Felix Neureuther blickte kurz auf die Anzeigetafel, dann senkte er leicht den Kopf und hob halb ratlos, halb enttäuscht die Arme. Wieder nichts, und das trotz einer "überragenden Ausgangsposition", wie er beklagte.
"Ich ärgere mich wirklich. Wenn man Zweiter nach dem ersten Lauf ist, dann will man unbedingt mehr", sagte Neureuther. Aber: Es wurde nicht mehr, sondern weniger. Wie am Freitag beim ersten Riesenslalom kam er auch am Sonntag in Hinterstoder nur auf Rang sechs.
Zweimal Rang sechs, das ist "schon okay", sagte Neureuther, also: nicht schlecht. Aber eben auch: nicht gut genug für ihn. Dabei hatte der Partenkirchner am Samstag sogar seinen freien Tag geopfert, statt seinen Rücken zu schonen, tüftelte er am richtigen Setup herum. Das schien sich auszuzahlen, aber dann: "Ich habe es einfach nicht geschafft, den Schalter richtig auf Angriff umzulegen. Ich bin zu taktisch gefahren, damit gewinnt man keinen Blumentopf", sagte er über seinen zweiten Lauf.
Den perfekten Anschauungsunterricht im Riesenslalom bietet derzeit ein Franzose: Erster vor zwei Wochen in Japan, Erster am Freitag, Erster am Sonntag - Alexis Pinturault ist derzeit eine Klasse für sich. Bei seinem dritten Triumph nacheinander konnten auch Henrik Kristoffersen (Norwegen/+1,14 Sekunden) und Marcel Hirscher (Österreich/+1,26) nicht mithalten. Für Hirscher heißt das immerhin: Er liegt im Gesamtweltcup jetzt 283 Punkte vor Kristoffersen - praktisch uneinholbar.
Auch Luitz und Dopfer fallen zurück
Nicht nach Wunsch lief es auch für Stefan Luitz (Bolsterlang) und Fritz Dopfer (Garmisch). Wie am Freitag, fielen sie auch am Sonntag zurück, Luitz vom fünften auf den neunten, Dopfer vom zehnten auf den 21. Rang. Cheftrainer Mathias Berthold schlug am Sonntag die Hände vor das Gesicht, als er sah, wie Dopfer den zweiten Lauf verkorkste. Dopfer selbst hatte schon vor dem Finale ungewohnt deutlich beklagt, seine Skitechnik könne er derzeit "zum Großteil in die Tonne klopfen".
Ebenfalls nicht zufrieden, aber dennoch auf einem guten Weg zeigte sich am Samstag beim Super-G in Hinterstoder Andreas Sander (Ennepetal). "Vor einem Jahr wäre ich super zufrieden gewesen", sagte er über seinen 14. Rang "aber diesmal ... ein gutes Resultat, aber ich bin nicht ganz zufrieden." Sander war in dieser Saison zuvor schon siebenmal in den Top 15 gewesen, davon dreimal in den Top Ten - er hat mittlerweile andere Ansprüche als Rang 14.
Auch Klaus Brandner (Königsee) fand seinen guten 19. Rang nur "im Großen und Ganzen okay", nichts auszusetzen an seiner Leistung hatte Aleksander Aamodt Kilde, der den norwegischen Männern im 34. Rennen der Saison den 18. Sieg bescherte und außerdem seinerseits nach seiner ersten Weltcup-Kugel greift. Der 23 Jahre alte Kilde liegt im Super-G-Weltcup nur noch 25 Punkte hinter Landsmann Aksel Lund Svindal, der seit seinem Sturz in Kitzbühel im Januar verletzt ausfällt.
Andreas Sander ist immerhin auf einem guten Weg, beim Finale des Weltcups ab 16. März in St. Moritz in zwei Disziplinen an den Start gehen zu dürfen: In Abfahrt und Super-G liegt er im Weltcup derzeit unter den besten 25, die besten 25 einer jeden Disziplin sind in dem Schweizer Nobelort startberechtigt. "Ich bin mit dem Saisonverlauf mehr als zufrieden, es ist eine super Saison", betonte Sander, "aber", ergänzte er dann doch, "man weiß, dass schon noch einiges drin ist."
Das hätte auch Felix Neureuther so sagen können.