Der Verband habe sich bis heute kaum an die Medien gerichtet, obwohl man in Lausanne der Meinung sei, "dass viele der veröffentlichten Aussagen falsch und irreführend" seien. Diese Zurückhaltung habe nun offenbar zu der öffentlichen Meinung geführt, "dass Pechstein vollständig rehabilitiert sei". Daher sehe die ISU, von der Pechstein vor dem Bundesgerichtshof Schadenersatz in Millionenhöhe erstreiten will, sich nun zu einer Stellungnahme gedrängt.
Unter anderem kritisiert der Weltverband die Einsetzung von Wolfgang Jelkmann als Vorsitzenden der Experten-Kommission durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Da Jelkmann Pechsteins wichtigster Experte gewesen sei und zuvor bereits für sie ausgesagt habe, könne die ISU "diese Person nicht als neutral ansehen".
ISU fechtet Pechsteins Unschuld an
Der DOSB hatte die Expertengruppe um Jelkmann im Oktober 2014 berufen, um alle vorgelegten medizinischen Fachgutachten und Diagnosen im Falle Pechstein neu zu bewerten. Die Kommission kam zu dem Schluss, dass im Falle Pechstein ein Fehlurteil gefällt worden sei. Die Befunde und das wissenschaftliche Vorgehen bezeichnete die ISU nun als unzureichend.
Pechstein war 2009 wegen erhöhter Bluwerte für zwei Jahre gesperrt worden. Die Eisschnellläuferin hatte Doping stets bestritten und die Blutwerte auf eine von ihrem Vater vererbte Blut-Anomalie zurückgeführt. Diese sei nach Meinung der ISU zum einen nicht mit Sicherheit nachgewiesen. "Selbst wenn sie tatsächlich vorliegt, könnte sie die signifikanten Werte jedoch nicht erklären", hieß es in der ISU-Mitteilung nun weiter.
Pechstein hatte zuletzt einen Spendenaufruf in eigener Sache gestartet und auf ihrer Website (www.claudia-pechstein.de) und in sozialen Medien direkt um Unterstützung gebeten. Nach eigener Darstellung benötigt sie 70.000 Euro an Anwaltskosten für die nächste Instanz (Bundesgerichtshof) im Prozess gegen die ISU. Wegen Verdienstausfällen im Zuge der durch die ISU verhängten zweijährigen Dopingsperre fordert Pechstein 4,4 Millionen Euro Schadenersatz.