. "Werner Schuster hat hervorragende Aufbauarbeit geleistet", sagt nicht nur der ehemalige Tournee-Sieger Sven Hannawald.

"System umgekrempelt"

Bis dahin war es ein langer Weg. "Wir haben das ganze System umgekrempelt", sagt Schuster. Sein erstes Ziel war es, einen Siegspringer zu formen - den bekam er in Freund. Dann sollte die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden - Freitag und Wellinger kamen hinzu.

Und nun will der Österreicher endlich auch den Gipfel erklimmen. Bei der Tournee klappte das in der Gesamtwertung nicht, bei den Olympischen Spielen in Sotschi (7. bis 23. Februar) sollte nun aber eine Medaille her. Das weiß auch Schuster.

Möglich ist das, daran besteht kaum ein Zweifel. "Werner verfügt über ein breit gefächertes Wissen. Er kennt den Skisprungsport nicht nur theoretisch, er lebt ihn auch zu 100 Prozent", sagt Alexander Pointner.

Cheftrainer beim DSV: "Ein Traumjob"

Österreichs Cheftrainer kennt Schuster gut, 1995 bildeten beide das Austria-Team bei der Universiade. Dritter im Bunde war Alexander Stöckl, heute Chefcoach in Norwegen. Know-How aus Österreich ist im Skispringen ein wertvolles Gut.

Groß geworden ist Schuster im Kleinwalsertal, sein Vater war ebenfalls Skispringer. Der Filius besuchte das renommierte Skigymnasium in Stams, gewann als Jugendlicher zweimal den Alpencup. Doch im Weltcup blieb Rang zwei 1987 in Sapporo seine einzige Podestplatzierung. "Ich war ein guter Jugendspringer, habe dann aber ein wenig den Anschluss verloren", gibt er zu.

Später studierte er Sport und Psychologie in Innsbruck und wurde Trainer in Stams, wo er auch den heutigen Weltmeister Gregor Schlierenzauer formte. 2007 wechselte er als Cheftrainer in die Schweiz und trainierte den viermaligen Olympiasieger Simon Ammann. Dann rief der DSV. "Ein Traumjob", sagte Schuster.

Nachwuchs drängt nach

Heute ist seine Position unumstritten. "Werner Schuster ist Käpt'n auf dem Schiff", sagt Horst Hüttel, Sportlicher Leiter der Skispringer und Kombinierer beim DSV: "Er ist vielleicht noch mehr Lotse auch für die anderen Schiffe, also den B- und C-Kader." Von dort holte Schuster neben Wellinger (18) auch den jungen Karl Geiger (20) und sendete so ein Zeichen an den Nachwuchs.

Was sein langfristiges Ziel sei, wurde Schuster zu Saisonbeginn gefragt. Seine Antwort: "Eine Basis für den deutschen Skisprungsport schaffen, damit der Sport nach Sotschi nicht wieder zusammenbricht, sondern wir über viele Jahre kontinuierlich zu den zwei, drei besten Nationen der Welt gehören." Der Anfang ist gemacht - daran ändert auch die enttäuschende Tournee nichts.

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