"Schlag ins Gesicht"

SID
Manuel Machata gab seine Kufen vor Olympia an den späteren Sieger Subkow weiter
© getty

Gegen seine umstrittene Wettkampfsperre will sich Bobpilot Manuel Machata mit juristischen Mitteln wehren. Die Strafe durch den Verband ist für ihn "ein Schlag ins Gesicht", doch ganz brechen will er mit den Verantwortlichen nicht.

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Die Kufen-Affäre um Manuel Machata erhitzt im deutschen Bobsport weiter die Gemüter. Der Ex-Weltmeister äußerte sich erstmals nach der Verkündung seiner einjährigen Wettkampfsperre ausführlich zu Wort.

Der Potsdamer kündigte dabei juristische Schritte an und ließ kein gutes Haar am Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD), der wegen der höchst umstrittenen Sanktion öffentlich unter Beschuss steht.

"Ich warte auf die schriftliche Bestätigung, und dann werde ich auf jeden Fall mein Startrecht einklagen", sagte der Weltmeister von 2011 im Interview mit dem "Münchner Merkur": "Ich fühle mich wie in einem falschen Film." Für ihn sei die Bestrafung "ein Schlag ins Gesicht".

Machatas Kufen gewannen Gold

Der BSD hatte Machata wegen "verbandsschädigenden Verhaltens" mit einer einjährigen Wettkampfsperre und einer 5000-Euro-Geldstrafe belegt. Der 29-Jährige, der sich nicht für Olympia in Sotschi qualifizieren konnte, hatte seine privaten Kufen an den russischen Doppel-Olympiasieger Alexander Subkow weitergegeben.

Da Machata offensichtlich gegen keine Athletenvereinbarung verstoßen hat, werden ihm vor dem BSD-Rechtsausschuss gute Chancen eingeräumt.

"Wenn man so getreten wird, ist das einfach nur enttäuschend. Ich habe absolut kein Verständnis", sagte Machata. Dennoch wolle er mit dem Verband nicht gänzlich brechen, denn er wolle seine Bobkarriere unbedingt fortsetzen.

Ob der BSD mit seiner Sanktion nur von der historischen Olympia-Pleite ablenken wolle, darüber wollte Machata nicht spekulieren: "Ich denke einfach, irgendwer wird im Verband ein Riesenproblem mit mir haben."

Machata ist sich keiner Schuld bewusst

Der Pilot betonte nochmals, dass er keine andere Wahl hatte, als dem Russen Subkow sein Material zu überlassen. "Ich habe mir die Kufen aus der Schweiz geliehen, um mich zu qualifizieren. Der Wunsch des Kufenbauers war, dass diese Kufen bei Olympia fahren. Und da ich mich nicht qualifiziert habe, sind die Kufen an den nächsten, der bei ihm angefragt hat, weitergegeben worden", erklärte der frühere Siegfahrer.

Trotz der heftigen Kritik will der Verband seine Entscheidung nicht noch einmal hinterfragen. "Das ist eine ganz einfache Sache: Wir haben im geschäftsführenden Präsidium einen ordentlichen Beschluss gefasst, der ist zunächst bindend", sagte BSD-Vizepräsident Rainer M. Jacobus dem "SID".

Viel Kritik für Machata-Sperre

Zuletzt hatte unter anderem der Landessportbund Brandenburg "eine Rücknahme des Beschlusses" gefordert. Rekord-Weltmeisterin Sandra Kiriasis hatte die Entscheidung des Verbandes im "SID"-Interview als "beschämend und fast schon lächerlich" bezeichnet.

BSD-Vize Jacobus zeigte sich nicht überrascht über das negative Echo: "Ich habe kontroverse Reaktionen erwartet, das ist in solchen Fällen immer so. Ein wenig ist es ja auch angesagt, via Internet Funktionärs-Bashing zu betreiben."

Den Vorwurf, der Verband wolle von anderen Problemen ablenken, wies der Funktionär zurück. Auf der Präsidiumssitzung am 21. März in Berchtesgaden, so Jacobus, solle der medaillenlose Olympia-Auftritt "intensiv und umfassend" aufgearbeitet werden.

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