Evi Sachenbacher-Stehle kämpft um die Verkürzung ihrer zweijährigen Dopingstrafe. Sechs Stunden verhandelte sie vor dem Sportgerichtshof CAS verhandelt. Jetzt kann sie nur noch auf ein mildes Urteil hoffen.
Evi Sachenbacher-Stehle herzte ihren Mann Johannes und strahlte sichtlich erleichtert. "Ich bin einfach froh, dass es jetzt vorbei ist und ich das Thema für mich abschließen kann", sagte die Biathletin dem "SID", nachdem sie am Dienstag vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS fast sechs Stunden lang um die Verkürzung ihrer zweijährigen Dopingsperre gekämpft hatte.
Ein letztes Mal hatte die einstige Strahlefrau des deutschen Wintersports "meine Sicht der Dinge dargestellt" - und danach sogar mit dem Gedanken gespielt, Ski und Gewehr doch noch nicht an den Nagel zu hängen.
"Es wäre schön, wenn ich noch einmal die Chance bekomme, meine Karriere fortzusetzen", sagte Sachenbacher-Stehle, wohlwissend, dass das Schicksal über ihre sportliche Zukunft nun in den Händen des CAS liegt. "Jetzt müssen wir halt abwarten."
"Zu keinem Zeitpunkt bewusst"
Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi war der Oberbayerin das verbotene Stimulans Methylhexanamin nachgewiesen worden. Am 17. Februar hatte es den positiven Test gegeben, Sachenbacher-Stehle erklärte ihn mit der Einnahme eines verunreinigten Nahrungsergänzungsmittels.
"Ich kann nur ausdrücklich versichern, dass ich zu keinem Zeitpunkt bewusst verbotene Substanzen zu mir genommen habe", sagte sie damals.
Der Biathlon-Weltverband IBU sah dies allerdings anders. Zwei Jahre Zwangspause lautete das Urteil in erster Instanz, also das sichere und unrühmliche Karriereende der zweimaligen Langlauf-Olympiasiegerin.
"Das soll nicht das letzte Bild von mir sein", sagte Sachenbacher-Stehle danach - und kämpfte wie eine Löwin um die vermeintliche Gerechtigkeit.
Auch dank ihres Anwalts Marc Heinkelein erreichte sie zumindest schon mal das beschleunigte Revisionsverfahren vor dem CAS.
Reduzierung nicht unwahrscheinlich
"Es war für mich schon erfolgreich, noch einmal die Möglichkeit zu haben, alles darzulegen", sagte Sachenbacher-Stehle. Sie wolle nämlich unbedingt verhindern, "in diese Extrem-Doping-Schiene gedrückt zu werden".
Und es ist durchaus realistisch, dass der CAS der Argumentation des Sachenbacher-Lagers folgen und noch einmal Gnade walten lassen wird. Ein Freispruch ist zwar nicht zu erwarten, die Reduzierung der Sperre hingegen nicht unwahrscheinlich.
"Das mit einem Epo-Vergehen gleichzusetzen, halte ich für sehr überzogen", hatte auch schon Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig gesagt.
Zeit wird knapp
Und noch etwas dürfte Sachenbacher-Stehle zuversichtlich stimmen: Im Juli war etwa dem jamaikanischen Sprinter Asafa Powell nach zwölf von 18 Monaten die (provisorische) Starterlaubnis erteilt worden. Auch Powell war 2013 positiv auf ein Stimulans getestet worden - und hatte mit der unwissentlichen Einnahme argumentiert.
Wann und wie auch immer sich der CAS entscheiden wird, ist derzeit offen. Fest steht nur, dass die Zeit für Sachenbacher-Stehle immer knapper wird.
Bereits Ende November startet die Weltcup-Saison mit dem Wettkampf in Schweden, ihre Teamkollegen befinden sich schon jetzt im Trainingslager in Norwegen. Will Sachenbacher-Stehle tatsächlich noch einmal im Weltcup angreifen, muss der CAS die Sperre drastisch reduzieren - und zwar so schnell wie nur möglich.