Severin Freund warf Handküsse ins Publikum, fast 13.000 Fans sangen das Lied vom "guten Freund": Mit seinem dritten Saisonsieg hat der Skiflug-Weltmeister aus Bayern die hessische Party-Hochburg Willingen zum Kochen gebracht. "Das war ein absolut geiler Wettkampf. Wenn man einen Heimwettkampf gewinnt, ist es einfach unglaublich", sagte der 26-Jährige, der drei Wochen vor der WM seine Topform eindrucksvoll unterstrich.
Nach starken Flügen auf 149,5 und 146,0 Meter gewann Freund mit 270,3 Punkten vor dem Norweger Rune Velta (269,3) und Roman Koudelka (252,4) aus Tschechien. "Es ist ein schönes Gefühl, hier wieder ganz oben zu stehen. Ich bin heute richtig ins Fliegen gekommen, im Moment läuft es bei mir einfach" sagte Freund, der schon 2011 in Willingen gewonnen hatte.
Mit jetzt zwölf Weltcup-Siegen schloss Freund zudem in der ewigen deutschen Bestenliste zu Dieter Thoma auf Rang vier auf. Mehr Siege feierten nur Jens Weißflog (33), Martin Schmitt (28) und Sven Hannawald (18).
Der Bundestrainer ist begeistert
Freund zeigte sich einen Tag nach seiner Gala-Vorstellung im Teamspringen erneut von seiner Schokoladen-Seite und ließ die gesamte Weltelite hinter sich. Der DSV-Adler wird damit zum Dauer-Gast auf dem Podest: Bei seinem siebten Start nach der Vierschanzentournee stand er inklusive Teamspringen zum siebten Mal auf dem Treppchen. "Das war fantastisch. Mit diesen Sprüngen hat er auch den anderen Respekt eingeflößt", sagte Bundestrainer Werner Schuster.
Schon 2011 hatte Freund in Willingen mit einem Sieg die Menge zum Brodeln gebracht, zwei Siege auf der Mühlenkopfschanze waren aus deutscher Sicht bislang nur Hannawald (2002, 2003) gelungen.
Zweitbester DSV-Adler wurde am Sonntag Marinus Kraus (Oberaudorf), der als Achter sein bestes Saisonergebnis verbuchte. Ebenfalls in die Punkte schafften es Markus Eisenbichler (Siegsdorf), der enttäuschende Innsbruck-Sieger Richard Freitag (Aue) und Michael Neumayer (Oberstdorf) auf den Plätzen 13, 15 und 26. Lokalmatador Stephan Leyhe (Willingen) verpasste auf seiner Heimschanze den zweiten Durchgang.
Stoch nur auf Rang sieben
Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch, der am Freitag seinen dritten Willingen-Sieg in Folge gefeiert hatte, musste sich mit Rang sieben begnügen. Am Samstag hatte der Superstar für den Aufreger des Wochenendes gesorgt: Weil sein Anzug zu groß war, wurde die gesamte polnische Mannschaft disqualifiziert. "Man sieht, dass der Laden in Ordnung gehalten und nicht vor großen Namen zurückgesteckt wird", sagte Schuster.
Seine derzeitige Topform hatte Freund schon am Samstag beim zweiten Platz im Teamspringen bewiesen. Der Niederbayer flog auf starke 140 und 145 Meter und war der mit Abstand beste Weitenjäger des Tages. "Das war fantastisch. Zwei Sprünge auf derart hohem Niveau habe ich diese Saison noch nicht gesehen", sagte Bundestrainer Schuster.
"Klar gute Chancen" für WM
Zum historischen Hattrick reichte Freunds Gala aber nicht: Freund, Freitag, Kraus und Eisenbichler mussten sich mit 931,7 Punkten den schon im Vorjahr erfolgreichen Slowenen (957,9) geschlagen geben. Nach den Siegen in Klingenthal und Zakopane hätte das DSV-Team erstmals in der Weltcup-Geschichte drei Mannschaftssiege in Folge feiern können.
Eine WM-Medaille ist zumindest im Team dennoch fest eingeplant. "Da sehen wir ganz klar gute Chancen", sagte Schuster, der Freund im Einzel ebenfalls auf der Rechnung hat. Zunächst aber wartet am kommenden Wochenende in Titisee-Neustadt schon der nächste Heim-Weltcup, Überflieger Freund plant dort den nächsten Coup: "Derzeit läuft es bei mir einfach. Ich hoffe, das geht so weiter."