Felix, Buddy und Vietnam

SID
Miriam Gössner will wieder in die Erfolgsspur kommen
© getty

Miriam Gössner scheint ihre Leidenszeit überwunden zu haben. Nach Mountainbike-Unfall und Olympia-Aus ist der Sport allerdings in den Hintergrund gerückt - zumindest ein bisschen.

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Dicke Nebelschwaden umhüllen die Ski-Arena von Oberhof, der Regen klatscht lautstark auf die Loipe - Miriam Gössner aber strahlt. "Ich bin gesund und habe eine tolle Familie daheim. Das ist doch das, was zählt", sagt die von Verletzungen so geplagte Biathletin: "Nur wenn man gesund ist, kann man wirklich glücklich sein."

Augenscheinlich ist Gössner derzeit ziemlich glücklich. Nicht ganz vergessen, aber zumindest verdrängt sind die körperlichen und seelischen Schmerzen der vergangenen Jahre, in denen die 24-Jährige einen Rückschlag nach dem anderen wegstecken musste. "Jetzt fühle ich mich wohl. Ich kann sehr gut trainieren, ich kann alles trainieren. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg", versichert sie.

Man mag es ihr förmlich wünschen angesichts der schier endlosen Leidenszeit: Gössner erlitt bereits zahlreiche Knochenbrüche, unter anderem mit 13 Jahren im Gesicht nach einem Skiunfall. Im Biathlon-Lager setzte sie in jüngerer Vergangenheit eine Zahn-OP außer Gefecht, viel einschneidender jedoch war der Mountainbike-Unfall im vergangenen Frühling in ihrer Wahlheimat Norwegen.

Auf Formsuche

Frakturen an vier Rückenwirbeln zog sie sich dabei zu und entging dem Rollstuhl nur denkbar knapp. Im Olympiawinter suchte sie danach vergebens nach ihrer Form und musste wegen anhaltender Schmerzen unter Tränen den Verzicht auf die Olympischen Spiele verkünden - beim Weltcup in Oberhof. "Das war natürlich schwer. Mittlerweile bin ich aber wieder total entspannt", sagt Gössner.

Und, irgendwie erstaunlich für diesen Ehrgeizling, hat der Sport daran einen recht geringen Anteil. Ski-Ass und Lebensgefährte Felix Neureuther hatte sie nur einen Tag nach dem Olympia-Aus mit Hund Buddy, einem Australian Shepherd, überrascht. Zudem verbrachte das Paar in Vietnam einen "wunderschönen und ganz tollen" Urlaub, über den Gössner heute sagt: "Es ist bemerkenswerst, dass die Menschen dort auch mit weniger zufrieden sind."

Vielleicht sind die Erfahrungen in Asien auch ein Grund für Gössners geänderte Sichtweise auf den Sport. Angesprochen auf ihre Ziele für den kommenden Winter nämlich gestand sie: "Ob man gewinnt, Fünfter oder Zehnter wird - am Ende ist es doch nur Sport. Klar wolle sie "ganz vorne dabei sein. Aber wenn es nicht klappt, geht die Welt auch nicht unter."

"Immer voll mitgezogen"

Drei Weltcup-Siege hat Gössner in ihrer Karriere bislang gefeiert, Nummer vier ist bei ihrem Talent eigentlich nur eine Frage der Zeit. "Sie ist sehr eifrig in den Trainingslagern, sehr diszipliniert", sagte Frauen-Trainer Tobias Reiter: "Sie hat immer voll mitgezogen, und auch am Schießstand zeigte sie gute Ansätze."

Sollte es künftig mit ihrer Problem-Disziplin am Schießstand hier und dort trotzdem mal wieder etwas hapern, darf sich Gössner zumindest der Harmonie im Kreise der Familie sicher sein. "Dort ist Sport kein Thema", sagt sie: "Ohnehin spricht zwei Jahre nach dem Karriereende niemand mehr von Biathlon. Familie zu haben und Menschen die man mag - darauf kommt es an."

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