Es wäre das erste WM-Gold einer deutschen Frau seit fünf Jahren. "Das Ziel war eigentlich, nah an der Spitze zu sein", sagte Schneiderheinze, "dass ich so deutlich vorne liege, hätte ich nicht gedacht." Olympiasiegerin Kaillie Humphries (Kanada) geht mit 0,31 Sekunden Rückstand in die beiden entscheidenden Läufe ab 15.00 Uhr.
Auch Titelverteidigerin Elana Meyers Taylor hatte am Freitagabend keine Chance gegen Schneiderheinze und Anschieberin Annika Drazek, die Amerikanerin liegt als Dritte zur Halbzeit 0,33 Sekunden zurück. "Sicherheit gibt es hier nicht, Fehler passieren in vier Läufen schnell", sagte Schneiderheinze: "Aber die anderen haben jetzt erst mal mehr Druck."
Stephanie Schneider belegte mit Lisa Buckwitz zur Halbzeit den vierten Platz, Mariama Jamanka reihte sich mit Erline Nolte auf Position sieben ein. Beide haben das erhoffte Top-5-Resultat damit weiterhin im Blick. Auf hartem Eis war eine saubere Fahrt nicht einfach, das belegte der Sturz ausgerechnet von Lokalmatadorin Christina Hengster im ersten Lauf, der allerdings glimpflich endete.
Bahnrekord im ersten Lauf
Schneiderheinze zeigte dagegen, dass sie zum Auftakt des Saisonhöhepunkts wieder in Topform ist, sie beeindruckte mit einem Bahnrekord im ersten Lauf und zwei Startbestzeiten. Damit schüttelte die Erfurterin nach schwierigen Monaten auch die letzten Zweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit ab. Erst vor einer Woche hatte sie in St. Moritz ihren ersten Podestplatz des WM-Winters eingefahren und damit zugleich den EM-Titel erfolgreich verteidigt.
"Das war ein Befreiungsschlag", sagte Schneiderheinze: "Ich wusste: Wenn es in St. Moritz klappt, dann haben wir auch hier gute Chancen." Dass die 1270 Meter lange Bahn am Fuße des Patscherkofel der Thüringerin liegt, ist kein Geheimnis. Nach ihrer erfolgreichen ersten Karriere als Anschieberin mit Olympiagold 2006 und dem WM-Titel 2005 bestritt sie hier 2011 ihr erstes Weltcup-Rennen als Pilotin, holte wenige Monate später auch den ersten Sieg - Igls war stets gut zu Schneiderheinze.
Denn die Olympiabahn von 1976 ist eine Starterstrecke, und die frühere Eisschnellläuferin Schneiderheinze ist auf den ersten Metern besonders stark. Zudem kann die routinierte Pilotin wieder auf die lange verletzte Drazek bauen, die Schneiderheinze auch am Freitag in Igls mit Weltklasse-Zeiten in die Eisrinne schob.
Friedrich will dritten Titel in Folge
Am Samstag starten auch die Männer zu ihren ersten beiden Läufen im Zweierbob (9.30/11.15). Weltmeister Francesco Friedrich winkt der dritte Titel in Folge, der Sachse leidet allerdings noch an den Folgen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel.
Auch Nico Walther und Johannes Lochner haben im kleinen Schlitten gute Chancen, Vierer-Weltmeister Maximilian Arndt gilt in den Rennen der Königsdisziplin in einer Woche als Favorit.