Im Ziel fiel Fritz Dopfer erst einmal in den Schnee, ein bisschen aus Erschöpfung, ein bisschen wohl auch aus Enttäuschung. Läppische zwei Hundertstelsekunden fehlten ihm beim Slalom im schweizerischen Adelboden zu seinem ersten Sieg im Weltcup, und doch war er nach einem Herzschlagfinale weit davon entfernt, niedergeschlagen zu sein: "Ja, schade, aber zwei Hundertstel sind zwei Hundertstel. Ich kann hier trotzdem mit zwei lachenden Augen wegfahren", sagte der 27-Jährige.
Während Felix Neureuther nach einem allzu ungestümen Auftritt schon im ersten Lauf ausschied, war Dopfer im 104. Rennen seiner Karriere so nahe dran am Sieg wie nie.
Zum ersten Mal ging er als Erstplatzierter in ein Finale, dort aber verlor er seine immerhin 0,99 Sekunden Vorsprung auf Stefan Gross (Italien), der von Rang fünf aus seinerseits zu seinem ersten Weltcupsieg fuhr. Dritter wurde Weltmeister Marcel Hirscher (Österreich), eine Hundertstel hinter Dopfer. Linus Strasser (München) gefiel mit Rang 20.
"Es wäre ihm zu gönnen"
"Tipptopp", sei dieser zweite Platz, sagte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier, er schien mehr zu leiden als Dopfer: "Beim Fritz ist das einfach so eine bescheuerte Serie. Es wäre ihm von Herzen zu gönnen, dass er mal so ein Derby gewinnt. Vielleicht muss er mal mehr Schwein sein in seinem Leben", sagte er.
Dopfer belegte bereits zum fünften Mal in seiner Karriere Rang zwei, dazu kommen zwei dritte und sieben vierte Plätze. Bei Olympia fehlten ihm als Viertem 0,05 Sekunden zu Bronze.
"Erzwingen kann man nichts", sagte Dopfer, der auch am Samstag Vierter geworden war. Beim Riesenslalom auf dem legendären Chuenisbärgli fehlten ihm beim klaren Sieg von Hirscher vor Alexis Pinturault (Frankreich) und Henrik Kristoffersen (Norwegen) 0,10 Sekunden zum Platz auf dem Podest. Neureuther war eine Hundertstel hinter Dopfer auf Rang fünf gelandet - und darüber extrem verärgert gewesen.
"Ein bisschen blöd alles"
Im Gegensatz zu Dopfer erlebte Neureuther dann am Sonntag einen "gebrauchten Tag": Nach einem schweren Fehler und danach viel zu ungestümer Fahrweise schied er im ersten Lauf aus - zum ersten Mal in einem Slalom seit dem Rennen ein Jahr zuvor in Adelboden.
In den folgenden neun Torläufen hatte Neureuther jedes Mal auf dem Podium gestanden, dabei dreimal gewonnen, zuletzt kurz vor Weihnachten in Madonna di Campiglio. Eine beachtliche Serie.
"Ein bisschen blöd alles", sagte Neureuther am Sonntag dann nachdenklich. Dass ihm Hirscher die Führung im Slalom-Weltcup entriss und nun 56 Punkte Vorsprung hat, "das ist mir relativ wurscht", behauptete der Vizeweltmeister. Richtig überzeugend klang das allerdings nicht.
"Auf dem Boden bleiben"
Bereits am Tag zuvor im Riesenslalom, dem letzten vor der WM in Vail/Beaver Creek (USA/2. bis 15. Februar), hatte Vorjahressieger Neureuther nicht so souverän gewirkt wie in den Wochen zuvor. "Ich bin überhaupt nicht ins Fahren gekommen, das regt mich ziemlich auf", blaffte er.
0,55 Sekunden hatte er nach dem ersten Lauf hinter dem in Führung liegenden Hirscher gelegen, fiel dann im Finale von Rang zwei auf Rang fünf zurück - ein Umstand, der ihn erkennbar erregte.
Dopfer Vierter nach einer Aufholjagd von Rang 13, Neureuther Fünfter - "es ist ein vergebenes Podest", sagte Alpindirektor Maier, beeilte sich aber, den ersten Ärger über die vergebenen Chancen einzudämmen: "Wir müssen schon mal schauen, dass wir auf dem Boden bleiben."