Fenninger ließ den seit Wochen schwelenden Zwist, der nach einer Schlichtung in der vergangenen Woche beigelegt schien, am Dienstagabend mit beispiellosen Attacken via Facebook eskalieren.
Sie sei "jahrelang hintergangen" worden, schrieb die dreimalige Weltmeisterin und Super-G-Olympiasiegerin von Sotschi. Der Verband tue "alles, um mich fertig zu machen" und sei auf dem "besten Weg dazu".
Ihr Angriff, der vor allem auf ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel ("ein stolzer Tiroler") zielte, gipfelte in den Schlusssätzen: "Ich bin müde und kann nicht mehr. Ich habe all diese Lügen satt!" Nun befürchtet die Ski-Nation, dass "die Anna" Konsequenzen ziehen und dem Verband den Rücken kehren könnte - selbst, wenn dies eine vorläufige Sperre nach sich ziehen könnte.
Anlass der neuerlichen Zuspitzung ist eine Kampagne Fenningers für einen Automobilkonzern (Mercedes-Benz), die am Montag im Nachrichtenmagazin Profil erschien. Der ÖSV fühlt sich brüskiert, weil sich Fenninger damit gegen den Automobilpartner des Verbandes (Audi) stelle.
"Ich fühle mich verarscht"
"Ich fühl' mich, entschuldigen Sie den Ausdruck, verarscht", sagte Schröcksnadel dem Blatt Österreich. Er sei "fassungslos" und "vor den Kopf gestoßen", fügte er an, und drohte: "Das hat Konsequenzen!"
Welche, führte Fenningers Anwalt Markus Wekwerth bei Sportnet aus: "Schröcksnadel ist unberechenbar. Er wird Anna wohl rauswerfen." Und das, obwohl die Kampagne inzwischen gestoppt wurde.
Wie dieser "Rauswurf" aussehen könnte, erklärte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum im ORF: "Sie bekommt vom Verband natürlich die Lizenz. Aber kommt für ihr Umfeld, die Reisen und alles, was für gutes Training notwendig ist, selbst auf."
Am Donnerstag, Fenningers 26. Geburtstag, will der ÖSV im Rahmen einer Pressekonferenz "meine Entscheidung bekannt geben", wie Schröcksnadel herrschaftlich wissen ließ. Der Präsident gibt in der Sache seit Wochen ein unglückliches Bild ab. Obwohl das Schlichtungstreffen eigens wegen seines Urlaubs aufgeschoben worden war, erschien er dort nicht. Er habe sich "bewusst herausgehalten", sagte er jetzt.
"Eine Seite lügt"
Schröcksnadel sei jedoch über alle wesentlichen Inhalte des siebenstündigen Gesprächs informiert worden und habe seine Zustimmung zur danach veröffentlichten Friedensnote gegeben, heißt es. Auch über die Kampagne sei gesprochen worden, sagte Fenningers Manager Klaus Kärcher dem SID.
Herbert Hübel, der Anwalt des ÖSV, verneint dies in einem öffentlichen Schreiben an die Gegenseite. Fenningers Rechtsvertreter Markus Wekwerth antwortete, dass Hübel, als über die Kampagne gesprochen wurde, den Ort des Treffens bereits verlassen hatte. "Eine Seite lügt", sagte Kärcher, und ließ wenig Zweifel daran, wen er meint: "Wir waren immer ehrlich, Anna auch."
Die Schlussworte von Wekwerths Schreiben an Hübel klingen dennoch versöhnlich: "Bremsen Sie Ihren Mandanten, dann können wir diese Sache (...) vielleicht noch gütlich lösen."