Norwegerin Johaug holt Titel über 30km

SID
Therese Johaug fährt nach 30 Kilometern als Erste über die Linie
© getty

Therese Johaug warf am Ende eines sagenhaften Solo-Laufes mit ihrem schönsten Lächeln Kusshände ins Publikum, Stefanie Böhler (Ibach) sorgte in ihrem wohl letzten WM-Rennen für das ersehnte deutsche Top-Ergebnis: Während Norwegens Skilanglauf-Star Johaug wie ein Uhrwerk zum ungefährdeten Triumph im 30-km-Klassikrennen der Titelkämpfe von Falun stürmte, war Böhlers starker sechster Platz Balsam für die wunden deutschen Loipen-Seelen.

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"Das war für das ganze Team ein schöner Abschluss", sagte Böhler, die einen Tag nach ihrem 34. Geburtstag vor 40.000 Zuschauern eine taktisch und läuferische Glanzleistung zeigte: "Ich bin gut durchgekommen und hatte keinen Tiefpunkt. Am Ende wollte ich Platz sechs unbedingt noch schaffen."

Das Rennen im RE-LIVE

Böhler machte auf den letzten Kilometern noch mehrere Plätze gut und lag schließlich 2:52,2 Minuten hinter der nie gefährdeten Johaug, die sich mit 52,3 Sekunden Vorsprung auf ihre Landsfrau Marit Björgen durchsetzte. Bronze ging an die Schwedin Charlotte Kalla (+1:31,6). Bei Olympia in Sotschi war Klassik-Spezialistin Böhler, die 2012 eine Krebs-Erkrankung überstehen musste, ebenfalls überraschend Sechste über 10 km geworden.

Karriereende weiterhin offen

"Ob ich im Frühjahr meine Karriere beende, weiß ich noch nicht. Da gibt es private Gründe. Aber es würde mir sehr schwer fallen, dieses Team zu verlassen", sagte Böhler, die mit der deutschen Staffel ihre größten Erfolge feierte: 2006 (Silber) und 2014 (Bronze) hatte sie Olympiamedaillen geholte, 2007 war sie mit dem deutschen Quartett Vize-Weltmeisterin geworden.

"Auch ihr sechster Platz hier ist wie eine Medaille", sagte Bundestrainer Frank Ullrich: "Riesenkompliment, wie sie gekämpft hat. Das war für uns ein versöhnlicher Abschluss. Wir wollten hier in Falun eine Medaille, das haben wir leider nicht geschafft. Das muss man kritisch und selbstkritisch sehen."

Carl auf Rang 29

Junioren-Weltmeisterin Victoria Carl (Zella-Mehlis) kämpfte sich wacker ins Ziel und erreichte letztlich einen achtbaren 29. Platz (+7:39,6). Hoffnungsträgerin Nicole Fessel (Oberstdorf) hatte ihren Start wegen einer akuten fiebrigen Magen-Darm-Entzündung kurzfristig abgesagt. Die 31-Jährige hatte vor zwei Jahren bei der WM in Val di Fiemme mit Platz fünf für das beste deutsche Ergebnis über diese Distanz überhaupt gesorgt.

Johaug, die ihren insgesamt siebten WM-Titel holte, war bereits 2011 mit einem Traumrennen Weltmeisterin über die längste Frauen-Distanz geworden. In Oslo lag sie beim damaligen "Marathon" im freien Stil 44 Sekunden vor Björgen. "Oh mein Gott, davon hätte ich nicht zu träumen gewagt", sagte Johaug den Tränen nahe: "Es hat einen Riesen-Spaß gemacht, es war unglaublich."

Björgen als faire Verliererin

Rekordweltmeisterin Björgen, die mit Silber ihre 22. WM-Medaille holte, war seit ihrem zweiten Platz bei Olympia 2010 hinter Justyna Kowalczyk (Polen) in Klassik-30ern ungeschlagen gewesen. "Therese war heute unglaublich, das war beeindruckend und sehr verdient", sagte Björgen. Die formschwache Kowalczyk kam in Falun nur auf Platz 17.

In einem gnadenlosen Ausscheidungsrennen hatte sich Johaug bei Kilometer sieben abgesetzt und zeitweise rund 1:20 Minuten auf Björgen hinausgelaufen. Erst auf dem letzten Kilometer ließ es Johaug etwas ruhiger angehen, jubelte frühzeitig mit der Norwegen-Flagge ins Publikum.

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