"Das ist ein ganz großer Moment für mich. Das Gelbe Trikot ist etwas, da träume ich seit Kindertagen davon. Das ist echt der Wahnsinn", sagte Dahlmeier, die eigentlich gar nicht an einen Sieg geglaubt hatte: "Ich fühlte mich nicht besonders schnell. Es war ein schwieriges Rennen. Damit habe ich nie gerechnet. Ich dachte, das wird hier eher so ein mittelmäßiger Einstieg."
Weit gefehlt! Trotz ihrer beiden Schießfehler verdrängte Dahlmeier die Französin Anäis Bescond (eine Strafminute/+15,8 Sekunden) und die fehlerfreie Darja Jurkewitsch (+1:17,3 Minuten) aus Weißrussland auf die Plätze. "Schauen wir mal, wo das so hinführt und was diese Saison noch so geht", sagte Dahlmeier und grinste. Die Bayerin war in der Loipe die Schnellste und legte so den Grundstein für ihren Traumstart.
In den Händen konnte Dahlmeier das Gelbe Trikot allerdings noch nicht halten. Erst am Samstagmorgen vor dem Start des Sprints bekommt sie das begehrteste Kleidungsstück der Skijäger überreicht und wird es direkt im Rennen tragen. "Natürlich will ich es nicht so schnell wieder hergeben", sagte sie.
In die Top Ten schafften es auch Franziska Preuß (Haag/3) als Vierte und Vanessa Hinz (Schliersee/3) als Zehnte. Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld)/5) landete auf dem 25. Rang, Maren Hammerschmidt (Winterberg/8) als 56. und Miriam Gössner (Garmisch/11) als 82. enttäuschten.
Die passionierte Bergsteigerin Dahlmeier, die vor der Saison einige Zeit im nepalesischen Hochgebirge verbracht hatte, begann beeindruckend. Neben der passenden Laufform ("Es gibt ein gutes Gefühl, wenn man den Sommer über ohne Probleme trainiert") überzeugte sie einmal mehr mit dem Gewehr. Die Deutsche hatte bei ihren ersten zehn Treffern allerdings auch Glück, dass sie im Gegensatz zur Konkurrenz von heftigen Windböen zunächst verschont blieb.
Nur der 13. und der letzte Schuss gingen daneben
Das änderte sich freilich in der zweiten Hälfte des Rennens - doch Dahlmeier blieb fokussiert. Mit der nötigen Ruhe feuerte sie eine Patrone nach der anderen ab, nur der 13. und der letzte der insgesamt 20 Schüsse gingen daneben. "Laura ist als gute Schützin bekannt und hat das mal wieder hervorragend hingebracht", lobte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig in der ARD: "Laura gehört zu den komplettesten Biathleten, die es im Moment gibt."
Auf der Schlussrunde mobilisierte Dahlmeier dann noch einmal ihre letzten Kräfte, pfeilschnell durchlief sie die einsamen schwedischen Wälder so rasant wie keine andere - am Ende leuchtete die erhoffte Ziffer 1 auf der Anzeigetafel auf.
Den bislang letzten Sieg eines deutschen Biathleten im ersten Einzelrennen einer Saison hatte Michael Greis am 3. Dezember 2008 gefeiert, als er im Klassiker von Östersund triumphierte. Am Donnerstag (18.00 Uhr/ARD und Eurosport) wollen es ihm seine Nachfolger gleichtun.
Über 20 kräftezehrende Kilometer fordern Simon Schempp und Co. den französischen Dominator Martin Fourcade, der zuletzt fünfmal nacheinander den Gesamtweltcup für sich entschied und auch in diesem Winter das Maß der Dinge sein dürfte.
Ob ein (Teil-)Erfolg über Fourcade jedoch gelingen wird, ist fraglich: Während der 28-Jährige bereits am Sonntag im Single-Mixed eine beeindruckende Leistung abgeliefert hatte und siegte, dürfte insbesondere Schempp noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte sein. Der 28-Jährige, bester DSV-Athlet der Vorsaison, war in der Vorbereitung dreimal wegen eines Infekts außer Gefecht gesetzt.