"Der König ist ein richtig netter Mensch. Es wäre schön, wenn er mich wieder empfängt", sagte der Skisprung-Weltmeister vor dem Weltcup-Wochenende in Norwegens Hauptstadt Oslo. Am legendären Holmenkollen will der Niederbayer jedoch nicht nur alte Bekanntschaften auffrischen, sondern vor allem die Krönung seiner nahezu perfekten Saison vorbereiten.
"Jetzt gilt nur noch Attacke. Wenn du verwaltest, gewinnst du nichts. Deswegen werde ich versuchen, weiter so zu springen wie zuletzt", sagte Freund, der erstmals in dieser Saison mit dem Gelben Trikot des Gesamtführenden bei einem Weltcup antritt. Die Vorzeichen sind denkbar gut: Vor genau einem Jahr hatte Freund in der Wiege des nordischen Skisports erstmals gewonnen, als Belohnung gab es den traditionellen Besuch in der Königsloge.
Ein erneuter Coup würde Freund vor dem Saisonfinale im slowenischen Planica einen beruhigenden Vorsprung geben. Mit 1443 Punkten liegt der Überflieger aus Rastbüchl derzeit vor dem Slowenen Peter Prevc (1409) und dem Österreicher Stefan Kraft (1397). Beste Voraussetzungen also, um als dritter Deutscher nach Jens Weißflog (1984) und Martin Schmitt (1999, 2000) die große Kristallkugel zu holen.
"Gesamtweltcup steht über Weltmeistertitel"
"Jetzt habe ich endlich das Trikot, und jetzt will ich es natürlich auch behalten. Aber es ist noch ein weiter Weg", sagte Freund. Den Gewinn der Gesamtwertung würde der DSV-Adler sogar noch über seinen WM-Titel von Falun stellen. "Der Gesamtweltcup ist das Größte, was man gewinnen kann. Denn dann war man über eine ganze Saison gesehen der Beste", hatte Freund schon kurz nach seinen Goldflügen in Schweden gesagt.
Dabei besteht schon jetzt kein Zweifel daran, dass Freund der überragende Flieger des Winters ist. Der Erfolg am Donnerstag in Trondheim war bereits sein siebter Saisonsieg, Vierschanzentournee-Gewinner Kraft hat "nur" drei, Prevc sogar erst zwei. "In diesem Jahr läuft es unglaublich für mich. Es hat im Januar am Kulm begonnen, seitdem bin ich stabil", sagt der 26-Jährige zu seiner fast schon unheimlichen Konstanz.
Schrecksekunde für den Österreicher Kraft
In Trondheim allerdings hätte eigentlich Kraft gewinnen müssen, das wusste auch Freund. Der Österreicher lag nach dem ersten Durchgang klar in Führung, doch dann folgte eine Schrecksekunde. Beim zweiten Sprung löste sich in der Luft die Bindung von seinem Schuh - nur eine Sicherheitsschnur verhinderte Schlimmeres. "Das war schockierend. Kompliment, wie Krafti das gelöst hat", sagte Freund.
Auch Kraft war erleichtert. "Ich habe schon nach zehn Metern gemerkt, dass sich das Zapferl gelöst hat. Dann hing der linke Ski nur noch am Sicherheitsband", sagte der Tournee-Sieger, der seinen Sprung abbrach und nur mit viel Glück und Geschick einen Sturz verhinderte. "Gott sei Dank ist mir nichts passiert", sagte der 21-Jährige.
Aufgeben will Kraft nun aber nicht. "Wir haben noch vier Wettkämpfe, da werde ich Gas geben", versprach der Austria-Adler und packte seinen Koffer für Oslo. Denn so ein Treffen mit König Harald, darauf hätte auch Stefan Kraft durchaus Lust.