Schluss, aus und vorbei: Bereits nach dem ersten Springen ist der Traum von einem deutschen Tournee-Gesamtsieg geplatzt. Bester der Schützlinge von Bundestrainer Werner Schuster war auf der Schattenbergschanze Severin Freund auf dem 13. Platz vor Richard Freitag (15.), dem starken Trio Marinus Kraus (18.), Stephan Leyhe (19.) und Daniel Wenig (22.) sowie Michael Neumayer (25.).
Das Debakel der DSV-Adler im RE-LIVE
Für Markus Eisenbichler, Andreas Wank, Tim Fuchs und Karl Geiger war das Springen bereits nach dem ersten Durchgang beendet.
Die Reaktionen:
Bundestrainer Werner Schuster: "Wir haben einen katastrophalen Wettkampf gemacht. Wir sind kläglich gescheitert. Ich hätte mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt, dass unsere beiden Topleute so schlecht skispringen können. Das Leben hat immer wieder Überraschungen parat. Aber dass es die Spitzenleute so daneben haut, ist wirklich erstaunlich."
Severin Freund: "Das war gar nichts, schade. Da war auch nicht der Wind schuld, das war ich alleine. Wir sehen schon seit Jahren dämlich aus bei der Tournee. Auf die Gesamtwertung muss man da nicht mehr schauen."
Richard Freitag: "Die Köpfe können wir nicht in den Sand stecken und auch nicht in den Schnee - das ist zu kalt. Wir müssen sehen, dass wir den Arsch wieder hochkriegen. Wir haben noch einige Springen vor uns, auch wenn wir einigen Boden verloren haben."
Michael Uhrmanns Favoritencheck: "Freund ist die Nummer eins"
Die besten K.o.-Duelle:
Roman Koudelka (Tschechien) - Noriaki Kasai (Japan)
Koudelka, der bei Großereignissen bislang nicht wirklich erfolgreich war, legte einen unruhigen Sprung hin, der aber immerhin für 131 Meter reichte. Und was machte der alte Mann aus Japan? 137,5 Meter - verrückt. Kasai erhielt aber deutliche Abzüge bei der Landung, dennoch war er Dritter nach dem ersten Durchgang. Am Ende nur noch Achter.
Simon Ammann (Schweiz) - Peter Prevc (Slowenien)
Was für ein Schock für die Schweizer! Ammann hatte die Quali ausgelassen. Der Oberstdorf-Sieger von 2013 sprang dann auf 133 Meter, versuchte eine Telemark-Landung zu setzen, stürzte aber dabei - bitter, bitter, bitter! Das war es schon mit dem Traum vom ersten Tournee-Sieg. Der Quali-Beste Prevc zeigte dagegen einen bockstarken Sprung. 146,7 Punkte, Rang zwei, letztlich Dritter.
Michael Hayböck (Österreich) - Gregor Schlierenzauer (Österreich)
Das Duell zweier Favoriten - und plötzlich waren die Bedingungen für Hayböck perfekt. Er knallte 137,5 Meter raus, verschenkte durch einen mäßigen Absprung sogar noch ein paar Meter. Und wie reagierte Schlieri? 133 Meter, über die Lucky Loser klar weiter.
Dimitry Vassiliev (Russland) - Severin Freund (Deutschland)
Im Probedurchgang gelang Freund noch mit 138,5 Metern der weiteste Sprung. Als es wichtig wurde, ging nicht mehr viel. Der Absprung des Deutschen kam zu spät - 126 Meter. Immerhin passte die Landung halbwegs, deshalb reichte es um 1,2 Punkte gegen Vassiliev, der auf 124 Meter kam. Was für eine Zitterpartie!
Der Star des Springens: Stefan Kraft. Wahnsinn, was dieser Kerl da aus dem Hut gezaubert hat. Der erste Weltcup-Sieg - und das zum Auftakt der Vierschanzentournee. Kraft führte bereits nach dem ersten Durchgang, stand dann logischerweise als letzter Springer oben und behielt die Nerven. 291,9 Zähler, bockstark!
Der Flop des Springens: Die DSV-Adler. Diesmal kann wieder ein Deutscher gewinnen, hieß es - auch aus dem DSV-Lager - vor der Tournee. Und dann so eine Vorstellung. Gerade die Ergebnisse von Severin Freund und Richard Freitag sind eine einzige Enttäuschung.
Das fiel auf:
- Nach den katastrophalen Bedingungen am Sonntag war es für die Springer am Montag etwas einfacher. Leichter Schneefall und der ab und zu wechselnde Rückenwind bereiteten den Athleten zumindest meistens keine ganz großen Probleme.
- Der Gesamtweltcupführende Anders Fannemel hat traditionell Probleme mit der Schanze in Oberstdorf. Mit dem sechsten Rang kann der Norweger deshalb ganz zufrieden sein.
- Thomas Diethart, der Champion aus dem vergangenen Jahr, ist seit Wochen außer Form. Gegen Ziobro, der lediglich auf 95,5 Meter kam, reichte allerdings auch eine mäßige Performance (107,5 Meter) zum sicheren Weiterkommen. Letztlich reichte es aber nur zum 27. Platz.
- Mit einer Knöchelverletzung fiel Kamil Stoch lange aus. In Oberstdorf feierte der Pole ein beeindruckendes Comeback. Nach seinem ersten Sprung hatte er noch Schmerzen, am Ende wurde er heruasragender Vierter.
- Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich! Zuletzt gewann sechs Mal in Folge ein Österreicher die Tournee - und auch diesmal sieht es gut aus. Kraft und Hayböck ganz vorne, dazu Andreas Kofler als Fünfter. Beneidenswert!
Die Gesamtwertung im Überblick:
1. Stefan Kraft (Österreich) 291,9 Punkte
2. Michael Hayböck (Österreich) 285,0
3. Peter Prevc (Slowenien) 283,9
4. Kamil Stoch (Polen) 274,9
5. Andreas Kofler (Österreich) 274,8
6. Anders Fannemel (Norwegen) 270,7
7. Roman Koudelka (Tschechien) 265,3
8. Noriaki Kasai (Japan) 264,3
9. Daiki Ito (Japan) 262,5
9. Jernej Damjan (Slowenien) 262,5