Nach den enttäuschenden Winterspielen in Sotschi, bei denen das Quartett nur auf Rang elf gelandet war, war es der erste Weltcupsieg für die einst so erfolgsverwöhnten Frauen seit einem Jahr.
"Wenn die neue Saison so anfängt und im Hinterkopf immer noch die Olympiastaffel stecken geblieben ist, dann macht das schon besonders Spaß", sagte der sichtlich bewegte Bundestrainer Gerald Hönig. Das Quartett des Deutschen Skiverbandes (DSV) mit Luise Kummer (Frankenhain/1 Nachlader), Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld/4), Vanessa Hinz (Schliersee/2) und Preuß (Haag/1) landete nach 4x6 km völlig verdient vor Weißrussland um Dreifach-Olympiasiegerin Darja Domratschewa und Tschechien.
"Sieg ein bisschen unerwartet"
Und der Sieg im Pillerseetal überraschte selbst Hönig. "Jeder Sieg und jedes Podium ist besonders viel wert. Dieser Sieg kommt vielleicht ein bisschen unerwartet", betonte der Chef des Frauenteams. Die Youngster Kummer und Hinz (beide 21 Jahre) liefen erstmals überhaupt in der Frauenstaffel, Preuß (20) feierte ihre Premiere als Schlussläuferin - und ausgerechnet Hildebrand, die erfahrenste Skijägerin, leistete sich mit vier Nachladern die meisten Fehler.
"Wir können sehr stolz auf uns sein, denn wir sind noch ein sehr junges Team. Das ist wirklich toll", sagte Preuß. Die Thüringerin Kummer ergänzte: "Es ist verrückt, dieses Rennen zu gewinnen und das mit den Mädels zu erleben." Hildebrand habe vor dem Rennen auf den Sprung auf das Podest gehofft, "jetzt haben wir sogar gewonnen - das ist unglaublich!", sagte sie.
Das DSV-Quartett bestätigte die positiven Eindrücke der ersten Einzelrennen des noch jungen WM-Winters und belohnte sich dank einer hervorragenden Mannschaftsleistung mit dem ersten Erfolg seit dem Weltcup im Dezember 2013 im französischen Annecy. "Wir werden gestärkt aus diesem Wettkampf gehen, davon gehe ich fest aus", sagte Hönig, der nach den medaillenlosen Winterspielen von Sotschi in der Kritik gestanden hatte.
Trio überzeugt auch im Sprint
Am Freitag hatten es in Hildebrand (5.), Hinz (6.) und Preuß (10.) im Sprint bereits überraschend drei Deutsche in die Top 10 geschafft. "Wenn der Neuaufbau so beginnt, dann macht das schon Spaß", sagte Hönig, der aber auch gleich die Euphorie bremsen wollte: "Ich möchte den Sieg natürlich nicht hergeben, aber wir sollten nicht so blauäugig sein, und erwarten, dass es von Woche zu Woche so weitergeht."
Nach der vergangenen Saison hatte sich in Doppel-Olympiasiegerin Andrea Henkel die letzte Athletin der "goldenen Generation" verabschiedet.
Zuvor waren unter anderem bereits Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner oder Kati Wilhelm zurückgetreten. Immer wieder hatten die Frauen daher betont, dass in diesem Jahr ein Neuaufbau beginnt, bei dem viel Geduld gefragt sei.
Mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren ist die deutsche Mannschaft so jung wie seit der Wiedervereinigung nicht, der Triumph in Hochfilzen stellt nun ein erstes Achtungszeichen dar. Immerhin hatte das neuformierte Quartett bei perfekten äußeren Bedingungen starke 21,2 Sekunden Vorsprung.