Das Duell zwischen Schempp und Fourcade verspricht beim Saisonhöhepunkt weiter viel Spannung. Als einziger Skijäger scheint der 27-jährige Schwabe am Holmenkollen in der Lage zu sein, den viermaligen Gesamtweltcupsieger Fourcade zu schlagen. Zum Auftakt in der Mixedstaffel fehlten Schempp und dem DSV-Quartett nur 4,3 Sekunden zu Gold, mit Silber um den Hals zeigte sich der viermalige Saisonsieger aber auch sehr zufrieden.
"Wir waren knapp dran an Gold. Das macht auf jeden Fall Lust auf mehr", sagte Schempp nach der stimmungsvollen Siegerehrung auf Oslos Universitätsplatz. Eine Party gab es am Donnerstagabend allerdings noch nicht, auch wenn von Schempp eine Last abfiel. "Das nimmt ein bisschen Druck von der ganzen Mannschaft. Aber jeder ist schon auf den Sprint fokussiert, da wird sich die Feier in Grenzen halten", sagte er dem SID.
Natürlich auch, weil Schempp Fourcade bei der ersten Einzelentscheidung in Norwegens Hauptstadt hinter sich lassen will. Dreimal konnte der Uhinger in diesem Winter über 10 km triumphieren, Fourcade zweimal. "Bei fünf Rennen stand ich viermal auf dem Podium, die Vorergebnisse könnten fast nicht besser sein. Ich hoffe, dass ich da weitermachen kann", sagte Schempp.
Schempp war "im roten Bereich"
Die erste WM-Einzelmedaille seiner Karriere ist an diesem Wochenende das erklärte Ziel des Staffel-Weltmeisters. In der Vorbereitung auf seine Lieblingsdisziplin war für Schempp dabei am Freitag Ruhe angesagt. Der Gesamtweltcup-Fünfte wollte locker im klassischen Stil auslaufen. "Ich hoffe, dass ich mich jetzt ganz gut erhole", sagte er auch mit Blick auf die Verfolgung am Sonntag. Denn Kraft hatte sein Staffel-Teilstück über 7,5 km ohne Frage gekostet. Schempp gab zu, dass er "im roten Bereich" war, nur so konnte er mit Fourcade mithalten.
Erst auf den letzten Metern zog ihm der siebenmalige Weltmeister davon. "Ich will hier mindestens auch einmal Gold in einem Einzelrennen gewinnen", sagte der 27-jährige Fourcade. Dabei ist sich der Doppel-Olympiasieger bewusst, dass Schempp ihm am ehesten einen Strich durch die Rechnung machen kann. "Simon ist sehr stark, so wie das ganze Jahr schon", sagte Fourcade.
Schempp will außerdem verhindern, dass er eine bittere Enttäuschung wie im Vorjahr erlebt. Auch 2015 war er im finnischen Kontiolahti als Mitfavorit im Sprint gestartet, landete am Ende jedoch auf Rang 77, weit hinter dem viertplatzierten Fourcade. Bei widrigen Bedingungen schoss er sieben Fehler und verpasste sogar die Qualifikation für die Verfolgung. "Für mich ist dieses Rennen kein Thema mehr, denn hier wird es keine Windlotterie geben", sagte Schempp.
Neben Fourcade dürfte auch der norwegische Titelverteidiger Johannes Thingnes Bö nebst Bruder Tarjei und dem Russen Anton Schipulin zu Schempps großen Kontrahenten gehören. Angst macht das dem deutschen Vorzeigeläufer nicht. "Nach der Silbermedaille blicke ich sehr positiv auf die nächsten Rennen", sagte Schempp.