Vonn beendet Saison vorzeitig

SID
Vonn ging trotz Sturzverletzung in Andorra auf die Piste
© getty

Lindsey Vonn muss auf ihrer Jagd nach sportlicher Unsterblichkeit einen weiteren herben Rückschlag hinnehmen. Der Skistar aus den USA hat den Kampf um den alpinen Gesamtweltcup aufgegeben und die Saison vorzeitig beendet. Grund ist die doch schwerere Verletzung im linken Bein, die sich Vonn bei ihrem Sturz am Samstag beim Super-G in Soldeu/Andorra zugezogen hatte. Vonn selbst sprach am Mittwoch auf ihrer Facebook-Seite von "einer der schwersten Entscheidungen meiner Karriere".

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Es sah nach einem harmlosen Ausrutscher aus, doch sie erlitt bei ihrem Unfall nicht nur den zunächst vermuteten Haarriss im Tibiaplateau, der Gelenkplatte am Schienbeinkopf. Wie sich bei weiteren Untersuchungen am Dienstag in Barcelona herausgestellte, waren es drei Brüche.

Sicheres Skifahren sei somit nicht mehr möglich, begründete die selbsternannte "Kämpferin" Vonn ihre Aufgabe. Mit Blick auf die WM 2017 in St. Moritz und Olympia 2018 in Pyeongchang/Südkorea wolle sie kein weiteres Risiko eingehen.

Das tat sie zuletzt am Sonntag, als sie trotz der Verletzung bei der alpinen Kombination in Soldeu gestartet war - und Rang 13 belegte. Lara Gut (Schweiz), Vonns Rivalin im Kampf um die große Kristallkugel, schimpfte danach über die "Drama-Queen" aus den USA.

"Alles andere als Drama"

Diese konterte: "Jeder denkt, es war nur Drama und Schauspiel - aber das ist Quatsch." Trotz Schmerzen sei es ihr wichtig gewesen, "dass die anderen sehen, dass ich nicht aufgebe". Sie sei zwar alt, meinte die 31-Jährige, "aber noch nicht fertig".

Im kommenden WM-Winter wird Vonn wieder angreifen und abermals versuchen wollen, den Gesamtweltcup zum fünften Mal zu gewinnen. Den Rekord hält Österreichs Ski-Legende Annemarie Moser-Pröll mit sechs Triumphen - Vonn aber giert auch nach dieser Bestmarke.

Umso mehr wird sie schmerzen, dass die Kugel nun wohl Gut zufallen wird, die acht Wettbewerbe vor Saisonende nur 28 Punkte hinter ihr rangiert. Viktoria Rebensburg (Kreuth) hat als Dritte bereits 293 Punkte Rückstand auf Gut, deren erwarteter Gesamterfolg einen Makel tragen wird: neben Vonn fahren in diesem Winter auch die ehemaligen Siegerinnen Tina Maze (Slowenien/Wettkampfpause) und Anna Fenninger (Österreich/verletzt) nicht (mehr) mit.

Noch elf bis Stenmark

Vonn betonte in ihrer Mitteilung, wie stolz sie sei "auf das, was ich in dieser Saison geleistet habe", und führte neben ihren neun Weltcup-Siegen all ihre Bestmarken auf. Von ihrem größten Karriereziel, den erfolgreichsten Ski-Rennläufer Ingemar Stenmark (Schweden) vom Thron zu stoßen, ist Vonn (76 Siege) noch elf Erfolge entfernt. Auch von einer zweiten olympischen Goldmedaille in der Königsdisziplin Abfahrt träumt sie - einem Coup, den bisher allein Katja Seizinger (1994/98) landete.

Zuletzt begehrte jedoch immer wieder ihr Körper gegen die hohen Belastungen auf. Vonn riss seit Februar 2013 zwei Mal das Kreuzband, sie verpasste deshalb die Olympischen Spiele 2014. Nach der enttäuschenden Heim-WM 2015 in Vail mit nur einer Bronzemedaille brach sie sich vor Beginn dieses Winters den Knöchel. Außerdem befindet sich Vonn wegen ihrer Depression weiter in Behandlung.

Und dennoch will sie weitermachen "solange es geht", wie sie zuletzt versicherte. Ihren Facebook-Eintrag am Mittwoch schloss sie mit den Worten: "Wir sehen uns im nächsten Jahr!"

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